1. Im Saale der Ungeborenen
Die wahre Freude gewinnt nur, wer sie im Kampf mit dem Schweren erringt. Man kann aber nicht kämpfen, wenn man dem Gegner nicht fest ins Auge sieht; man kann auch nur siegen, wenn man ihn in seinem ganzen Wesen begreifen lernt. (Heinrich Lhotzky)
»Warum bist du so ernst«, fragten die wartenden Geister den Engel der Geburt, als er ihnen das Tor öffnete, hinter dem sie sich zum Leben auf diesem Planeten sammeln sollten.
»Ich habe alle Ursache, ernst zu sein«, antwortete der Engel, »denn ich bin's, der euch das Tor der Ewigkeit zuschließen muss. Sobald ihr in diesen Saal eingetreten seid, beginnt für euch die Zeit, und die Ewigkeit wird verschlossen. Aber ich habe einen freundlichen Bruder, der öffnet den Geistern einmal wieder das verschlossene Tor und nimmt die Wegmüden alle auf in die Ewigkeit. Auch seine Arbeit ist ernst genug, aber die meine ist doch noch schwerer. Ihn nennen sie auf Erden den bleichen Tod, aber er ist mein freundlicher, lieber Bruder, der die beglückende Aufgabe hat, das Tor der Ewigkeit zu öffnen.«
»Aber wir sind ja alle voll freudigen Muts, auch das Schwerste auf uns zu nehmen. Wir freuen uns auf die Zeit«, riefen die Geister.
»Weil ihr sie nicht kennt. Aber ich weiß, dass euch der Mut bald erlahmen wird, und dann werdet ihr klagen und keinen Ausweg wisse. Das ist mir schwer.«
»Aber wir sind ja gar nicht lange in der Zeit, dann kommt der freundliche Engel, der uns in die Ewigkeit führt.«
»Nicht lange? Lange genug, um die Ewigkeit zu vergessen und zu verzweifeln unter den Plagen des Le