: Janet W. Hardy, Dossie Easton
: Schlampen mit Moral: Erweiterte Neuausgabe Warum es an der Zeit ist, Sex und Liebe neu zu denken - wie Polyamorie, offene Beziehungen und andere Abenteuer gelingen können
: mvg Verlag
: 9783961216055
: 1
: CHF 10.80
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Warum nur eine(n) lieben, wenn man sie alle haben kann? Schon vor 20 Jahren haben sich die Beziehungspionierinnen Dossie Easton und Janet Hardy ausführlich mit dieser Frage beschäftigt. Nun folgt endlich die überarbeitete Neuausgabe mit vielen aktuellen Interviews und neuen Kapiteln zu allen Arten von Beziehungen: Paare, die nicht zusammen wohnen, Paare, die keinen Sex miteinander haben, Paare, die Sex mit anderen haben. Jede Art der Liebe und Sexualität findet in diesem umfassenden Werk seine Berücksichtigung, denn alles ist erlaubt, was Spaß macht.

Janet W. Hardy ist eine Schriftstellerin und Sexualwissenschaftlerin. Gemeinsam mit Dossie Easton hat sie schon mehrere Bücher veröffentlicht. Dossie Easton ist Ehe- und Familientherapeutin mit Schwerpunkt alternative Sexualität und Beziehungen. Schon seit über 30 Jahren berät sie Menschen in offenen Beziehungen. Sie ist seit 1969 eine Schlampe mit Moral.

ZWEITER TEIL


Angewandtes Schlampentum


8. KAPITEL


Überfluss


Die üblichen Vorstellungen von Sex beruhen auf der impliziten Annahme, es gebe nicht genug Liebe, Sex, Freundschaft oder Verbindlichkeit auf dieser Welt. Glaubt man jedoch, dass es nur eine begrenzte Menge von dem gibt, was man will, kann es sehr wichtig erscheinen, sich seinen Anteil zu sichern – notfalls auf Kosten anderer. Aber, oje, die Konkurrenz giert schon danach, Ihnen diese tolle Sache wieder abzujagen. Solches Denken führt dazu, dass man das Glück der anderen missmutig betrachtet: Wenn der so viel Liebe bekommt, bleibt für mich weniger übrig!

Genug bekommen


Wir wollen, dass unsere Leser all das bekommen, was sie wollen. Hier einige Ideen, wie Sie Hindernisse auf dem Weg dorthin überwinden.

Mangelwirtschaft

Es gibt eine Denkweise, die nennen wir »Mangelwirtschaft«. Viele von uns lernen diese Lektion schon in ihrer Kindheit, wenn emotional erschöpfte oder unerreichbare Eltern uns beibringen, dass man hart arbeiten muss, um seine emotionalen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Denn lassen wir nur einen Moment lang nach, kommt jemand und nimmt uns die so dringend benötigte Liebe weg. Einige von uns haben echte Not erlebt (wenn man nur etwas zu langsam war, hatte der Bruder schon alles aufgegessen), Vernachlässigung, Mangel oder Missbrauch. Andere wiederum lernen die Logik von der Mangelwirtschaft später im Leben, von manipulativen, kalten oder strafenden Liebhabern, Gatten oder Freunden.

In der Kindheit erworbene Ansichten setzen sich meist ganz tief in unserer Psyche fest und sind deshalb auch so schwer zugänglich. Das gilt für Individuen ebenso wie für ganze Gesellschaften. Möglicherweise müssen Sie sehr genau hinsehen, um das Muster zu erkennen. Im Kleinen zeigt sich diese Denkweise an den Jammer-Wettbewerben, die Menschen miteinander austragen: »Mann, hatte ich einen miesen Tag!« – »Du glaubst,dein Tag war mies? Dann lass mich dir vonmeinem erzählen!« Als gäbe es nur eine begrenzte Menge an Mitleid, um die man sich balgen muss. Denken Sie nur daran, wie Sie sich fühlen, wenn Sie sehnsüchtig das letzte Stück Kuchen betrachten und sich dabei gierig und selbstsüchtig vorkommen. Wann ist es okay, etwas zu wollen? Die Menschen glauben, wenn man Peter liebt, liebe man Paula notwendigerweise weniger. Oder wenn man sehr eng mit einem Freund ist, müsse das notwendigerweise auf Kosten der Beziehung mit dem Partner gehen. Und wie wüsste der Partner dann, dass er die Nummer eins in Ihrem Herzen ist?

Diese Denkweise ist Quatsch. Wenn man ein zweites Kind bekommt, liebt man das erste doch nicht weniger. Wer drei Katzen hat, sorgt für jede einzelne doch nicht schlechter als jemand mit nur einer Katze. Aber sobald es um Sex, Liebe und Romantik geht, können die Leute kaum glauben, dass »mehr für dich« nicht bedeutet »weniger für mich«. Hier verhalten wir uns oft, als drohe echte Not, wenn wir uns alles grabschen, was wir an Liebe brauchen.

Loslassen

Die Angst vor der eingebildeten Not zu überwinden gehört zu den schwierigsten Aufgaben der moralischen Schlampe. Der Schritt ist gruselig: Man muss etwas loslassen, von dem man glaubt, es gehöre einem, und darauf vertrauen, dass eine großzügige Welt es vielfach zurückgeben wird. Man muss sich klarmachen, dass man Liebe und Fürsorge und Wärme und Sex verdient. Das kann sehr schwerfallen, gerade wenn die Welt bisher nicht besonders großzügig war.

Leider können wir nicht versprechen, dass die Welt Ihnen gegenüber auch großzügig sein wird. Wir glauben aber, dass sie es sein kann, wenn Sie Ihren Klammergriff um die Liebe lösen, die bereits Ihnen gehört. Sie werden mehr Liebe e