: Christian Dörge, Frank Herbert, Roger Zelazny, Robert Silverberg
: GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 16: KÖNIG SALOMONS RING Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
: BookRix
: 9783743894471
: 1
: CHF 3.20
:
: Science Fiction
: German
: 151
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Träume ich?', flüsterte er. Er versuchte, sich die Tränen aus den Augen zu wischen. 'Joao, mein Sohn', sagte die Stimme seines Vaters. Joao sah zu dem vertrauten Gesicht auf. Kein Zweifel, es war sein Vater. 'Aber... dein Herz', sagte Joao. 'Meine Pumpe', sagte der alte Mann. 'Sieh her.' Und er entzog ihm seine Hand und drehte sich um. Der Rücken seines schwarzen Anzuges war weggeschnitten, die Ränder durch eine gummiartige Substanz festgehalten. Zwischen den Rändern war ein ölig-gelbes pulsierendes Etwas. Joao sah die haarfeinen Schuppenlinien, die vielfältigen Formen und schrak zurück. Es war also eine Kopie, noch einer von diesen Tricks... (aus: Die grünen Sklaven von Frank Herbert) Die von Christian Dörge zusammengestellte Anthologie König Salomons Ring enthält vier Erzählungen von Frank Herbert, Edgar Pangborn, Kris Neville, Roger Zelazny, Robert Silverberg und Philip Latham. König Salomons Ring erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

  Frank Herbert: DIE GRÜNEN SKLAVEN(Greenslaves)


 

 

 

Er saß, als sei er eine Mischung aus einem Guarani-Indio und einer Hinterwäldlertochter, irgendeinersertanista, die versucht hatte, über ihre Versklavung durch dasendomendero-System durch »Eisenfressen« hinwegzukommen - so nannte man es, wenn man sich durch ein Gefängnisgitter hindurch liebte.

Seinen Typ repräsentierte er beinahe perfekt - außer, er vergaß sich einmal, wenn er gerade durch eine etwas tiefere Dschungelniederung streifte.

Dann nahm seine Haut einen grünlichen Ton an, der ihn eins werden ließ mit dem Hintergrund von Ranken und Blättern und das lehmgraue Hemd, die zerschlissene Hose, den unvermeidlichen zerfetzten Strohhut und die wildledernen Sandalen mit Sohlen aus alten Autoreifen seltsam körperlos erscheinen ließen.

Solche Unachtsamkeiten wurden indes umso seltener, je weiter er sich vom Oberlauf des Parana und vomsertao-Hinterland von Goyaz entfernte, wo Männer mit wie bei ihm in der Stirn waagrecht abgeschnittenen Haar und glitzernden dunklen Augen häufig waren.

Als erbandeirante-Gebiet erreichte, hatte er den Chamäleon-Effekt schon fast völlig unter Kontrolle.

Doch jetzt hatte er den Dschungel verlassen und befand sich auf den braunen, die parzellierten Farmen des Wiederansiedlungsplans voneinander trennenden Feldwegen. Auf seine Weise wusste er, dass er sich denbandeirante-Kontrollen näherte, und mit einer beinahe menschlichen Geste befingerte er diecedula de gracias al sacar, das Zertifikat weißen Blutes unter seinem Hemd. Dann und wann, wenn keine Menschen in der Nähe waren, übte er die Aussprache des Namens, den man für ihn gewählt hatte: Antonio Raposo Tavares.

Es klang ein wenig zirpend und zischend, aber er wusste, dass es ausreichen würde. Es hatte bereits ausgereicht. Goyaz-Indios waren für ihre eigentümliche Sprechweise bekannt. Die Farmersleute, die ihn in der Nacht zuvor beherbergt und verköstigt hatten, hatten das gesagt.

Als ihre Fragen zu drängend geworden waren, hatte er sich bei der Tür niedergekauert und auf seiner Flöte gespielt, derqena der Anden-Indianer, die er in einem ledernen, über die Schulter gehängten Beutel mit sich führte. Er hatte darauf geachtet, in einer konventionellen, ungefährlichen Tonhöhe zu bleiben. Die Geste mit der Flöte war ein Symbol in diesem Gebiet. Wenn ein Guarani seine Flöte nahm und zu spielen begann, war das ein Zeichen, dass mit Worten nicht mehr zu rechnen war.

Die Farmersleute hatten sich achselzuckend zurückgezogen.

Jetzt konnte er rotbraune Dächer erkennen und den weißen, kristallenen Schimmer einesbandeirante-Turms mit seinen startenden und landenden Aircars. Er blieb stehen, für Augenblicke von Instinkten überwältigt, von denen er wusste, dass er sie zu bezähmen hatte - sonst würde er in der Prüfung, die ihm bevorstand, versagen.

Und er sammelte seine geistige Identität, indem er dachte,wir sind grüne Sklaven, die dem Wohle des Ganzen dienen. Der Gedanke verlieh seinem Äußeren eine nicht zu übersehende Note der Servilität, die ihn wie ein Schild gegen die starren Bliche der Menschen um ihn herum abschirmte. Wesen seiner Art kannten so manche Manieriertheit und hatten früh gelernt, dass Servilität eine Form der Tarnung war.

Alsbald stapfte er wieder auf die Stadt und den Turm zu.

Der Feldweg ging in eine gepflasterte, zweibahnige Marktstraße über. In den Gräben zu beiden Seiten verliefen Fußwege. Die Marktstraße ihrerseits führte an einer vierstöckigen kommerziellen Transportbahn entlang, wo selbst die Fußwege gepflastert waren. Groundcars und Aircars waren jetzt in größerer Anzahl zu sehen, und auch die Menge der Fußgänger hatte zugenommen.

Bis jetzt hatte er noch keine gefahrbringende Aufmerksamkeit erregt. Die gele