: Sabine Friedrich
: STADTUMBAU WOHNEN Ursachen und methodische Grundlagen für die Stadtentwicklung mit Fallstudie zu Wohngebieten in Zürich (DOI-Nr. 10.3218/3163-8)
: vdf Hochschulverlag AG
: 9783728131638
: 1
: CHF 34.90
:
: Politik
: German
: 244
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Heute haben viele Städte Mitteleuropas die Grenzen des Wachstums ihrer Siedlungsflächen erreicht. Insbesondere die Boomgebiete der 1930er- bis 1950er-Jahre befinden sich bereits seit einiger Zeit im Umbruch. Hier wird dringend eine Basis zur Planung des Umbaus erforderlich, die mit dem vorliegenden Werk gegeben wird:"Die besondere Aktualität der Arbeit erwächst daraus, dass es sich bei diesem Quartiertyp um eine der kommenden Gebietskulissen der Stadterneuerung handelt, die überdies wegen des umfassenden Wohnungsbaus in dieser Epoche sehr grosse bebaute Flächen der Stadt ausmachen" (Prof. Dr. Jessen 2003).

Erscheinen die bisherigen planerischen und wohnungspolitischen Annäherungen an diese Thematik eher zufällig und unsystematisch, widmet sich dieses Buch dem Umbau dieser Bestände und geht den Fragen nach: Was sind die Ursachen für diese Veränderungen? Welche Gesetzmässigkeiten lassen sich hieraus für zukünftige Veränderungen ziehen? Welche Handlungsweisen können für die Stadtentwicklung im Umgang mit der Erneuerung abgeleitet werden?

Das Buch untersucht im Kontext einschlägiger Modelle und Theorien aus verschiedenen Disziplinen bisherige soziale, bauliche, räumliche und eigentumsstrukturelle Einflüsse auf die bauliche Veränderung. In ausgewählten Fallstudien aus dem Norden Zürichs, die stellvertretend für das Spektrum mitteleuropäischer Stadtrandgebiete stehen, werden diese Einflüsse empirisch und handlungstheoretisch untersucht. Die daraus resultierenden Ergebnisse bilden die Ausgangslage für die Erarbeitung und Qualifizierung zukünftiger Stadtentwicklungsstrategien.< R>
Mit seinen Erkenntnissen richtet sich das Buch an Stadt- und Raumplaner, Architekten und Geografen, aber auch an Vertreter der Immobilienbranche und der Regionalökonomie.
2 Theoretische Grundlagen (S. 26)

Die Veränderungen des Wohnens und der Wohngebiete bilden eine der wichtigsten Lebensgrundlagen der Städte. In Umfang und Ausprägung werden diese bestimmt durch ökonomische, ökologische, politische, gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse. Diese vielschichtigen Einflüsse auf den Wandel des Wohnens zu untersuchen und zu erklären, haben in der Vergangenheit unterschiedliche Disziplinen beschäftigt.

Dieses Kapitel widmet sich der Aufgabe, theoretische Ansätze auszuwählen, welche die Veränderungen der Wohnbestände in ihrer Gesamtheit oder in einzelnen Aspekten erklären. Dabei werden sowohl bedeutende übergeordnete Mechanismen (z.B. wohnungsmarktwirtschaftliche Gesetzmässigkeiten, sozio-strukturelle Anpassungsvorgänge) für die Entwicklung der Wohnbestände auf kommunaler und regionaler Ebene erforscht als auch die Einflussgrössen, die auf Ebene des Quartiers und Gebäudes bauliche Veränderungen erklären, evaluiert.

Die Theorien werden darüber hinaus auf ihren Erklärungsgehalt für zukünftige Entwicklungen überprüft. Die als bedeutend gewichteten Einflussgrössen werden in ihrer Wirkung auf die bauliche Veränderung als Hypothesen postuliert, die als Grundlage für die Untersuchungen in der Fallstudie dienen.

2.1 Einordnen der verwendeten Theorien

2.1.1 Positionieren im Theorienpluralismus


Die Arbeit entlehnt theoretische Ansätze und Modelle aus unterschiedlichen disziplinären Bereichen, mit teilweise widersprüchlichen Aussagen. Dieser Theorienpluralismus entspricht nicht dem klassischen naturwissenschaftlichen Vorgehen, das eine konsistente Einordnung der verwendeten Theorien erfordert und dabei entweder von übergeordneten wissenschaftstheoretischen Überlegungen ausgehend „die Welt" zu erklären versucht oder aber einzelne in den Traditionen der Disziplinen verankerte Ansätze zur Erklärung der Realität verwendet. Aufgrund des hohen Komplexitätsgrads der gewählten Thematik werden vielmehr verschiedene, auch widersprüchliche Ansätze nebeneinander gestellt, die aus unterschiedlichen Perspektiven bauliche Veränderungen erklären.

