KAPITEL 2
Zwischen„Newby" und„Angekommen"
An den Krankenhausalltag auf der Peripherstation gewöhne ich mich trotz meiner anfänglichen Startschwierigkeiten in den nächsten Wochen recht schnell. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ich im Hinblick auf die mich betreuendenÄrzt*innen diesmal deutlich mehr Glück habe, als in den ersten Tagen mit meinem„Lieblingsstationsarzt". Sie erklären mir viel, geben sich Mühe, mich mit einzubinden, und auch wenn ich neben ein paar„Highlight"-Abdomensonographien oft nicht viel mehr tun kann, als Viggos zu legen, Arztbriefe zu schreiben und ab und an neue Patient*innen aufzunehmen, wertschätzen sie meine Arbeit dennoch sehr. Ich lerne in dieser Zeit eine Mengeüber den klinischen Umgang mit diversen Krankheitsbildern und gewinne langsam ein wenig Routine und Sicherheit im Patientenumgang.
Insbesondere die„Schlüssel-Aufgaben" der gemeinen PJler-Schaft, nämlich die Blutentnahmen und das Viggo-Legen bei„schwierigen" Patient*innen, werden selbstverständlich bald zu meinem alltäglichen Kerngeschäft. Da ich dabei so gut wie alle„Klischee-Situationen" erlebe, auf die man sich im Medizinstudium gefasst machen muss, möchte ich euch zwecks mentaler Vorbereitung meinBest of des„So-viel-Blut-wie-Siehier-abnehmen-hab'-ich-eh-nix-mehr-übrig!“ präsentieren.
Vorab: Dieser Exkurs zum Thema„Blutentnahme und VVK" soll selbstverständlich nicht nur dazu dienen, die häufigsten Alltags-Situationen ein wenig aufs„Korn zu nehmen". Vielmehr möchte ich euch daran erinnern, dass wir jederzeit respektvoll mit unseren Patient*innen umgehen sollten. Insbesondere, wenn wir„nur mal eben zu Patient*in xx" wollen, entpuppt sich ein augenscheinlich simples Unterfangen nicht selten als kommunikative Herausforderung der Extraklasse.
Es ist nachvollziehbar, dass man dabei mitunter zu ungeduldigem Verhalten neigen mag, vor allem, wenn man es mit besonders schmerzempfindlichen, unfreundlichen oder nörgeligen Patient*innen zu tun hat. Ebenso kann es auf Dauer wirklich nervenaufreibend sein, wenn man zum wiederholten Male zu jemandem geschickt wird, der sich im Halb-Stunden-Takt alle Zugänge herauszieht. Doch denkt daran: Nicht wenige unserer Patient*innen sind dement, delirant oder psychisch erkrankt und verstehen nicht, warum ihnen jemand eine Nadel in den Arm rammen möchte (und warum diese in der Folge dort verbleiben soll). Respektiert es zunächst immer, wenn jemand die Blutentnahme verweigert. Haltet in solchen Fällen mit den euch betreuendenÄrzt*innen Rücksprache und verschafft euch Klarheit darüber, ob eure Patient*innen einwilligungsfähig sind oder nicht. Zudem hat jeder Mensch ein individuelles Schmerzempfinden und zu unserer guten Laune würde es sicherlich auch nicht beitragen, wenn unsere Arme mehrmals täglich zerstochen würden.
Nehmt euch daher immer die Zeit, eure Patient*innen zu beruhigen, erklärt ihnen so gut es eben geht, was ihr vorhabt, und bleibt dabei vor allem freundlich und geduldig.
Aus der Rubrik:„Ich bin mal schnell Blut abnehmen"
Während ich mich einer Patientin vorstelle und mir die Hände desinfiziere, fragt die Frau mich als allererstes argwöhnisch, ob ich dennüberhaupt mit Nadeln umgehen könne. Ich versichere ihr, dass ich den ganzen Tag nichts Anderes tun würde.„Hat das denn der Herr Doktor angeordnet?", fragt sie.„Selbstverständlich", entgegne ich.„Warum macht er es dann nicht selbst?!", will die Patientin wissen.„Weil er genügend andere Dinge zu tun hat", erkläre ich geduldig.„Außerdem dürfen auch Mediz