: Lorenz Nachtigall
: Anna, Alzheimer und ich Bericht eines pflegenden Angehörigen über ein glückliches, erfülltes Leben - 2. aktualisierte, erweiterte Auflage
: myMorawa von Dataform Media GmbH
: 9783991298014
: 1
: CHF 3.60
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: Lebenshilfe, Alltag
: German
Das Buch behandelt die Alzheimerkrankheit aus drei verschiedenen, integrierten Perspektiven: 1. Es ist der Erfahrungsbericht eines Ehemanns, der den Alltag und den Verlauf der Alzheimerkrankheit seiner Frau detailliert dokumentiert. 2. Es ist ein Ratgeber für eine an die individuelle Bedingungslage angepasste häusliche Pflege, die trotz Alzheimer die Aufrechterhaltung der Lebensqualität und eine glückliche, erfüllte Beziehung ermöglicht. 3. Es ist ein einführendes Sachbuch, das die Diagnose, Therapie und Betreuung von Alzheimerkranken anhand eines konkreten Falls erläutert. Das Buch zeigt• wie von der Alzheimerkrankheit Betroffene denken, fühlen, handeln,• wie durch ein auf die individuelle Bedingungslage ausgerichtetes, dialogorientiertes Pflegekonzept der Krankheitsverlauf verlangsamt und die Lebensqualität aufrechterhalten werden können,• welche Anforderungen häusliche Pflegekräfte von Alzheimerkranken erfüllen sollten,• welche Therapieformen es gibt und inwieweit diese wissenschaftlich fundiert sind,• welche ethischen Grundsätze für die Pflege gelten und welche Dilemmata damit verbunden sind,• welche Unterstützungsmöglichkeiten für Alzheimerkranke und ihre Angehörigen angeboten werden, was diese bringen und was sie kosten,• was für und was gegen Alten- und Pflegeheime spricht und welche Kriterien für die Auswahl eines Pflegeheims maßgeblich sind,• wie pflegende Angehörige durch die intensive Beziehung zur gepflegten Person und das Gefühl, gebraucht zu werden, belohnt werden. Die erste 2021 erschienene Auflage ist von der Kritik und dem Markt so gut aufgenommen worden, dass schon ein Jahr nach dem Erscheinungstermin eine zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage erscheinen konnte. Für diese wurden die Berichte über den Zustand und das Verhalten von Anna im siebten und achten Jahr nach der Alzheimerdiagnose fortgeschrieben und es wurden zwei Kapitel über die 24-Stunden-Betreuung und die Digitalisierung der häuslichen Pflege von Alzheimerkranken hinzugefügt. Expertenmeinung 'Dieses faszinierende Buch beweist uns, dass ein liebevolles, also verstehendes, wertschätzendes und zärtliches Umgehen mit dem demenzkranken Menschen beiden Partnern hilft und die Beziehung vertiefen kann. Ein unbedingt empfehlenswertes Buch über die Liebe in Zeiten der Alzheimer-Demenz.' Univ.Prof. DDr. Peter Fischer, FA für Psychiatrie und medizinische Psychotherapie, Wien

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Wie Betroffene und Angehörige die Demenz erleben

In diesem Kapitel2 wird die Beschreibung fortgesetzt, was sich durch die Alzheimerkrankheit verändert hat, und wie es Anna und mir fünfeinhalb Jahre nach der Diagnose geht. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Krankheit im letzten halben Jahr leider weiter fortgeschritten ist.

Vergessen - Reduktion der Welt

Anna hat zunehmend das Interesse an der Welt verloren. Sie interessiert sich nur mehr für sich selbst und sagt das auch so. Anders als in dem lesenswerten Buch „Der alte König in seinem Exil“, in dem Arno Geiger von der Vitalität, dem Witz und der Klugheit seines alzheimerkranken Vaters schreibt, sehe ich bei Anna nur die wachsende Verkürzung der Interessen. Dinge, die sie früher interessiert haben, wie Politik, Literatur, Mode, Kochen, Natur, Kunst, Architektur usw., haben kaum mehr Bedeutung. Anderes ist nicht an deren Stelle getreten, es bleibt nur Reduktion. Dasselbe gilt für Freunde und Bekannte.

Abb. 3/1: Inhalt von Kapitel 3

Eine Konsequenz ist, dass stapelweise alte Modezeitschriften weggeworfen und unsere tollen Kochbücher verschenkt werden. Die großen Perlenbestände werden zu Ketten verarbeitet, die im Keller landen oder verschenkt werden. Das früher enthusiastisch betriebene Kettenmachen ist ziemlich bedeutungslos geworden, es geht fast nur noch um die Aufarbeitung der großen, scheinbar belastenden Materialbestände.

Anna näht noch gern Kleider, für sich und einzelne Freundinnen, aber das hat seine Grenzen. Der Kleiderschrank birst vor ihren Kreationen und in Sardinien fehlen die Ausgangsvoraussetzungen (Stoffe, gute Nähmaschine).

Das wichtigste, komplett erhaltene Interessengebiet von Anna ist die Musik. Sie hört gern Musik, sie liebt Konzerte und Straßenmusikanten und am allerliebsten spielt sie selbst Klavier – Bekanntes und neue Stücke, täglich stundenlang. Kein Besucher kommt davon, ohne sich eine Sonate anzuhören. Sie lädt völlig Unbekannte von der Straße nach Hause ein, um ihnen am Klavier vorspielen zu können. Bei jedem Straßenmusikanten bleibt sie (für mich unendlich) lange stehen und geht nur widerwillig und nac