: Reinhard T. Krüger
: Störungsspezifische Psychodramatherapie Theorie und Praxis
: Vandenhoeck& Ruprecht Unipress
: 9783647996752
: 1
: CHF 36.30
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 567
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Psychodr matherapie heilt dadurch, dass sie das Mentalisieren und die psychische Selbstorganisation des Menschen im Als-ob-Modus des äußeren Spielens verwirklicht. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis entwickelt der erfahrene Psychodramatherapeut und Psychiater Reinhard T. Krüger eine in sich systematische Theorie der störungsspezifischen Psychodramatherapie und Modelle für Therapieprozesse bei verschiedenen psychischen Erkrankungen. Krüger arbeitet das jeweils Besondere in der Therapie von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen, Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, Depressionen, suizidalen Krisen, Psychosen und Suchterkrankungen heraus. Das Vorgehen erläutert er anhand von 117 Fallbeispielen, die zum Teil ganze Therapieverläufe umfassen. Mit dieser Konzeptualisierung kann Psychodramatherapie sowohl in der Einzeltherapie wie in der Gruppentherapie eingesetzt werden.Durch die Systematik dieses Lehrbuchs werden die Erfahrungen und Erkenntnisse der Psychodramatherapie für Therapeuten und Therapeutinnen auch anderer Therapieschulen und für Berater und Beraterinnen in helfenden Berufen zugänglich. Sie finden Möglichkeiten therapeutischen Handelns, die ihre praktische Arbeit störungsspezifisch wirksamer und lebendiger machen.

1 Was ist Psychodrama?

Jakob Levy Moreno (1889–1974), der die Soziometrie und das Psychodrama entwickelte, wanderte als Psychiater 1925 aus Wien in die USA aus. Er ist einer der Väter der Gruppentherapie und hat deren Entstehung in den USA ab 1931 maßgeblich vorangetrieben. Dabei ist Gruppentherapie nach Moreno nicht gleichzusetzen mit Psychodrama (Moreno, 1959, S. 69 f.). Moreno verstand unter »Gruppentherapie« ganz allgemein »nur« eine Gruppenarbeit, in der »die psychotherapeutische Gesundheit der Gruppe und ihrer Mitglieder das unmittelbare und einzige Ziel ist« (Moreno, 1959, S. 53). In diesem Sinne war Moreno ab 1932 tätig in schon bestehenden Gruppen von sozialen Einrichtungen wie Schulen, Wohnheimen und Gefängnissen. Er hat dort die Mitarbeiter supervidiert, organisatorisch beraten und mithilfe von soziometrischen Untersuchungsmethoden (Moreno, 1974) und Rollenspielen soziotherapeutisch gearbeitet. 1936 gründete er eine kleine psychiatrische Klinik in Beacon/New York. Zu dieser Zeit stand die Entwicklung der Psychotherapie weltweit noch in ihren Anfängen. In seinem 12-Betten-Sanatorium behandelte Moreno seine Patientinnen und Patienten nach den Grundprinzipien der therapeutischen Gemeinschaft. Er integrierte in die Behandlung seiner psychisch kranken Patientinnen und Patienten seine früheren Wiener Erfahrungen mit dem Rollenspiel mit Kindern, mit dem Stegreiftheater von Erwachsenen (Moreno, 1970) und die Erkenntnisse aus seiner Arbeit in sozialen Einrichtungen in den USA. Psychotherapeutisch arbeitete Moreno in seiner Klinik vorwiegend im Einzelsetting (Straub, 2010, S. 28) (sieheKap. 2.6.1). Dabei wandte er Rollenspiele an, mit denen er die Patienten in eigenen Rollen und in den Rollen anderer, zunächst noch ohne Rollentausch, ihre inneren Welten auf der Bühne ausgestalten ließ (Moreno, 1945, S. 11 ff.; 1959, S. 221 ff.). Hilfs-Therapeuten unterstützten die Patienten dabei als Mitspieler in den jeweiligen Gegenrollen. Erst später integrierte Morenoauch den Rollentausch zwischen dem Protagonisten und einem Hilfs-Ich in seine therapeutische Arbeit (Moreno, 1959, S. 210). Das war die Geburtsstunde des Psychodramas als Psychotherapiemethode, so wie wir es heute kennen.

Die Psychoanalyse hat die Welt um die Erkenntnis des Unbewussten bereichert und Techniken entwickelt, die das