Kapitel 1
Stimm dich ein auf den Mond
Ich beginne diesen Teil des Buches, indem ich dir meine Lieblingsgeschichte zum Neumondwünschen erzähle. Zu diesem Zweck muss ich zurückkehren in die Zeit, als ich dreizehn oder vierzehn war und in der Hauptstadt des australischen Bundesstaats Tasmanien, in Hobart, aufwuchs. Falls du noch nie etwas von Tasmanien gehört haben solltest, der Staat ist eine Insel südlich des australischen Festlands. Zwischen dieser Insel und der Antarktis ist nichts sonst als eine äußerst bewegte See und eisige Luft. Glaub mir, ich weiß es, denn ich bin dort gesegelt!
Wünschen auf Basis von Träumen
Damals hatte ich nur den einen Wunsch: Tasmanien den Rücken zu kehren und in Paris zu leben. Die Wände meines Schlafzimmers waren mit Bildern dieser Stadt übersät; ich las französische Gedichte und hörte französische Musik. Das allererste Gericht, das ich zuzubereiten lernte, war Quiche lorraine – allein deshalb, weil es ein französisches ist. Irgendwann gelang es mir sogar, ein Päckchen Gauloises zu erwischen – nicht etwa, um die Zigaretten zu rauchen, sondern um sie wie Räucherwerk in meinem Zimmer zu verbrennen und mir dabei vorzustellen, ich sei eine schicke Pariserin, die in einem schummrigen Café im Quartier Latin sitzt und Jazzmusik hört. (Unglücklicherweise roch meine Mutter die Zigaretten, dachte sich ihren Teil, und schon hatte ich einen Haufen Ärger.)
Schneller Vorlauf in eine Zeit viele Jahre später: Ich war fertig ausgebildete Journalistin und hielt mich eine Woche lang in Paris auf, weil ein Freund, der in Australien Urlaub machte, mir die Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben hatte. Das war nicht meine erste Reise in meine Traumstadt, nein, aber es war mein erster Paris-Besuch als Erwachsene und ohne Begleitung.
Zufällig kam ich in einer Neumondnacht in Paris an. Also schlug ich den direkten Weg zum Eiffelturm ein, um dort meinen Neumondwunsch zu äußern. Ich war der Meinung, dass die hohe Turmspitze ein ideales Leitmedium wäre, um meine Wünsche direkt in den Himmel zu führen. Und diese Überzeugung erwies sich als zutreffend. Mein Wunsch an jenem Tag besagte, dass ich viel länger in Paris bleiben wollte als nur die Woche, die ich gebucht hatte. Ich war eine ungebundene freischaffende Journalistin – das hieß, dass ich mit meinem Laptop praktisch überall arbeiten konnte, vorausgesetzt, ich verfügte über einen Internetanschluss –, und ich besaß den richtigen Pass. Nun, da ich endlich in Paris war und so viele ideale Voraussetzungen erfüllt waren, warum, um Himmels willen, sollte ich da bereits nach einer Woche wieder abreisen? Nachdem ich meinem Wunsch Ausdruck verliehen hatte, kehrte ich zurück in die Wohnung meines Freundes. Auf dem Weg durch die wunderschönen abendlichen Straßen von Paris hörte ich eine Stimme in meinem Kopf klar und deutlich sagen: »Ha, ich lebe jetzt hier!«
»Unglaublich«, dachte ich bei mir, »wie komme ich dazu, etwas so Merkwürdiges zu denken?« Und doch verhielt es sich genau so.
Am nächsten Tag fiel mir ein handgeschriebener Zettel ins Auge, auf dem unweit meines gegenwärtigen Aufenthaltsortes eine Wohnung in einem der schicksten Viertel von Paris angeboten wurde. Ich suchte die charmante Eigentümerin auf (die, wie ich später herausfand, eine europäische Prinzessin