Dieses Wissenschaftsverständnis gründet nicht zuletzt auf den Überlegungen von Paul Feyerabend, der im Nebeneinander von widersprüchlichen Theorien eine Chance sieht, neue Ideen zu entwickeln und alte Theorien gegebenenfalls zu verwerfen: „Theorienvielfalt ist für die Wissenschaft fruchtbar, Einförmigkeit dagegen lähmt ihre kritische Kraft." (Feyerabend 1976, S. 53). Er unterstützt in seinen Ausführungen unter anderem Hypothesen, die gegenwärtigen Theorien widersprechen oder diese erweitern, um auf dieser Basis zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

Die vorliegende Arbeit beleuchtet und interpretiert die Realität mittels ausgewählter Theorien aus unterschiedlichen Perspektiven, mit dem Ziel, konkrete Einflussgrössen und Veränderungsprozesse zu erklären. Diese Vorgehensweise basiert nicht auf einer theoretischen Verankerung bzw. Einordnung der benutzten theoretischen Ansätze in ein kongruentes Theoriengerüst, sondern vielmehr auf ihrer individuellen Plausibilität in der Erklärung bisheriger und zukünftiger Veränderungen. Parallel wird in einem zweiten Teil der Arbeit die Realität, also die konkreten baulichen und sozio-ökonomischen Veränderungen von Quartieren, mittels eines Datensatzes modelliert. Die aus der Theorie gewonnenen Einflussgrössen werden anschliessend bezüglich ihres Erklärungsgehalts für das bisherige Geschehen überprüft.

Stadtentwicklungsprozesse werden in der Regel durch ökonomische, soziale und gesellschaftliche Einflüsse auf unterschiedlichen Massstabsebenen bestimmt. Fokussiert auf die Frage nach Ursachen für bauliche Veränderung ergibt sich ein Spektrum an theoretischen Ansätzen mit unterschiedlicher disziplinärer und methodisch-theoretischer Verankerung, die in folgende drei Gruppen eingeordnet werden können:

– Phasen- und Zyklusmodelle der Stadtentwicklung,

– Marktmodelle der Bestandsökonomie,

– Modelle zur Erklärung von Eigentümerverhalten.

Die Modelle und Ansätze können dabei zu widersprüchlichen Aussagen über die Bedeutung einzelner Einflussgrössen oder Entwicklungsverläufe gelangen. Da jedoch nicht das Erstellen eines konsistenten Theoriegebäudes im Vordergrund steht, sondern die möglichst zielgerichtete Auswahl der bedeutenden Einflussgrössen für bauliche Veränderungen, erhöhen gerade widersprüchliche Ansätze die Chance, die wichtigsten Einflussgrössen als Grundlage für die empirischen Erhebungen zu erhalten.
Vorwort, Inhalt, Zusammenfassung und Abstract4
1 Gegenstand der Arbeit17
1.1 Problemstellung18
1.2 Ziele21
1.3 Forschungsfragen21
1.4 Angewandte Methoden22
1.5 Aufbau der Arbeit23
1.6 Stand des Wissens24
2 Theoretische Grundlagen27
2.1 Einordnen der verwendeten Theorien28
2.2 Phasen- und Zyklusmodelle der Agglomerations-, Stadt- und Quartierentwicklung33
2.3 Theoretische Grundzüge von Bestandsmärkten43
2.4 Handlungstheoretisches Modell zur Erklärung des Eigentümerverhaltens53
2.5 Einflussgrössen für die Veränderung der Wohnbestände72
3 Fallstudie Teil 1: Stadtrandgebiete im Norden Zürichs – Rahmenbedingungen und Untersuchungsmethoden79
3.1 Übergeordnete Rahmenbedingungen80
3.2 Das Untersuchungsgebiet93
3.3 Zusammenfassung114
3.4 Methoden der empirischen Untersuchungen116
4 Fallstudie Teil 2: Ursachen für die Veränderung der Wohnbestände121
4.1 Veränderungen des Gebäudebestands122
4.2 Hypothesen –Wirkungsweise der einzelnen Einflussgrössen auf Gebäudeebene128
4.3 Signifikanz der einzelnen Indikatoren160
4.4 Eigentümerbefragung166
4.5 Umbau des Wohnens181
5 Überlegungen zu Strategien für den Umbau des Wohnens203
5.1 Aufgabenverständnis im Wandel204
5.2 Strategische Überlegungen zum Stadtumbau205
5.3 Fazit zu den strategischen Überlegungen214
Glossar218
Literatur220
Anhang 1232
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