Kapitel 2: Casting
Die Namen hinter den Namen
Als man um das frühe Jahr 2000 herum an die Besetzung der Haupt- und auch Nebenrollen für die geplante neue Star-Trek-SerieEnterprise ging, plante man seitens der beiden damaligen Showrunner Rick Berman und Brannon Braga vermutlich, ebenso vorzugehen wie im Falle der vorherigen drei ReihenThe Next Generation, Deep Space Nine undVoyager: Die Hauptdarsteller sollten zumindest teilweise unverbrauchte und damit weniger bekannte Gesichter sein, die dem Publikum bestenfalls durch Gastauftritte in der einen oder anderen TV- und Kinoproduktion vom Sehen her bekannt waren. Viele spätere Star-Trek-Stars hatten ihre mal mehr, mal weniger anhaltende Bekanntheit erst durch ihre Mitwirkung in dem Franchise erlangt.
Wir brauchen einen Captain!
Scott Bakula (geb. am 9. Oktober 1954) war als Captain Jonathan Archer von Beginn an der absolute Wunschkandidat von Rick Berman gewesen. Der Deal drohte jedoch eine Weile an unterschiedlichen Honorarvorstellungen zu scheiten. Als man sich geeinigt hatte ging alles ganz schnell. Bakulas Captain Archer sollte der Sohn des Mannes sein, der das Schiff basierend auf Zefram Cochranes Warp-Antrieb ursprünglich geplant und konstruiert hatte und seinem Sohn die Leidenschaft für das Projekt vererbte. Bereits einige Monate vor der offiziellen Bekanntgabe der Mitwirkung Bakulas kochte damals die Gerüchteküche diesbezüglich, doch sicherlich dürften nur wenige Fans wirklich daran geglaubt haben, da Bakula durch seine frühere TV-Rolle viel zu bekannt schien, um in den Star-Trek-Kosmos einzutauchen.
Zum Erstkontakt mit dem Science-Fiction-Genre kam es für Scott Bakula im 1986 vonWalt Disney produzierten TV-FilmI-Man – Die Kampfmaschine aus dem All: Hier hatte er einen Familienvater gespielt, der durch ein geheimes Regierungsprojekt zu einem unverwundbaren Superhelden wurde. Es folgten im Anschluss teilweise wiederkehrende Gastrollen in verschiedenen Fernsehserien der 80er-Jahre wie der SitcomMann muss nicht sein (1986-1988), der Comedy-ShowGung Ho (1986-1987) oder der KrimiserieMatlock (1987). Ab 1989 übernahm er eine der beiden männlichen Hauptrollen in der von Donald P. Belisario(Airwolf,Magnum) produzierten Sci-Fi-DramedyQuantum Leap, die hier bei uns in Deutschland unter dem TitelZurück in die Vergangenheit lief und ab 1991 zu einem der größten Fernsehhits beim noch neuen Privatsender RTL plus wurde. Neben Dean Stockwell als der fast nur als Hologramm auftretende Wissenschaftler Albert »Al« Calavicci verkörperte Bakula dessen Kollegen Dr. Samuel Beckett. Nach einem nicht geglückten Zeitreiseexperiment muss dieser in die unterschiedlichsten Körper von Menschen aller Geschlechter schlüpfen und durch verschiedene Aktionen die Vergangenheit verändern, um schließlich wieder in seine Zukunft zurückkehren zu können. Die einzelnen Folgen gehörten den unterschiedlichsten Genres an: Es gab ebenso komödiantische Episoden wie hochdramatische oder auch menschlich tragische, und Scott Bakula konnte seine überaus sehenswerten schauspielerischen Fähigkeiten hier hervorragend anwenden. Die Serie wurde mit vielerlei Auszeichnungen bedacht und behielt ihren Kultstatus auch noch nach ihrer Einstellung, zu der es 1993 nach 5 Staffeln mit insgesamt 97 Episoden kam. Bakula blieb danach zwar als Darsteller in größeren und kleineren Rollen wie im ThrillerColor Of Night (1994), dem HorrorfilmLords Of Illusion, der TV-Neuauflage der SerieInvasion von der Wega mit dem TitelThe Invaders – Invasion aus dem All (beide 1995) oder dem Oscar-preisgekrönten DramaAmerican Beauty (1999) präsent, aber an die Erfolge vonQuantum Leap konnte er nicht wieder anknüpfen. Vermutlich kam ihm deshalb das Rollenangebot des Captain Archer sehr recht: Schließlich hatte sein ebenfalls bereits aus einer früheren TV-Rolle(alsMacGyver) bekannter Schauspielkollege Richard Dean Anderson ein paar Jahre zuvor als Hauptdarsteller in der SerieStargate Kommando SG-1 gleichfalls eine zweite Karriere gestartet.
