: Julia Weber, Daniel Berthold
: Am Lebensende zu sich selbst finden Methoden zur Stärkung des Selbstzugangs von Schwerstkranken, Angehörigen und Begleitern
: Hogrefe AG
: 9783456759722
: 1
: CHF 19.50
:
: Lebenshilfe, Alltag
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die letzte Lebensphase - ein Fach- und (Selbst-)Hilfebuch Die Herausforderungen der letzten Lebensphase können Schwerstkranke erschüttern. Sie durchleiden ihren Alltag im Tunnelblick, in innerer Erstarrung und Handlungslähmung. Auch bei Angehörigen und professionellen Fachkräften im Bereich Palliative Care werden nicht selten innere Grenzen erreicht. Der Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und zum eigenen Selbst kann regelrecht verschüttet sein. Julia Weber und Daniel Berthold zeigen anschaulich und einfühlsam, wie das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) Menschen unterstützen kann, die mit dem Thema Sterben in Kontakt kommen. Sie stellen den Lesenden Methoden des ZRM® zur Verfügung, die direkt auf die Aktivierung des Selbst zielen. Betroffene, Angehörige und Fachkräfte lernen, ihre Gefühle (wieder) wahrzunehmen und zu regulieren, den Überblick über die aktuelle Situation zu erlangen und selbstbestimmte, gute Entscheidungen zu treffen.

Das Lebensende als Herausforderung für Schwerstkranke, Angehörige und Begleiter


Mit einer schweren Erkrankung treten große Veränderungen ins Leben. Sowohl aufseiten der Betroffenen als auch aufseiten deren Familien und Angehörigen. Dies gilt insbesondere dann, wenn abzusehen ist, dass die Erkrankung zu einem vorzeitigen Tod des Patienten führt. Denn oft gehen solche Erkrankungsverläufe mit einem vielschichtigen Symptomgeschehen einher. Sterbende Menschen leiden häufig an körperlich stärksten Schmerzen, Luftnot, Übelkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe und Erschöpfung (Fatigue). Dazu kommen intensive und schnell wechselnde Gefühlslagen aus tiefer Betrübtheit, Traurigkeit, Verzweiflung, Furcht, Angst, Unsicherheit und Einsamkeit (BLOCK, 2006). Erkrankungen mit infauster Prognose, das heißt, ohne Aussicht auf Heilung, finden sich bei unterschiedlichsten Grunderkrankungen wie etwa Krebserkrankungen, Erkrankungen der Lunge (z.B. COPD) oder neurologischen Erkrankungen (z.B. ALS). Die Erkrankungsverläufe gestalten sich je nach Diagnose ganz unterschiedlich. Dazu kommen vielfältige Themen auf psychosozialer und spiritueller Ebene. Daraus ergibt sich, dass schwerstkranke und sterbende Menschen hochangepasst und engmaschig behandelt und begleitet werden müssen. Im Vordergrund steht dabei nicht die Heilung der Erkrankung, sondern die Linderung von Leiden.

Die Versorgung, die sich auf dieses Ziel spezialisiert hat, heißt Palliative Care beziehungsweise Palliativversorgung. In einem engeren Sinne meint Palliativversorgung vor allem die spezialisierte Palliativversorgung, die bei einem besonders intensiven Versorgungsanspruch zur Anwendung kommt. Palliative Care begegnet den vielfältigen Herausforderungen der neuen Lebenssituation mit einem möglichst multiprofessionell zusammengesetzten Team. Im besten Fall können verschiedene Berufsgruppen wie Pflege, Medizin, Psychologie und Seelsorge bei Bedarf kurzfristig hinzugezogen werden. Im Jahr 2016 fielen von insgesamt910.000in Deutschland verstorbenen Menschen75.000Menschen in diese Versorgungsgruppe. Dabei verteilen sich Palliativpatienten nicht nur auf Palliativstationen und Hospize. 2016 verstarben allein 25.000Patienten zu Hause im Rahmen der sogenannten spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), auf die es in Deutschland seit 2007einen gesetzlichen Anspruch gibt (BERTHOLD, GRAMM, GASPAR& SIBELIUS,2017).

Dass es möglich ist, mithilfe einer so intensiven Versorgung im häuslichen Umfeld zu bleiben, ist sicherlich ein Fortschritt der Gesundheitsversorgung. In vielen Fällen entspricht dies dem Wunsch des erkrankten Menschen. Gleichwohl werden Sterbende, und vor allem ihre Angehörigen, zu Hause vor große Aufgaben gestellt: In kürzester Zeit muss eine hochaufwändige Versorgung in den Alltag integriert werden. Neben dem eigenen Gefühlschaos aus Sorge, Angst und Trauer übernehmen Familienmitglieder nahezu alle anfallenden pflegerischen, sozialen und koordinativen Aufgaben. Oft trifft dies die Angehörigen völlig unvorbereitet