: M. C. Beaton
: Hamish Macbeth und der tote Witzbold Kriminalroman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732578054
: Schottland-Krimis
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 222
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als der schottische Dorfpolizist Hamish Macbeth die Nachricht erhält, dass im Gutshaus des schonungslosen Witzbolds Arthur Trent ein Mord geschehen ist, hält er das zunächst für einen schlechten Scherz. Umso überraschter ist er, als er Trent tatsächlich erstochen und in einen Schrank gestopft auffindet. An Verdächtigen herrscht auch kein Mangel: Das Haus ist voller habgieriger Verwandter, die alle mehr am Inhalt des Testaments als an der Aufklärung des Verbrechens interessiert sind ...

Zweites Kapitel


Ein unterschiedlicher Sinn für Humor
kann die Zuneigung arg strapazieren.

GEORGE ELIOT

Was während der nächsten Tage in Arrat House für zusätzliche Spannung sorgte, war nicht bloß, dass sie eingeschneit waren oder immer wieder Opfer gemeiner Streiche wurden, sondern der Umstand, dass die gesamte Verwandtschaft beschlossen hatte, Amüsiertheit vorzutäuschen. Charles hatte angefangen, jedes Mal mit seinem Adoptivvater mitzulachen, was den Wettbewerbsgeist der anderen geweckt hatte.

Und welch unerschöpfliches Repertoire an Scherzen der alte Mr. Trent bereithielt! Von Stechginsterzweigen unten in den Betten bis hin zu Eiswassereimern über Türen, von Furzkissen bis hin zu Geräten in der Ecke, die unvermittelt irres Gelächter ausstießen. Melissa gewöhnte sich an, ihren Teller beim Essen fest mit der Gabel nach unten zu drücken, damit er ihr nicht plötzlich ins Gesicht flog. Wie Paul fühlte sich Melissa nicht im Mindesten verpflichtet, Amüsement angesichts der nur sehr bedingt heiteren Streiche und Scherze des Hausherrn vorzugaukeln. Vielmehr bekam sie das Gefühl, in einem überheizten Irrenhaus eingesperrt zu sein.

Es hatte aufgehört zu schneien, aber Enrico sagte, dass alle umliegenden Straßen blockiert seien.

»Bald geht Ihnen das Essen aus«, bemerkte Melissa, doch der Diener erklärte schulterzuckend, er sei stets auf solches Wetter gefasst und habe reichlich Vorräte.

Melissa versuchte, Mitgefühl mit Enrico zu zeigen. »Es muss eine schwierige Arbeit sein«, sagte sie.

Hierauf bedachte Enrico sie mit einem frostigen Blick und erwiderte, er betrachte sie als Glücksfall. Er hatte eine leicht überhebliche, selbstgefällige Art und sprach ein sorgsam akzentuiertes Englisch. Seine kleine Frau war sogar noch hochnäsiger und noch weniger kommunikativ.

Was Paul betraf, fragte Melissa sich, warum er sie eingeladen hatte. Er hatte noch keinen einzigen Annäherungsversuch unternommen und schien schrecklich viel Zeit lesend in der Bibliothek zu verbringen. Melissa zog ihre Lederjacke und ein Paar Kampfstiefel an und wagte sich nach draußen. Dort hatte Enrico einigen Schnee aus der Einfahrt geschippt, sodass an der Seite ein Weg frei war. Der Himmel war trist grau. Von draußen sah sie das Haus erstmals richtig klar: ein großer grauer, quadratischer Bau mit Türmen in allen vier Ecken, d