: Gunter Dueck
: Verständigung im Turm zu Babel Über Multi-Channel-Kommunikation und proaktives Zuhören
: Campus Verlag
: 9783593422558
: Keynotes
: 1
: CHF 4.80
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 69
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einer immer komplexer und globaler werdenden Welt ersticken wir in 'Kommunikationsproblemen'. Dieses Buch handelt von der Babylonischen Entwirrung, also von der besseren Verständigung. Menschen reden in aller Regel miteinander so, als wären sie in etwa gleich. Sie sind es aber nicht! Deshalb heißt Verständigung nicht nur, sich auszudrücken, sondern auch, zu erfahren, wer der andere ist. Gunter Dueck schildert anhand lebensnaher Beispiele, wie man auf Verschiedenheiten eingehen und so auf verschiedenen Ebenen effektiver kommunizieren kann.

Gunter Dueck war Mathematikprofessor und bis August 2011 Chief Technology Officer bei IBM. Seitdem lebt er im Unruhestand. Er arbeitet als Autor, Blogger, Netzaktivist, Business Angel und Speaker und widmet sich weiterhin unverdrossen der Weltverbesserung. Bei Campus erschienen seine Bücher »Das Neue und seine Feinde« (2013), »Schwarmdumm« (2015), »Flachsinn« (2017), »Heute schon einen Prozess optimiert?« (2020) und »Keine Sinnfragen, bitte!« (2022).

Kommunikation auf vielen Kanälen


Vier klassische Ebenen der Kommunikation


Man wusste schon immer, dass Menschen alles Gesagte verschieden aufnehmen. Das, was»sachlich« gesagt wird, kann»auf Gefühle« stoßen oder»emotional« aufgenommen werden. In diesen anderen Modi wird das Gesagte unter Umständen vollkommen anders bewertet. Was zum Beispiel grundvernünftig ist, kann große Angst auslösen (»Ich rate Ihnen zu einer Operation.«). Oft werden reine Gefühlsausbrüche (»Du bist so blöd!«) als Nachricht auf der Sachebene ausgewertet (»Sie zweifelt an meiner Intelligenz.«). Oft wird ein Lob als Tadel oder Beleidigung aufgefasst:»Du hast ein großes Potential, aus dir wird vielleicht ein Großer.«–»Was willst du damit sagen? Bin ich nicht schon ein Großer?« Immer senden die einen aus einer bestimmten eigenen Perspektive heraus– und die anderen hören und verstehen auf einem anderen, vielleicht ganz falschen Ohr.

Die verschiedenen Ebenen des Denkens, des Fühlens und der Instinktreaktion (»emotional«) kennen wir ja alle– oft zu unserem Leidwesen. Alle verzweifelten Versuche, die Sprachverwirrung dadurch zu beenden, dass wir alle immerfort»sachlich« bleiben, sind gescheitert. Wir müssen das Problem der Kommunikation als solches für uns annehmen. Wir sind nicht nur sachlich, fair, objektiv, optimistisch, nachhaltig, kooperativ… Wir sind komplexe Menschen.

Friedemann Schulz von Thun hat uns ein erstes richtig gutes Kommunikationsmodell geschenkt, mit dem wir unsere Kommunikation besser verstehen können. Dieses Modell aus dem BuchMiteinander Reden, Teil 1 möchte ich hier im Buch erweitern.

Schulz von Thuns Modell der Kommunikationspsychologie heißt»Vier-Seiten-Modell«,»Kommunikationsquadrat«,»Nachrichtenquadrat« oder»Vier-Ohren-Modell«.

Ich kopiere dazu die heute weithin bekannte Graphik dazu aus derWikipedia:

In diesem Modell stellt man sich vor, dass der Empfänger vier verschiedene Ohren hat– oder eben, dass er auf vier verschiedene Ebenen das vom Sender Gesagten entschlüsselt oder wahrnimmt. Die vier Ohren sperren sich auf, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Was will der Sender von mir? (Appell)
  • Worüber redet bzw. informiert er in der Sache? (Sache)
  • Was sagt erüber sich selbst aus? Was erkenne ich jetztüber sein Selbst? (Selbst)
  • Was sagt er zu unserer Beziehung? Etwas Veränderndes? (Beziehung)

Ich zitiere ein bekanntes Beispiel von Schulz von Thun wieder aus derWikipedia:

Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt:»Was ist das Grüne in der Soße?« Er meint damit auf den verschiedenen Ebenen:

  • Sachebene: Da ist was Grünes.
  • Selbstoffenbarung: Ich weiß nicht, was es ist.
  • Beziehung: Du wirst es wissen.
  • Appell: Sag mir, was es ist!

Die Frau versteht den Mann auf den verschiedenen Ebenen folgendermaßen:

  • Sachebene: Da ist was Grünes.
  • Selbstoffenbarung: Mir schmeckt das nicht.
  • Beziehung: Du bist eine miese Köchin!
  • Appell: Lass nächstes Mal das Grüne weg!

Die Frau antwortet gereizt:»Mein Gott, wenn es dir hier nicht schmeckt, kannst du ja woanders essen gehen!«

Hier handelt es sich um ein klassisches Missverständnis. Der Mann hat (aus seiner Sicht) eine reine Sachfrage gestellt:»Was ist das Grüne?« Die Frau aber hat im Moment im Wesentlichen nur ein geneigtes Ohr, das der Beziehungsebene. Na, was erwartet sie wohl? Waswill sievor allem hören? Nur dies:»Die Suppe schmeckt aber fein!« Das ist beim Kochen doch oft so. Ich koche meist bei uns daheim und möchte ein bisschen Feedback. Meine Augen fragen:»Ist das okay?« Bei mir ist es nicht einmal eine Beziehungsfrage, sondern eine reine Sachfrage.»Schmeckt es, ja oder nein?« Wenn ich als Empfänger irgendeine andere Aussage eines Senders bekomme, horche ich doch eine Zeit