Teil II
Zu sich kommen und in sich gehen
Auf die Stimme des Herzens hören
Von Zeit zu Zeit braucht jeder Mensch Gelegenheit, um zu sich zu kommen und in sich zu gehen. »Zu sich kommen« und »in sich gehen« impliziert, dass wir normalerweise eben nicht bei uns sind, sondern außerhalb von uns – was ja auch der Fall ist. Wir sind absorbiert von Gesprächen, Botschaften, Ereignissen, Eindrücken, eben von allem, was »Nicht-Ich« ist, oder aber von unseren Gedanken an eben diese Ereignisse, Gespräche und Eindrücke.
Der Strom der Ereignisse reißt uns mit, und ehe wir uns versehen, haben die Dinge einen ganz anderen Verlauf genommen, als wir es eigentlich gewünscht oder beabsichtigt hatten. Oder er geht zwar in die gewünschte Richtung, aber wir reiben uns auf, verausgaben, erschöpfen uns und möchten eigentlich längst ganz etwas anderes. Statt auf die Stimme unseres Herzens zu hören, lassen wir uns treiben wie ein Blatt im Wind, lassen uns anlocken von den unzähligen Angeboten aus der Außenwelt, die in einer unbezähmbaren Flut auf uns niederprasseln. Unter dem Druck der Arbeitswelt oder durch die Masse an Eindrücken und Informationen aus Internet und Fernsehen entfernen wir uns oftmals so weit von uns selbst, dass unsere Seele keinen Raum mehr hat. Wenn aber die Seele nicht mehr atmen kann, erstickt sie. Das hat zur Folge, dass unser inneres Wesen, eben das, was unseren Körper beseelt, sich zurückzieht und wir nach und nach dahinwelken. Eine Zeit lang noch leben wir von der geliehenen Energie, der Energie der technischen Geräte, nach denen wir süchtig sind, der Energie von Kaffee, Alkohol, Medizin oder womit sonst wir uns über Wasser halten, aber irgendwann wirkt auch das nicht mehr, und dann sind wir zu erschöpft, um weiter durchzuhalten. Dann kommt die Zwangs-Auszeit. Körperliche Erkrankungen, ein Nervenzusammenbruch, Burn-out oder Alzheimer und schließlich der »große Rückzug«, der letzte, der, den wir alle fürchten, den wir am liebsten verschweigen und der uns doch alle erwartet, noch sicherer als das Amen in der Kirche. Der Tod.
So nehmen wir uns entweder unsere kleinen und großen Auszeiten regelmäßig und planvoll oder wir werden dazu gezwungen, etwa durch Krankheit, Unfall oder Verlust des Arbeitsplatzes. Viele Menschen überarbeiten und überfordern sich Tag für Tag, bis sie buchstäblich zusammenbrechen. Dann endlich gönnen sie sich ihre Auszeit, nicht etwa, weil sie das gern möchten, sondern weil es nicht mehr anders geht.
Nur kann man einen Rückzug aus Arbeits- und Alltagswelt viel besser genießen, wenn man nicht krank ist, sondern sich einigermaßen wohlfühlt.
Sie können natürlich Ihre Auszeit so gestalten, wie Sie es möchten, ob Sie nun am Strand faulenzen, in den Bergen wandern, mit einem Krimi auf dem Sofa liegen oder an der Theke mit einem Glas Bier in der Hand in jenem sorgenfreien, realitätsfernen Freiraum, den man in der Gemeinschaft der Thekenfreunde findet, über irgendeinen Blödsinn lachen.
Aber da Sie nun dieses Buch in der Hand haben, nehme ich an, dass Sie Anregungen suchen, um Ihren Rückzug so zu gestalten, dass er Sie auf möglichst effiziente Weise zu sich, zur Besinnung und in Kontakt mit Ihrem innersten Wesen bringt. Sie möchten nicht nur erholt, sondern tatsächlich erneuert daraus hervorgehen, sodass Ihre Seele endlich wieder atmen kann. Genau diese Anregungen möchte ich Ihnen geben.
Wieso soll man eigentlich »in sich gehen«, was gibt es denn da im Innern, das kontaktiert werden sollte? Na ja, eben Sie selbst! Nicht das, was Sie im Spiegel sehen – das sind nicht Sie, sondern das Mediu