: Camilla Sten
: Ein gefährliches Talent Thriller | Atmosphärischer und beklemmender Scandinavian Crime
: HarperCollins
: 9783749906659
: 1
: CHF 8.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Pass dich ihnen an. Sonst wirst du es bereuen.
Die forensische Psychologin Rebecca Lekmann kehrt nach vielen Jahren wieder in ihre Heimatstadt Djursholm zurück, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Dafür lässt sie ihre Ehefrau und auch eine glänzende Karriere in den USA zurück. Eines Nachts erhält sie einen Anruf von ihrem ehemaligen Kollegen Leo: Rebeccas alte Highschool-Freundin Louise wurde in ihrer luxuriösen Villa brutal getötet. Rebecca beginnt, auf eigene Faust den Mord um Louise aufzuklären. Wer hat sie getötet und warum? Und weshalb hat Louise nur wenige Wochen vor dem Mord versucht, Rebecca zu kontaktieren - obwohl sie geschworen hatte, Rebecca nie wiedersehen zu wollen? Je näher Rebecca den Menschen um Louise kommt, desto brenzliger wird es für sie selbst. Am Ende muss sie sich fragen, welches Risiko sie tatsächlich bereit ist einzugehen ...



Camilla Sten wurde 1992 geboren und studiert an der Universität Uppsala Psychologie. Sie interessierte sich schon früh für Politik und schreibt Artikel über Feminismus, Rassismus und das aktuelle politische Klima für diverse schwedische Zeitungen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, der Bestsellerautorin Viveca Sten, schrieb sie bereits mehrere Bücher.

Kapitel2


Ich spreche nie über Louise. Wäre Miriam Hedlund nicht gewesen, hätte ich auch Leo nie von ihr erzählt.

Es war ungefähr ein Jahr, bevor ich in dieUSA zog. Leo und ich arbeiteten da seit ein paar Jahren regelmäßig zusammen. Ein eingespieltes Duo wie in den Fernsehkrimis waren wir aber nicht: Er war kein dunkler, düsterer Typ, ich nicht groß, schlank und ohneBH, und ein Alkoholproblem hatten wir beide nicht. Ich trank überhaupt nicht, und Leo war so fokussiert auf sein Training, dass er jeden Drink verabscheute, sofern er kein grüner Smoothie war oder Kreatin enthielt.

Doch der Fall mit Miriam Hedlund brachte uns weit genug aus der Fassung, um uns einander zu öffnen.

Da sie erst15 Jahre alt gewesen war, beschloss er, eine externe Beraterin hinzuzuziehen. Meine Chefin Laetitia hatte früher in der Jugendhilfe gearbeitet und kümmerte sich normalerweise um Fälle mit Kindern und Jugendlichen, aber Leo und ich hatten zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach zusammengearbeitet und wussten, dass wir als Team gut funktionierten, weshalb er mich anrief und fragte, ob ich Zeit hätte.

Damals war ich knapp über30 und hatte gerade ausreichend Erfahrung als beratende Vernehmungsexpertin, um irrtümlicherweise zu glauben, ich wüsste, was ich tue. Leo hatte ein gutes Jahr hinter sich und fühlte sich allmählich richtig wohl in seiner Rolle als Ermittler. Der Fall schien simpel: ein Einbruchdiebstahl, der schiefgegangen und aus dem Ruder gelaufen war. In der Gegend, in der Miriam und ihre Eltern wohnten, hatte es eine Reihe von Einbrüchen gegeben, und Miriam war eine aufmerksame Zeugin.

Zu aufmerksam, aber daran dachten wir damals nicht.

Leo holte mich dazu, um sie als Zeugin zu befragen, nicht um sie als Verdächtige zu vernehmen. Sie tat ihm leid. Er bat mich, auf Anzeichen für ein Trauma zu achten, denn welche15-Jährige wäre schließlich nicht traumatisiert, wenn sie mit ansehen müsste, wie ihr Vater von einem Einbrecher schwer misshandelt wird?

Wir beide trugen Schuld. Doch das begriffen wir erst danach. Hätte Leo sich den Tatort genauer angesehen, wäre ihm aufgefallen, dass das Schloss an der Haustür in Wahrheit nie aufgebrochen worden war, sondern dass die groben Spuren rund um das Schloss eher aussahen, als hätte jemand mit einem Messer auf die Tür eingehackt, und nicht auf einen ernst zu nehmenden Einbruchsversuch schließen ließen.

Und wäre ich nicht so beschäftigt damit gewesen, nach Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung zu suchen, hätte ich erkannt, wie ungewöhnlich Miriams Aussage ausfiel, wenn man sie mit typischen Zeugenaussagen von Verbrechensopfern verglich. Sie erinnerte sich an jedes Detail, zögerte nicht, verhaspelte sich nie oder suchte nach Worten. Ich interpretierte ihren Affektmangel als Schock, ihre Sicherheit als Verteidigungsmechanismus.

Noch heute frage ich mich manchmal, ob meine Chefin Laetitia gesehen hätte, was mir damals entging. Ebenso wenig kann Leo wissen, ob ein anderer Ermittler hätte ahnen können, dass etwas nicht stimmte. Womöglich wäre ein anderes Te