: Uwe Schimank, Nadine M. Schöneck
: Gesellschaft begreifen Einladung zur Soziologie
: Campus Verlag
: 9783593404936
: 1
: CHF 24.50
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 195
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Wissenschaft und Gesellschaft scheinen manchmal meilenweit voneinander entfernt. Doch gibt es einen Ort, an dem sie zusammentreffen: die Soziologie. Aber wie kann diese Wissenschaft helfen, unsere Gesellschaft zu erklären? Und welche Gründe gibt es, sich für ein Studium der Soziologie zu entscheiden?

Uwe Schimank ist Professor für Soziologie an der FernUniversität Hagen. Nadine M. Schöneck ist dort wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Einleitung: Willkommen in dieser Gesellschaft! Einladungen zur Soziologie Uwe Schimank/Nadine M. Schöneck Man kann mit der Gesellschaft zurechtkommen - oder auch nicht. Bei manchen Menschen ist das eine oder das andere ein durchgängiges Muster. Es gibt die lebenslangen Glückspilze, denen schon die Schule leicht fällt und später im Beruf alles gelingt, die eine harmonische Ehe führen und aus deren Kindern etwas wird, und die vielleicht sogar noch Seniorenmeister im Stadtmarathon werden ... - und es gibt leider auch diejenigen, die überall schnell Probleme bekommen, Versager schon im Kindergarten, später ausgenutzt von 'guten Freunden' und Vermietern, verheizt im Job und um die Rente betrogen. Die Glückspilze haben es nicht nötig, die Gesellschaft, in der sie so prächtig leben, genauer zu verstehen; ihnen legt die Gesellschaft alles in den Schoß. Den armen Teufeln am anderen Extrem wiederum dürfte es wohl auch nicht viel helfen, verstünden sie noch so gut, wie ihnen mitgespielt wird - es setzte den Qualen ihres Lebens nur noch die Krone auf. Für die allermeisten von uns gilt freilich, dass wir uns weder am einen noch am anderen Extrem bewegen. Wir kommen teils ganz gut mit der Gesellschaft zurecht, ob es nun Familie, Beruf, Freizeitaktivitäten, politisches Engagement oder Geldanlagen sind; immer wieder gelingen uns Dinge sogar richtig gut! Doch teils haben wir Schwierigkeiten, uns zurechtzufinden, zu durchschauen, was da um uns herum vorgeht; und wir zerbrechen uns vielleicht lange den Kopf, wie wir uns in bestimmten wichtigen Angelegenheiten - Berufswahl, Umgang mit einem unangenehmen Vorgesetzten, Mobilisieren der Nachbarschaft gegen den Bau einer Schnellstraße - entscheiden sollten. Dieses breite Mittelfeld des 'Im-Großen-und-Ganzen-Zurecht-Kommens' ist die Zielgruppe, für die Soziologie interessant sein müsste. Denn in dieser Lage gibt es Verbesserungspotenzial. Wenn man hier bestimmte Situationen, in denen man sich befindet, hinsichtlich der wirkenden sozialen Kräfte und Kräfteverhältnisse besser durchschaute, wäre vielleicht (noch) mehr drin. Man könnte sich besser darauf einstellen, was auf einen zukommt; man wüsste, woran, jedenfalls kurz- bis mittelfristig, nicht viel zu ändern ist und worauf man folglich seine knappen Energien nicht verschwenden sollte; und man käme vielleicht auf andere Ideen, wie man sich entscheiden und verhalten könnte. Um keine falschen Erwartungen zu wecken: Das Wissen, das die Soziologie Gesellschaftsmitgliedern anbieten kann, ist zumeist kein Wissen nach Art eines Kochrezepts: 'Man nehme ..., man tue ..., und alles wird gut!' Dergleichen versprechen nur Unternehmens-, Familien- und sonstige Lebensberater. Man weiß inzwischen zur Genüge, dass die dort angepriesenen Patentrezepte für alle Lebenslagen in der konkreten Praxis oft überhaupt nicht, und wenn, dann höchstens von begrenztem Nutzen sind. Wer sich an aus dieser Ecke stammende Heilsversprechen klammern muss, dem ist kaum noch zu helfen. Die Soziologie jedenfalls liefert kein derartiges Rezeptwissen, sondern Orientierungswissen. Sie hilft dabei, Gesellschaft erst einmal zu begreifen - als Voraussetzung dafür, sich dann, entsprechend den besonderen Umständen der jeweiligen Situation, selbst Gedanken darüber machen zu können, was denn getan werden könnte und womit man sich wohl zumindest vorerst abfinden muss. Die Soziologie klärt also auf, statt zu indoktrinieren; und sie setzt dabei auf ein aufklärungsbereites, ganz im Sinne Immanuel Kants das Wagnis des Selbst-Denkens auf sich nehmendes Publikum. Leute, die nichts lieber wollen, als an die Hand genommen zu werden, sollten die Finger von der Soziologie lassen.
Inhalt6
Geleitwort – Hans-Georg Soeffner8
Einleitung: Willkommen in dieser Gesellschaft! Einladungen zur Soziologie – Uwe Schimank/Nadine M. Schöneck12
Was hat ein Tschador im heute-journal zu suchen? – Monika Wohlrab-Sahr24
Die verflixte Sache mit der Kompetenzdarstellung – Stefan Kühl38
Gesellschaft zu Tisch – Eva Barlösius50
Gleichheitsfiktionen in Paarbeziehungen – Cornelia Koppetsch60
Arbeit, Herrschaft und soziale Ungleichheit – Holger Lengfeld74
Geschlossene Gesellschaft: Eliten und Macht – Michael Hartmann86
Keine Soziologie ohne Sozialpolitik – Georg Vobruba98
Wenn die Kunden die Arbeit machen – G. Günter Voß106
»Demokratisierung« der Kunst? Ja und nein – Jörg Rössel118
Spitzensport in der Dopingfalle – Uwe Schimank132
Schnelllebige Moderne – Hartmut Rosa144
Empirisch forschen – warum und wie? – Nicole Burzan156
Soziologen: Eingeborene unter Eingeborenen – Armin Nassehi170
Und was willst du später damit machen? Über den beruflichen Verbleib von Soziologen – Andreas Ortenburger179
Weiterführende Hinweise für Studieninteressierte – Bettina Kolwe/Ludwig Krüger/Sebastian Wagner191