Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter
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Gunter Dueck
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Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter
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Campus Verlag
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9783593443577
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1
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CHF 21.20
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Gesellschaft
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German
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328
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Wasserzeichen/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Wir sind die Roboter Alle reden vom Menschen 4.0. Der sei kreativ, selbstverantwortlich und eigeninitiativ - aber in Wirklichkeit werden wir hart dressiert und im Tagesgeschäft von Prozessorientierung und Dauerkontrollen gequält. Die Großsysteme haben die Menschen roboterisiert. Und dann sollen eben dieselben innovativ und neugierig sein? Gunter Dueck führt die grausame Unternehmensrealität vor Augen - unbarmherzig scharf, hinreißend nah am Objekt. Die Unternehmen handeln zukunftsfeindlich, wenn sie ihre Mitarbeiter standardisieren und sich - entgegen aller Erfordernisse - eben nicht für die digitale Welt neu erfinden. »Dueck ist ein genauer und gnadenloser Beobachter. Mit Leichtigkeit verbindet er mathematische Gesetze, philosophische Diskurse, amerikanische Poeten und bissige Randbemerkungen.« Harvard Business Manager zu Schwarmdumm
Gunter Dueck war Mathematikprofessor und bis August 2011 Chief Technology Officer bei IBM. Seitdem lebt er im Unruhestand. Er arbeitet als Autor, Blogger, Netzaktivist, Business Angel und Speaker und widmet sich weiterhin unverdrossen der Weltverbesserung. Bei Campus erschienen seine Bücher »Das Neue und seine Feinde« (2013), »Schwarmdumm« (2015), »Flachsinn« (2017), »Heute schon einen Prozess optimiert?« (2020) und »Keine Sinnfragen, bitte!« (2022).
Das Management frisst seine Mitarbeiter - eine Einführung Die ersten paar Seiten dieses Buches verwende ich, um Ihnen ein Gefühl für den Inhalt des Buches zu geben. Ich kreise das Thema zunächst vorsichtig ein und gehe danach auf den Inhalt der einzelnen Kapitel ein. Unser Unwohlsein mit dem Management und der Politik hat viele Ursachen, die uns zusammengenommen zu einem Leben im Hamsterrad verurteilen - wenn wir nicht arbeitslos oder altersarmutsgefährdet enden wollen. »Wenn eine Sintflut kommt, so baue Schiffe, keine Deiche.« Stellen Sie sich das Einbrechen der digitalen Zukunft wie eine Sintflut vor. Die Menschen wundern sich, dass es schon so lange regnet. Hört es irgendwann auf? Muss man Deiche bauen? Wenn das Wasser noch länger ansteigen sollte, könnte es ratsam sein, Schiffe zu bauen wie Noah in der Bibel. Und was tun wir? Wir warten ab. Es wird schon nur ein vorübergehender Regen sein. Aber es regnet lange, sehr lange. Vielleicht hört es tatsächlich irgendwann auf. Aber was, wenn nicht? Das Wasser steht inzwischen immer höher, wir bauen kleine Behelfsdeiche und verdichten sie, weil es ja immer noch regnet ... Müssen wir unsere Heimat wirklich verlassen? Wir haben keine Ahnung, wie man Schiffe baut. Das haben wir noch nie gemacht. Wir ziehen uns im Notfall in Häuser auf Grundstücken zurück, die etwas höher liegen, das rettet uns für den Moment. Aber was passiert, wenn der Regen nie aufhört? Die Banken sehen seit über zwanzig Jahren zu, wie Kunden immer mehr ins Internet abwandern. Was passiert mit den Filialen? Die stehen schon lange im Regen. Die Dieselmotorenhersteller schauen seit Jahren besorgt in den Himmel, denn das Zukunftsklima verlangt nach Elektro- oder besser noch Brennstoffzellenmotoren. Aber ist das wirklich so? Kann man den Diesel nicht doch noch retten? Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, die Gletscher verschwinden. Ist das nur für ein paar Jahre? Hört es vielleicht bald auf? Sollten wir Deiche bauen oder besser umziehen, wenn unsere Heimat zur Wüste verbrennt und Sibirien oder Grönland zu einer echten Alternative werden? Und wann geht's los? Steigen dort nicht schon die Grundstückspreise, weil die USA gerne Grönland kaufen würden? Wahr ist aber auch: Wir haben keine Ahnung, wie man woanders lebt. Wir haben das noch nie gemacht. Das Ansteigen der Temperaturen muss aufhören. Sonst bekommen wir Probleme. Tatsächlich sind wir einfach unschlüssig. Übertragen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft heißt das: Bauen wir Schiffe zum Übersetzen auf den digitalen Zukunftskontinent? Das würde bedeuten, wir suchten nach möglichen digitalen Innovationen, die unser neues Zeitalter prägen. Heuern wir also die Matrosen der neuen Zeit an und entdecken fruchtbares Neuland? Leider wissen wir nicht genau, wie das geht! Oder bauen wir doch lieber wie bisher Deiche, damit wir länger in unserer vertrauten Umgebung ausharren können? Das würde bedeuten, dass wir die Digitalisierung nutzen, um das schon Bestehende effizienter, menschensparender und hauptsächlich kostengünstiger zu machen. Das können wir gut, weil wir es schon seit vielen Jahren so praktizieren. »Wenn eine Sintflut kommt, so baue auf Effektivität und nicht nur auf noch mehr Effizienz.