Schwere Geburt auf Vulkanisch
Weit weniger bekannt als der Darsteller des Captains war Jolene Blalock, geboren am 5. März 1975, welche für die Rolle der Sub-Commander T’Pol gecastet wurde, dem vom Planeten Vulkan stammenden weiblichen Ersten Offizier der neuen alten Enterprise. Damit entsprach sie wesentlich mehr dem ansonsten gebräuchlichen Casting-Schema für eine neue Star-Trek-Serie. Nach einer Karriere als Model und kleinen Rollen in verschiedenen Fernsehspots erhielt Blalock schließlich Gastrollen in TV-Serien wieVeronica’s Closet (1998),CSI: Den Tätern auf der Spur (2000) sowie die weibliche Hauptrolle im TV-MehrteilerJason und der Kampf um das Goldene Vlies (ebenfalls von 2000), wo sie die willensstarke altgriechische Sagenfigur Medea darstellte. Bis heute sprechen mehr oder minder böse Zungen davon, dass Blalock die Rolle der T’Pol in erster Linie wegen zweier ganz bestimmter körperlicher Komponenten erhielt. Schließlich hatte man bei der Vorgängerserie vonStar Trek: Enterprise,Voyager, mit der von Jeri Ryan gespielten Seven of Nine (der ähnliche Attribute eigen waren) eine insbesondere bei der männlichen Zuschauerschaft heißgeliebte Publikumsfavoritin an Bord gehabt. Berman und Braga berichteten später, dass man die Rolle der T'Pol erst ganz zum Schluß besetzen konnte, da die beide es äußerst schwierig fanden, die richtige Mimin zu finden.
3 in 1: Womanizer, Kumpeltyp, Mr. Charming
Dritter im Bunde sollte der Chefingenieur der Enterprise werden, Commander Charles Tucker III., genannt »Trip«. So wie einst der berühmte Dr. McCoy aus der klassischen Star-Trek-Originalserie sollte auch Trip Tucker zum einen der beste (menschliche) Freund des Schiffskommandanten sein und zum anderen ebenfalls aus den amerikanischen Südstaaten stammen. Nach dem üblichen Casting-Prozess nebst Vorsprechen etlicher potentieller Darsteller machte schließlich Connor Trinneer (geb. am 19. März 1969) das Rennen um die Rolle. Trinneer stammte aus Walla Walla im US-Bundesstaat Washington und war der gewünschten Mundart mächtig. Sein sportlicher Körperbau kam durch eine angestrebte Football-Karriere in seiner Jugend, die er jedoch aufgab, als er seine Ambitionen für eine Laufbahn als Schauspieler entwickelte. Auch Trinneers Karriere hatte am Theater begonnen, in seinem Fall bei derHuntington Theatre Company in Boston, wo er eine Hauptrolle in dem StückArcadia gespielt hatte. Danach war er zum Fernsehen gegangen und hatte zwischen 1996 und 2000 Gastauftritte in Serien und TV-Filmen wie der langlebigen Soap OperaLiebe, Lüge, Leidenschaft, dem Militär-DramaPensacola – Flügel aus Stahl oder der