: Karen Swan
: Die Inseltöchter - Der letzte Sommer Roman
: Goldmann
: 9783641304485
: Inseltöchter
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 592
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Insel voller Geheimnisse, eine außergewöhnliche Frau, eine unwiderstehliche Liebe
Sommer 1930: Effie liebt ihre Heimat St. Kilda über alles. Auf der abgelegenen schottischen Insel mit ihren schroffen Felsen und unzähligen Seevögeln hat sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht. Als der Earl of Dumfries und sein Sohn Lord Sholto St. Kilda besuchen, soll Effie den beiden die Schönheit der Insel zeigen. Doch der junge Lord hat nur Augen für Effie, und der Abschied fällt ihm ebenso schwer wie ihr. Kurz darauf erfahren die Bewohner St. Kildas, dass sie aufs Festland übersiedeln müssen. Für Effie ist die Vorstellung, ihre geliebte Heimat zu verlassen, ein Albtraum. Doch es ist zugleich ihre einzige Chance, Lord Sholto wiederzusehen ...

Auftakt der großen neuen Serie der SPIEGEL-Bestsellerautorin, basiert auf wahren historischen Ereignissen.

»Der beste historische Liebesroman des Jahres.« Independent

»Lebendi erzählt und wunderbar atmosphärisch. Ein wahrer Genuss!« Heat Magazine

»Eine vielversprechende neue Serie. Diese großartige Geschichte und ihre unkonventionelle Heldin werden viele Herzen erobern.« Publishers Weekly

»Die aufregendste, bezauberndste und bewegendste Geschichte über verbotene Liebe, die ich jemals gelesen habe.« Cathy Bramley

»Eine hinreißende Liebesgeschichte im wilden Schottland der 1930er-Jahre. Perfekt für alle, die vom Sommer träumen.« Rachel Hore



Karen Swan arbeitete lange als Modejournalistin für Zeitschriften wieVogue,Tatler undYOU. Heute lebt sie mit ihrer Familie im englischen Sussex und schreibt jedes Jahr zwei Romane - einen für die Sommersaison und einen zur Weihnachtszeit.

1. Kapitel


Ein Monat zuvor – 13. Mai 1930

Am Strand bellten die Hunde. Die alten Frauen waren vor ihre Haustüren getreten und blickten stirnrunzelnd auf die Bucht hinunter. Es herrschte Ebbe, schon den ganzen Tag wehte ein heftiger Wind, der das Meer aufwühlte, und die Vögel kreisten aufgeregt über den Wellen.

Effie blieb auf dem Melkstein sitzen und füllte gelassen den Eimer, die Wange an Ionas Bauch. Sie wusste, dass es noch mindestens zwanzig Minuten dauern würde, bis ein Schiff um die Landzunge kam, auch wenn es bei diesem Wind heute etwas schneller gehen mochte. Poppit, ihre Collie-Hündin – braun mit einem weißen Fleck über dem Auge –, saß neben ihr, die Ohren aufgestellt, und blickte zum Wasser hinunter, in Erwartung der noch weit entfernten Eindringlinge. Sie wich nicht von Effies Seite.

Von ihrem erhöhten Standpunkt aus konnte Effie die Dorfbewohner umherlaufen sehen. Das Melkgehege lag auf einem Drittel des Weges zum Gipfel, und sie genoss jedes Mal die Aussicht. Es war ein Dienstag, also Waschtag, und die jüngeren Frauen standen mit gerafften Röcken in den Bächen und unterhielten sich, während sie ihre Wäsche schrubbten. Wären Besucher auf die Insel gekommen, hätten die Frauen ihre Laken nicht an den Leinen flattern lassen, aber in dieser Woche wurden keine Touristenschiffe erwartet. Wenn ein Fischkutter eintraf, machte das nichts aus – die meisten der Kapitäne waren Freunde.

Aufgrund der Lage in einem Talkessel konnte man das Kommen und Gehen jedes Dorfbewohners von beinahe jedem Punkt aus beobachten. Die Hänge stiegen zu drei Seiten erst sanft an, führten dann weiter oben zu hohen Felsen, die auf der anderen Seite zur tosenden See hin steil abfielen. Nur auf der südöstlichen Seite flachten sie zu einem Kiesstrand ab, geformt wie der Schnabel einer Milchkanne. Das war die einzige Stelle, an der man auf der Insel anlegen konnte. Die See war rau, aber glücklicherweise grenzte die Insel Dùn – nicht viel mehr als ein Stück karger Fels in Form eines Fingers – beinahe an die Küste von Hirta, der einzigen bewohnten Insel des Archipels St. Kilda. Die kleine Nachbarinsel bildete einen natürlichen Wellenbrecher, sodass die Village Bay im grauen Gewässer des nördlichen Atlantiks einen sicheren Hafen bildete. Während besonders heftiger Stürme hatten hier schon bis zu zwanzig Schiffe Zuflucht gesucht.

Kutterfischer, Walfänger und Matrosen – alle, die in der Village Bay Schutz fanden – schwärmten von dem hübschen Anblick des einladenden Dörfchens, das sich in das Oval der Bucht schmiegte, mit rauchenden Schornsteinen und flackernden Öllampen. Die grauen Cottages, dazwischen vereinzelte traditionelle Blackhouses, die seit den 1860er-Jahren zunehmend verfielen, standen Seite an Seite an der Ostseite der Bucht, entlang einem Deich aus massiven Steinen. Wenn man von den Bergkämmen hinunterblickte, sahen sie aus wie eine Reihe von Zähnen. Riesenzähne, hatte Effies Mutter immer gesagt.

Durch seine Lage war das Dorf vor dem Wind geschützt, der über die Hänge pfiff und so stark war, dass er Felsbrocken lockern und Dächer von den Häusern reißen konnte (jedenfalls bevor der Landlord, Sir John MacLeod of MacLeod, sie mit Stahlbändern hatte befestigen lassen).

Es gab nur eine einzige Straße, einen breiten, grasbewachsenen Weg, der zwischen den Cottages und einer breiten, niedrigen Mauer entlangführte, hinter der Anbauflächen lagen. Die Dorfstraße war das Herzstück des Insellebens. Hier versammelte man sich an schönen Tagen im Windschatten der Häuser, um die Sonne zu genießen. Die alten Frauen saßen mit Strickzeug oder am Spinnrad vor ihren Türen, Kinder rannten an der Mauer entlang, gelegentlich stieg eine Kuh darüber. Jeden Morgen trafen sich die Männer vor der Nummer fünf oder sechs zum »Parlament«, um ihre täglichen Absprachen zu treffen oder Aufgaben zu verteilen, und