: Annette Hess
: Deutsches Haus Jetzt verfilmt als große Serie bei Disney+ - ein Streaming-Highlight!
: Ullstein
: 9783843718165
: 1
: CHF 8.10
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: Erzählende Literatur
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 / 63 »Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben  Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und ju?ngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu u?bersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zuku?nftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort geho?rt hat, folgt ihrem Gefu?hl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich vera?ndern wird.  

Annette Hess stammt aus Hannover und studierte zuna?chst Malerei und Innenarchitektur, spa?ter Szenisches Schreiben. Sie arbeitete als freie Journalistin, Regieassistentin sowie Drehbuchlektorin. Seit 1998 ist sie ausschließlich als Drehbuchautorin ta?tig. Bekannt wurde sie durch ihre Fernsehserien Weissensee, Ku'damm 56 und Ku'damm 59. Annette Hess lebt in Niedersachsen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Grimme-Preis, den Frankfurter Preis der Autoren sowie den Deutschen Fernsehpreis. Deutsches Haus ist ihr erster Roman. 

Teil 2


»Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, einen reinen Eid.«

Es war der 23. Verhandlungstag, und an diesem Tag sollte mit der Anhörung der Polnisch sprechenden Zeugen begonnen werden. Eva saß nicht mehr ganz hinten und am äußersten Rand der Zuschauertribüne, sondern stand nun am Tisch der Zeugen mitten im großen Saal des Bürgerhauses. Flankiert wurde sie von zwei älteren Herren in dunklen Anzügen, dem Übersetzer für Tschechisch und dem Übersetzer für Englisch. Eva hatte ihre linke Hand, an der sie neuerdings einen Ring mit einem blauen Stein trug, auf ein schweres schwarzes Buch mit einem kleinen eingeprägten Goldkreuz gelegt, ihre rechte Hand hielt sie hoch erhoben. Eva sprach zum Vorsitzenden Richter, der sich ihr freundlich zuwandte, und seinen beiden Beisitzern. Ihre Finger zitterten leicht in der Luft. Ihr Herz schlug schnell und hart bis hinauf in den Hals.

»Sprechen Sie etwas lauter bitte, Fräulein Bruhns.«

Eva nickte, holte Luft und begann noch einmal von vorne. Sie sagte, sie würde alle in polnischer Sprache verfassten Dokumente und Aussagen, die im Prozess behandelt würden, treu und gewissenhaft übersetzen. Sie würde nichts hinzufügen oder weglassen. Während Eva sprach, glaubte sie im Augenwinkel eine Bewegung von David Miller aufzufangen, der sich wie missbilligend abwandte, der Hellblonde dagegen folgte ruhig ihrem Schwur. Eva spürte auch die Blicke von der linken Seite. Von der Anklagebank. Manche der Männer und deren Verteidiger betrachteten sie wohlwollend. Weil sie ein junges, gesundes Fräulein war mit starkem blonden Haar, weil sie anständig und ehrbar aussah in ihrem hochgeschlossenen, dunkelblauen Kostüm und ihren flachen Schuhen.

»Das schwöre ich bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden«, endete Eva. Der Vorsitz