Ihren Geist finden
Wenn wir uns gestresst fühlen oder sehr beschäftigt sind, dann sagen wir oft, dass wir den Verstand verlieren oder nicht wissen, wo uns der Kopf steht. Doch wo war er, bevor wir ihn auf diese Weise verloren haben, und wo ging er hin? ImSurangama Sutra, einem populären buddhistischen Text in Vietnam und China, diskutieren der Buddha und sein Schüler Ananda, wie und wo der Geist zu lokalisieren wäre. Ist er im Körper, außerhalb des Körpers oder zwischen dem Körper und der äußeren Welt. Das Sutra lehrt uns, dass der Geist letztendlich nicht-lokal ist. Mit anderen Worten, wir können nicht sagen, dass er innerhalb des Körpers, außerhalb des Körpers oder dazwischen sei. Er hat keinen festen Ort.
Doch nicht nur der Geist ist nicht lokalisierbar, nichts ist es. Heute Morgen habe ich ein zartes grünes Blatt vom Boden aufgehoben. Ist das Blatt in meinem Geist, oder ist es außerhalb davon? Was für eine Frage! Es ist eine einfache Frage, doch schwer zu beantworten. Die Begriffe »innerhalb« und »außerhalb« lassen sich nicht auf die Wirklichkeit anwenden.
Wir neigen dazu, uns unseren Geist als »hier drinnen« vorzustellen und die Welt als »da draußen« zu sehen. Den Geist als subjektiv und die Welt, den Körper, als objektiv. Der Buddha lehrte, dass Geist und Körper nicht eigenständig existieren, sie sind wechselseitig miteinander verbunden und durchdringen einander. Ohne das eine kann das andere nicht sein. Es gibt keinen oder keine Wahrnehmenden ohne das Wahrgenommene. Objekt und Subjekt manifestieren sich zusammen. Wenn wir üblicherweise an Geist denken, so denken wir an Geistbewusstsein. Doch ist der Geist nicht nur Geistbewusstsein. Er ist auch Manas. Er ist auch Speicherbewusstsein.
Wir können uns darin üben, unseren Körper als einen Fluss zu sehen und unseren Geist als Teil dieses Flusses, der fortwährend fließt, sich fortwährend verändert. Der buddhistischen Psychologie zufolge besteht das größte Hindernis für uns, die Wirklichkeit klar zu sehen, in unserer Neigung, uns in der Vorstellung zu verfangen, das Subjekt sei etwas anderes als das Objekt und das Objekt existiere unabhängig vom Subjekt. Diese Sichtweise ist uns zur Gewohnheit geworden, ein Muster, das unser Denken und Verhalten zutiefst prägt und beeinflusst.
Als junger Novize lernte ich, dass das Bewusstsein aus drei Teilen besteht. Der erste und zweite Teil sind:darshana, der/die Wahrnehmende, undnimita, das Wahrgenommene – also Subjekt und Objekt. Das Subjekt und das Objekt stützen einander, um sich zu manifestieren. Wenn Sie glauben, dass das Subjekt ohne das Objekt sein könnte, so ist das ein großer Irrtum. Wir neigen zu der Annahme, dass das Subjekt der Wahrnehmung, unser Geist, eigenständig und unabhängig vom Objekt der Wahrnehmung oder