Ich wurde 1958 geboren, zu einer Zeit, als alle Welt verrückt nach Autorennen war: Scalextric, Formel 1, die Monte-Carlo-Rallye. Mit zehn Jahren schaute ich zu, wie ein Lamborghini über einen Abhang stürzte und wie Mini CoopersJagd auf Maschinen machten. Und als Kowalski in seinem Dodge Charger in den fünften Gang schaltete und den Cops inFluchtpunkt San Francisco davonzog, rief ich verblüfft: »Er hat noch einen Gang!« Danach versuchte ich mich in meinem Kinositz zu verstecken, weil sich sämtliche Zuschauer umgedreht hatten und mich anstarrten.
Ich verschlang die ZeitschriftAutosport, die wöchentliche »Bibel« aller Motorsportbegeisterten. Während der Marathon-Rallye 1968 war ich nicht vom Radio wegzubekommen. Schon als Sechsjähriger wusste ich genau, dass meine Zukunft im Motorsport lag. Als Zwölfjähriger wusste ich, dass ich Rennwagen entwerfen wollte.
Beim Spielen mit der Scalextric-Modellrennbahn.
Meine Leidenschaften wurden zu Hause geprägt. Unser Haus lag am Ende einer ländlichen Nebenstraße in einem Vorort von Stratford-upon-Avon. Das Grundstück grenzte hinten an einen stinkenden Schweinemastbetrieb, wo mein Vater mit seinem Geschäftspartner Brian Rawson eine Tierarztpraxis betrieb. Er behandelte Kleintiere ebenso wie das Nutzvieh der umliegenden Bauernhöfe, und ich war schon von klein auf gewöhnt, ihm als Assistent den Wassereimer und die Kälberstricke zu reichen. Ich habe so viele neugeborene Kälber und Lämmer gesehen, dass es mir für mein ganzes Leben reicht.
Meine Mutter Edwina war eine attraktive Frau; ein toller Fang. Während des Kriegs hatte sie als Krankenwagenfahrerin gearbeitet. Meinem Vater war sie begegnet, als sie ihren kranken Pyrenäen-Hirtenhund zu ihm in die Praxis gebracht hatte. Ihr Vater hatte den neuen Verehrer sofort abgelehnt. »Der kommt mir nur über meine Leiche ins Haus«, hatte er geknurrt. Am Tag bevor mein Vater zum ersten Mal zu Besuch kommen sollte, starb Edwinas Vater prompt an einem Herzinfarkt.
Ich wurde am Boxing Day geboren, am zweiten Weihnachtsfeiertag. Die etwas wilde Geschichte, die dazu kursiert, geht so, dass meine Eltern gerade in der Gegend von Colchester, offensichtlich mit einer Hebamme auf dem Rücksitz in Bereitschaft, unterwegs waren, als bei meiner Mutter die Fruchtblase platzte. Es waren andere Zeiten, klar, aber auch damals bekam man wohl keine ständige Hebamme zugeteilt, falls plötzlich die Wehen einsetzten, und was sie an Weihnachten bei meinen Eltern wollte, weiß ich auch nicht. Jedenfalls klopfte mein Vater an die nächstbeste Haustür, freundliche Fremde nahmen sie auf, und schon war meine Mutter entbunden, und ich lag in einer Kommodenschublade als provisorischer Wiege.
Dann kamen die 1960er-Jahre, und meine Mutter fühlte sich vom Lebensstil der Hippies angezogen. Sie zog sich entsprechend an und war als Blumenkind damals in Stratford ein ziemlich exotischer Anblick. Sie hatte bereits einen Sohn aus erster Ehe namens Tim, was damals, als Scheidungen noch selten waren, recht ungewöhnlich war. Tim ist sieben Jahre älter als ich, und wir hatten verschiedene Interessen. Wir stritten uns immer lebhaft darum, ob wir im Fernsehen die HitparadeTop of the Pops oder die AbenteuerserieThunderbirds anschauen sollten, die zur selben Zeit auf BBC1 und ITV liefen, aber der Altersunterschied bedeutete, dass er bald ins Internat Repton gesch