2 Ziele
2.1 Verschiedene Arten von Zielen
Menschen haben evolutionär gesehen nur innerhalb von Stämmen überlebt. Naturvölker leben bis heute so und in der Regel kann der Stamm auch nicht ohne ein sehr, sehr großes Risiko für das individuelle Leben verlassen werden.
Das bedeutet, dass man auf Gedeih und Verderb auf diesen Stamm und sein Wohlwollen angewiesen ist. Ausgestoßen zu werden, bedeutet den sicheren Tod.
Abbildung 6: Herstellung von Jagdwerkzeugen
In einer solchen Situation sind die Ziele des Stammes auch die Ziele des Einzelnen. Der Einzelne muss sich die Ziele der Gemeinschaft zu eigen machen und sie von nun an als seine eigenen Ziele empfinden. (Anchor, 2017)
Dieser Prozess, bei dem etwas, was von außen, von einem anderen oder einer anderen Gemeinschaft kommt, zu meinem Eigenen gemacht wird, wird der Prozess der Identifikation genannt. Dieser Prozess ist insofern problematisch, da wir von diesem Moment an das, womit wir uns identifiziert haben, so verteidigen, als wäre es tatsächlich Teil unserer Identität.
Ein Stammesmitglied muss sich vollständig und rückhaltlos mit den Zielen seines Stammes identifizieren. Er darf sie nie hinterfragen, nicht einmal dann, wenn sie, wie im Falle von Kriegen, sein eigenes Leben kosten können.
Der Stamm und seine Bedürfnisse gehen immer und ohne Ausnahme vor. Denn nur wenn der Stamm überlebt, überleben auch der Einzelne und/oder seine Nachkommen.
Der Prozess der Identifikation, also der Prozess, in dem ich etwas genuin Fremdes erst zu meiner eigenen Identität mache und dann entsprechend verfolge, ist nützlich, wenn es sehr wenig Wahlmöglichkeiten gibt.
Sobald es aber mehr Wahlmöglichkeiten gibt und wir uns mit etwas identifizieren, das nicht unserem eigenen Innersten entspricht, wird dieser Prozess problematisch.
Sobald Gesellschaften beginnen sich auszudifferenzieren und mehr Individuation möglich wird, sind die Ziele des Individuums keinesfalls mehr identisc