: Bettina Lockemann
: Bettina Lockemann Das Fotobuch denken. Eine Handreichung
: Hatje Cantz Verlag
: 9783775752695
: Hatje Cantz Text
: 1
: CHF 22.10
:
: Fotografie, Film, Video, TV
: German
: 160
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Fotobuch verleiht fotografischen Bildfolgen eine visuelle und materielle Kontextualisierung und bringt sie in eine sinnlich erfahrbare Form. Das Buchformat, die Materialität des Papiers und die Art der Bindung wirken dabei ebenso auf die Betrachtenden wie die Auswahl der Bilder, ihre Positionierung im Layout, Typografie und Texte. Die Künstlerin und Theoretikerin Bettina Lockemann eröffnet mit diesen Texten eine Annäherung an das Medium aus wissenschaftlicher Sicht: Das Fotobuch als eigenständigen Gegenstand der Kunstwissenschaft betrachtend, ergänzen phänomenologische Erörterungen hier methodologische Gedankengänge. Als wichtiger Beitrag zum Forschungsfeld Fotobuch erarbeitet Lockemann präzise Begriffe zur Analyse dieses Mediums. Anhand einer praxisbezogenen Betrachtung zeitgenössischer Fotobücher unterstreicht dieser Reader den Status des Fotobuches als eigenständiges Werk. BETTINA LOCKEMANN (*1971) ist Künstlerin und Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt künstlerische Dokumentarfotografie. Nach dem Studium künstlerischer Fotografie und Medienkunst in Leipzig und ihrer Promotion in Kunstgeschichte an der ABK Stuttgart war sie fünf Jahre lang Professorin für Praxis und Theorie der Fotografie an der HBK Braunschweig. Sie lebt in Köln.

BETTINA LOCKEMANN (*1971) ist Künstlerin und Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt künstlerische Dokumentarfotografie. Nach dem Studium künstlerischer Fotografie und Medienkunst in Leipzig und ihrer Promotion in Kunstgeschichte an der ABK Stuttgart war sie fünf Jahre lang Professorin für Praxis und Theorie der Fotografie an der HBK Braunschweig. Sie lebt in Köln.

Das Fotobuch

Eine Annäherung

Das Medium Fotografie scheint ganz besonders dafür geeignet, Bilder im Kontext von Bildern – und damit auch im Buch – zusammenzuführen. Bücher, die Fotografien zeigen, gibt es seit der Erfindung der Fotografie. William Henry Fox Talbot stellte das von ihm entwickelte fotografische Positiv-Negativ-Verfahren in einem in sechs Faszikeln von 1844 bis 1846 gelieferten und mit originalen Fotografien bebilderten Buch unter dem TitelThe Pencil of Nature vor.1 Die Reproduzierbarkeit der von ihm hergestellten fotografischen Bilder ermöglichte dies. Die zu diesem Zeitpunkt führende, 1839 von François Arago vorgestellte und vom französischen Staat patentfrei zur Verfügung gestellte Daguerreotypie hatte den entscheidenden Nachteil, nicht-druckbare Unikate zu produzieren. Lediglich durch grafische Adaptionen – etwa als Lithografien oder Stiche – konnten Daguerreotypien reproduziert werden.2 Musste Talbot für sein Buch Abzüge in Auflagenhöhe herstellen und individuell einkleben, ermöglichte schließlich die Erfindung der Autotypie, ein auf der Fotografie basierendes und in den 1880er-Jahren entwickeltes Rasterdruck-Verfahren, den gleichzeitigen Druck von Fotografie und Schrift in hohen Auflagen.

Wann ist ein Buch ein Fotobuch?

Nicht jedes Buch, das Fotografien verwendet, ist ein Fotobuch. Eine Definition und damit eine Unterscheidung zwischen originären Fotobüchern und solchen, die Fotografien auf andere Art und Weise – etwa illustrativ – verwenden, ist mitunter problematisch. Das seit Anfang der 2000er-Jahre gesteigerte Interesse am Fotobuch und die Auseinandersetzung damit haben zahlreiche Definitionsversuche hervorgebracht, die häufig auf die von Martin Parr und Gerry Badger 2004 publizierte Fotobuchanthologie zurückgreifen. Dort bezeichnen die Autoren das Fotobuch zunächst als ein Buch »with or without text – where the work’s primary message is carried by photographs. It is a book authored by a photographer or by someone editing and sequencing the work of a photographer, or even a number of photographers.«3 Diese pauschale Beschreibung greift jedoch auch in den Augen der Autoren zu kurz, so dass sie eine weitere Präzisierung vornehmen: Die Autorschaft liege bei der Fotografin und / oder der Herausgeberin, die im Sinne einer Regie das Gesamtkonzept und die Umsetzung des Buches verantworten.4 Mehrere Faktoren sind demnach entscheidend: Das Fotobuch weist ein Thema auf, das mehr oder weniger deutlich sichtbar wird. Das Fotobuch stellt keine Sammlung von »greatest hits«5 oder starken Einzelbildern einer Fotografin zur Verfügung, sondern es formt einen inhaltlichen Zusammenhalt, der durch die Gesamtkonzeption des Buches getragen wird, also auch durch Faktoren wie beispielsweise Titel, Texte (falls vorhanden), Gestaltung, Papier, Druckqualität.6 Parr und Badger beschreiben als primäres Kriterium des Fotobuches »that it should be an extended essay in photographs, and that it follows its theme with ›intention, logic, continuity, climax, sense and perfection‹ […]. The photobook, in short, is the ›literary novel‹ amongst photographic books.«7

In der Auseinandersetzung mit dieser Definition weisen Patrizia Di Bello und Shamoon Zamir zu Recht darauf hin, dass in einigen der von Parr und Badger ausgewählten Werken nicht unbedingt die Fotografien die primäre Botschaft des Buches tragen.8 Sie konstatieren, dass die Fotografien in Fotobüchern aber über die reine Illustration des Te