: Nicola Förg
: Markttreiben
: Emons Verlag
: 9783863580261
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In Peiting ist Hollywood ausgebrochen, und die Marktgemeinde ist gespalten: Die einen sehen sich schon als neue Stars, die anderen wettern gegen das dünne Filmchen und die dummen Bayernklischees. Dann wird Leo Lang erwürgt aufgefunden, Mitglied beim Burschenverein und glühender Verehrer der Filmcrew. Er sollte das Equipment der Filmleute bewachen - noch die teuren Kameras sind weg. War es wirklich ein Raubmord? Kommissar Gerhard Weinzirl muss tief hinein - in einen geheimen Stollen im Ammertal, in die alten Zeiten der Hauer und Steiger im Peitinger Bergwerk und am tiefsten in den Sumpf fataler Affären in der so harmlos wirkenden Voralpen-Marktgemeinde. Mit dabei: die kühle Evi, die aufbrausende Jo und der ehemalige Kollege Baier im Unruhestand.

Nicola Förg ist im Oberallgäu aufgewachsen und studierte in München Germanistik und Geographie. Sie lebt mit fünf Pferden, drei Kaninchen und einer wechselnden Zahl von Katzen in einem vierhundert Jahre alten denkmalgeschützten Bauernhaus im Ammertal. Als Reise-, Berg-, Ski- und Pferdejournalistin ist ihr das Basis und Heimat, als Autorin Inspiration, denn hinter der Geranienpracht gibt es viele Gründe zu morden - zumindest literarisch.

ZWEI

Was geschah? Der Stein trat aus dem Berge.

Wer erwachte?

Gerhard fuhr aus dem Schlaf hoch, er brauchte ein paar Sekunden, um die Stimme zu erkennen, die sagte: »Er sitzt im Foyer der Raiba, auf geht’s, Weinzirl. Sie sind gefragt.«

Das war die Stimme von Baier, von seinem alten Kollegen und Vorgänger. Menschenskind, der gute Baier, wie oft hatte er ihn besuchen und in Baiers Hobbykeller mal wieder Bier und kubanischen Rum verkosten wollen. Aber er kam ja nicht mal dazu, Kontakte zu seinen engsten Freunden zu pflegen, sogar seine Vermieter nebenan sah er oft tagelang nicht.

»Baier, altes Haus! Das freut mich ja.«

»Schmarrn, Weinzirl. Das freut Sie nicht. Im Foyer, sag ich. Auf, auf!«

»Baier …« Gerhard überlegte kurz, ob Baier womöglich senil wurde oder wunderlich oder beides. Er verwarf den Gedanken aber wieder. Selbst wenn der Rest der Welt dem Wahnsinn anheimfallen würde, Baier würde seine Klarsicht bewahren. Und sein brummiges Auftreten, hinter dem sich ein brillanter Beobachter und Kriminalist verbarg. »Baier«, hob er erneut an, »wer sitzt in welchem Foyer? Welcher Raiba?«

»Na, der Tote. Er sitzt in Peiting im Foyer der Raiffeisenbank. Sind Sie besoffen? Oder noch nicht wach? Jetzt schwingen Sie die Hufe.«

Zweierlei irritierte Gerhard: Baier sprach in ganzen Sätzen, was er selten tat, und »Schwingen Sie die Hufe« war so gar nicht sein Jargon.

Gerhard sah auf die Uhr. Baier war ein Witzbold. Es war sechs, es war ja noch nicht mal richtig Tag. Außerdem war Sonntag. War das eine Zeit für Tote? Und was hatte Baier damit zu tun? Er nahm einfach mal an, dass Baier zwar nicht dem Wahnsinn anheimgefallen war, aber doch an seniler Bettflucht litt. Denn wenn da einer tot war, würde der kaum töter werden. Gerhard hatte keine Lust, wie ein Fernsehkommissar zu den unmöglichsten Zeiten durch die Nacht zu pilgern. Auch er hatte so was wie Dienstzeiten.

Er sammelte sich langsam. Schwang die Beine zur Seite, während er versuchte, gleichzeitig das Handy festzuhalten. Es entglitt ihm. Er wand sich aus dem Bett; er war in dem Alter, wo der morgendliche Kreuzschmerz einen zu seltsamen Krabbeleien zwang, wo man seitwärts-auswärts robbte, weil das Kreuz energetisches Aufspringen sofort mit Höllenschmerz quittierte. Gut, er wollte sich schon länger mal ‘ne bessere Matratze kaufen; der uralte Futon, den er nie aufrollte, war ein Bandscheibenkiller. Er fummelte nach dem Handy, aus dem Baier plärrte.

»Weinzirl? Weinzirl, sind Sie verstorben?«

»Nein, ich komm ja schon.«

»Gut, in zwanzig Minuten.«

Baier war ein Witzbold! Sollte er fliegen? Gerhard unterließ alle weiteren Fragen. Was Baier da eigentlich zu suchen habe. Ob denn keine Kollegen vor Ort seien. Was ein Toter in einer Bank mache. Das würde sich später klären, einen Baier ließ man nicht warten. Früher nicht und heute auch nicht. Gerhard schöpfte sich kaltes Wasser ins Gesicht, zog Jeans und T-Shirt an, stürzte zurück ins Bad, wo er schnell noch mit dem Deostick unter dem T-Shirt rumfuhrwerkte. Er griff sich eine Jacke und stolperte über Seppi, der ihn verschlafen ansah. Sein Blick war unmissverständlich: Spinnst du, weißt du, wie spät es ist?

»Kumpel, ich weiß, du brauchst deinen Schönheitsschlaf, kannst du nachher selber aufs Klo gehen?«

Wieder ein Mitleidsblick, d