« Dieses Buch ist eine Kritik am verzweifelten Deichbau, so wie wir ihn aus Management und Politik kennen. Denn Deutschland scheint sich fest gegen eine gute Zukunft stemmen zu wollen. Deutschland igelt sich ein. Seit etwa 35 Jahren sind die Manager der Industrieproduktion dabei, die Prozesse zu optimieren und Roboter einzusetzen. Sie haben damit sensationelle Erfolge erzielt. Diese Entwicklung strahlt natürlich aus. Nun packen die Manager die Servicegesellschaft mit denselben Methoden wie beim Reengineering der Produktion an. Alle sind sie neuerdings oder schon seit langer Zeit »in search of efficiency«, auf der Suche nach Effizienz. In den Jahren davor hatte Effizienz einen relativ geringeren Stellenwert, da die ständige Verbesserung noch nicht perfekter Produkte im Vordergrund stand, exemplarisch in der boomenden Automobilindustrie. Erst als die Produkte ausgereift waren, entdeckte man die Goldgrube der effizienteren Herstellung. Die Innovation betraf nicht mehr länger die Produkte, sondern ihre Herstellung. Prozessoptimierung wurde zum Gebot der Stunde. Innovationen bringen einen möglichst effektiven Nutzen, danach konzentriert man sich auf effiziente Produktions- und Leistungserbringungsverfahren. Das Aufkommen von Computern, Datennetzen und Unternehmenssoftware (»SAP«) f
Inhalt
6
Das Management frisst seine Mitarbeiter – eine Einführung
10
In die Sackgasse der Inkompetenz: Menschmaschinen statt Zukunftsbauer
30
Ideen müssen fliegen dürfen!
32
Hochqualifizierte Arbeit braucht ein ruhigeres Gehirn als ein Routinejob
41
Die menschliche Intelligenz kristallisiert sich in den Prozessen
57
»Verunpersönlichung« – Mitarbeiter werden austauschbare Ressourcen
64
Das Management sieht Menschen wie unwillige Sklaven
74
Das X-Management verunfähigt sich selbst
82
Menschenstandardisierung zur globalen Direktausbeutung
94
Die Gleichform hat Namen – McDonaldisierung und McJobber
96
Uberisierung – zur Auslastungsoptimierung noch mehr McJobs
103
Liquidization oder Arbeit von der Billigstange
109
Lean Human – der Mensch ohne unnötige Eigenschaften
115
Die Folgen des Raubbaus an Menschen, Seelen und Infrastrukturen
124
Auslastungsdruck erzeugt planmäßig Tunnelblickprobleme
126
Widersprüchliche Prioritäten – Diener vieler Herren
132
Auspressen der Mitarbeiter durch Messen und Vergleichen
138
Psychologische Vereinzelung und soziale Phobien der Mitarbeiter
147
Qualitätseinbußen, Kundenbeschwichtigung und schließlich Schummelei
157
Die Überlastung der Infrastrukturen marodiert unsere Zukunft
162
Gegenwehr der Controller und Aufstand der Kunden
168
Der Druck des aufgeklärt-kritisch-gemeinen Kundenkollektivs
170
Berechtigte Kontrollwut knechtet mit knebelnden Vorschriften
175
Die Akerlof-Todesspirale – Gegenwehr und Gegengegenwehr
184
Der Clash von Prozessen zum Antreiben und Kontrollieren
190
Die Systemneurose der Unternehmenspsyche
196
Kleine Einführung in Unruheherde und Angstquellen
198
Zu oft Alarm in unserem Körper – über somatische Marker
204
Das ruhelose Unternehmenshirn
213
Die Managerpersönlichkeiten sind meist extrem systemkonform
221
Die dressierende Mehrheit der Betaordnungshüter in allen Meetings
228
Diagnose: Das Unternehmen hat eine Persönlichkeitszwangsstörung
234
Diagnose: Das Unternehmen hat eine zweite Persönlichkeitszwangsstörung
244
Hyperloyalität trotz Angst vor Ungewissheit
252
Das Leiden unter einer narzisstischen und zwanghaften Systemneurose
262
Systemtherapie zum offen-innovativen Unternehmen
266
Die Systemneurose liebt verstärkende Therapien
268
Die Systemneurose aufweichen – »agile« Organisierung statt Organisation
278
Wider die Assimilierung – Controller
278
286
278
Etablierung einer selbstverantwortlichen technischen Führungsschicht
293
Leistungsträger sind zehnmal besser
302
Unsere Gesellschaft braucht mehr Menschen, die es wissen wollen
308
Ausblick trübe – es geht kein Ruck durch Deutschland
318
»Durch Deutschland muss ein Ruck gehen«
320
Deutschland baut Deiche, keine Schiffe
322
Anmerkungen
326