Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und
bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man Vertrauen.
Kapitel 1
Genau vor einem Jahr hatten wir unsere Siebensachen gepackt und die Heimat verlassen. Der riesige Container war zum Bersten voll mit unserem Hausrat. Ich hatte gerade noch ein Klavier besorgt und den letzten freien Platz damit belegt, bevor das stählerne Paket die Reise über Antwerpen zum Zielhafen nach Tanga in Tansania antrat. Unsere Fahrräder, die Kreissäge, Werkzeuge, kleinere Möbel, Betten, Matratzen und der übliche Hausrat, nicht zu vergessen 12 Flaschen steirischen Kürbiskernöls und meine Saxophone – mit all diesen Dingen und einer gehörigen Portion Enthusiasmus waren wir ausgezogen, um in der neuen Heimat ein neues Leben zu beginnen.
Es war während unserer Abenteuerreise zu Pferd durch Afrika gewesen2, irgendwo im sambischen Urwald, als Esther das erste Mal den Vorschlag zum Auswandern gemacht hatte. Für sie war es immer ein Herzenswunsch gewesen, einmal auf einem anderen Kontinent zu leben, und offensichtlich hatte sie ihre Entscheidung bereits gefällt. Sie war so fasziniert von dem Gedanken, dass sie immer wieder versuchte, mich zu beeinflussen, genauso wie sie mich letztendlich zu diesem 5000 Kilometer langen Ritt überredet hatte. Da alle bisherigen Ideen Esthers immer gut gewesen waren, hatte ich mich nach anfänglichem Zögern schließlich doch durchgerungen, mich damit auseinanderzusetzen. Für Esther lagen die Argumente klar auf der Hand. Als Schauspielerin und Sängerin hatte sie nach ihrem letzten Engagement in Berlin kein neues in Aussicht. Sie hatte genug davon, immer wieder Auditions zu besuchen, um über eine bestimmte Zeit an irgendeinem Ort Theater zu spielen, ohne Aussicht, diesen Kreislauf durchbrechen zu können. Sie war felsenfest davon überzeugt, diesen Schritt zu wagen, während ich hin und her überlegte und meine Entscheidung so lange hinauszögerte, bis wir Udo trafen …
Neun Monate waren wir bereits unterwegs gewesen, um den afrikanischen Kontinent von Südafrika bis Kenia im Sattel zu bereisen. Probleme mit aufdringlichen Menschenmassen und die Hitze hatten uns so zugesetzt, dass Esther mit den Nerven am Ende war und ich 20 Kilogramm an Körpergewicht verloren hatte. Aber auch unsere fantastischen Reittiere hatten nach den aufreibenden letzten Kilometern dringend Erholung nötig.
Mit letzter Kraft hatten wir uns nach Karatu geschleppt, einem kleinen Ort am Fuße des Ngorongoro-Kraters, nur noch 200 Kilometer von unserem Ziel entfernt.
Unsere Hoffnungen waren nicht enttäuscht worden. So wie der Reiseführer uns verraten hatte, begann ab hier das touristisch erschlossene Gebiet Tansanias. Safarihotels, die europäischem Standard entsprachen, wurden angepriesen, und wir hofften, auf einer dieser Lodges unterzukommen.
Gleich der erste Kontakt, den Esther herstellte, führte zu Udo, den Besitzer der Plantation-Lodge. Spontan lud uns dieser zu sich ein. Eine Woche verköstigten uns er und seine Frau Renate kostenlos in ihrer Nobelherberge. Welch ein Luxus! Sie kümmerten sich rührend um uns, obwohl die Hauptsaison bereits begonnen hatte und das Haus ausgebucht war. Die überschwängliche Gastfreundschaft war Balsam für unsere strapazierten Nerven, nachdem wir einige Tage zuvor, nur knapp 50 Kilometer entfernt, fast gesteinigt und in ein tansanisches Gefängnis gesteckt worden waren. Wir fühlten uns wie im siebten Himmel, berichteten über unsere Reise, aber auch über die Pläne, eventuell in Afrika sesshaft zu werden. Dass die Begegnung mit dem sympathischen Ehepaar der Grundstein für eine Freundschaft und schließlich der Beginn einer Nachbarschaft werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.
Bevor wir am zweiten Tag im neuen Ja