: Glenn Stirling
: Dr. Florian Winter Band 15: Zwischenfall im OP II
: Uksak E-Books
: 9783738930795
: 1
: CHF 2.60
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 171
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Etta von Hirtz ihren Hengst Whirlwind beim internationalen Reit- und Springturnier in Aachen reitet, halten die Zuschauer den Atem an, denn das Pferd war bekannt dafür, im letzten Augenblick zu scheuen und seinen Reiter abzuwerfen. Tatsächlich sah es so aus, als ob die junge Frau das Tier im Griff hätte ... doch auch diesmal stoppt der Hengst vor dem Überspringen der Mauer, seine Reiterin fliegt aus dem Sattel. Auch wenn der Sturz verhältnismäßig glimpflich abläuft, so ist im Nachhinein eine Operation nötig - mit schlimmen Konsequenzen, denn während der OP fällt plötzlich der Strom aus ...

3


Im Kamin prasselten die Flammen; trotzdem zog sich Etta von Hirtz die Decke, die sie sich umgehängt hatte, fester um die Schultern. Sie fröstelte, starrte aus schmalen Augen ins zuckende Licht des Feuers. Neben ihr auf dem Schaukelstuhl saß ihr Verlobter, Siegfried von Chmielewsky. Ein großer hagerer, blonder Mann, gut aussehend, wie Etta von Hirtz zugeben musste, als sie ihn einmal kurz von der Seite betrachtete.

Er spürte wohl ihre Blicke, legte die Zeitung, in der er gelesen hatte, beiseite und sah lächelnd zu ihr hinüber. „Wo drückt der Schuh? Du hast doch etwas auf dem Herzen.“ Er bemerkte, dass sie beide Hände wieder auf den Unterleib gepresst hielt. „Du hast dir das richtig angewöhnt. Tut es da wirklich weh?“

Sie nahm sofort die Hände weg wie ein Kind, das beim Daumenlutschen ertappt worden ist. Und sie schwieg.

„Ich habe dich gefragt, ob es dir wirklich weh tut? Etta! Der Arzt sagt, das sind Begleitumstände des Schocks. Aber jetzt, nach zwei Wochen, muss das doch vorbei sein. Sollten wir nicht an einen Verkauf von Whirlwind denken? Allerdings“, fügte er sofort hinzu und machte dabei ein betrübtes Gesicht, „werden wir nicht viel dafür bekommen. Es hat sich natürlich herumgesprochen, was mit ihm los ist. Als Zuchthengst, das hatte wohl schon der Sprecher im Fernsehen angekündigt, sollte man ihn allenfalls noch brauchen. Ich hab es dir gleich gesagt. Aber du wolltest ihn unbedingt haben, nun siehst du ja was daraus geworden ist.“

„Ich möchte nicht, dass er verkauft wird“, sagte sie knapp, ohne den großen blonden Mann dabei anzusehen.

„Nicht verkaufen? Willst du ihn, um Gottes willen, noch einmal reiten? Willst du das noch einmal erleben, was dir passiert ist? Reicht es nicht?“

„Ich möchte ihn behalten.“

„Etta! Ich bitte dich, sei vernünftig! Ihr braucht jede Mark! Dein Vater hat Sorgen genug. Und ihn bloß zu halten, diesen Hengst, weil er dir äußerlich gefällt, weil du ihn gut findest, das braucht ...“

„Ich möchte nicht, dass er verkauft wird. Es war mein Fehler. Ich hab einen Fehler gemacht!“

„Du hast keinen Fehler gemacht. Ich habe dich nicht nur beobachtet, sondern alles gefilmt. Und ich habe mir auch die Aufzeichnungen des Fernsehens angesehen. Der Kameramann hat mir direkt gegenüber gestanden. Er hat von der anderen Seite gefilmt, was da geschehen ist. Du hast nicht den mindesten Fehler gemacht! Dieser Bursche hat aus heiterem Himmel verweigert! Ich hätte ihn erschießen können, diesen verdammten ...“

Sie hob erregt die Hand und sah ihn beschwörend an: „Sag es nicht! Er ist ein prächtiges Pferd! Ein wunderbarer Hengst! Ich habe einem Fehler gemacht“, erklärte sie eindringlich. „Es war mein Fehler! Er hätte nicht verweigert; ich habe ihn zu früh locker gelassen. Man darf ihm nicht zu früh den Zügel freigeben, aber genau das habe ich getan. Und deshalb ist es mein Feh