: Janine Berg-Peer
: Wer früher plant, ist nicht gleich tot Meine Vorbereitung auf ein entspanntes Leben im Alter
: Goldmann
: 9783641250652
: 1
: CHF 8.70
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 304
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Kunst, gelassen alt zu werden
Das Alter trifft viele Menschen immer noch völlig unvorbereitet. Janine Berg-Peer (74) will nicht warten, bis es zu spät ist. Mit Witz und Schwung macht sie vor, was getan werden muss: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament, Rollator oder Fritzstock? Sie kämpft mit Ärzten und ärgert sich über Hürden, die alten Menschen in den Weg gelegt werden, prüft Wohnmöglichkeiten: Mehrgenerationenhaus, Alten-WG oder lieber Demenzdorf? Entrümpeln mit Methode, aber mit welcher? Und was passiert eigentlich im Sarg-Club? »Jetzt denken wir den Tod mal vom Ende her« ist die Devise der einstigen Unternehmensberaterin. Je mehr sie sich kundig macht, desto geringer wird ihre Angst vor den letzten Jahren.

Janine Berg-Peer, geb. 1944, ist selbst Mutter einer psychisch erkrankten Tochter. Sie ist aktiv im Verband der Angehörigen psychisch Kranker e.V., Mitglied von Bipolaris - Manie und Depression e.V., und deutsche Repräsentantin bei EUFAMI, dem europäischen Dachverband der Familien mit psychisch kranken Angehörigen. Sie hält zahlreiche Vorträge im In- und Ausland, moderiert Workshops zum Thema und berät Angehörige direkt.

Gemeinsam mit ihrer Tochter bietet Janine Berg-Peer regelmäßig eine kostenlose Online-Gruppe für Angehörige psychisch Erkrankter an.

1.»Neu ist das alles nicht mehr!«

Neu ist das alles nicht mehr«, sagt der Orthopäde mit kritischem Blick auf die Röntgenbilder meines linken Fußes. »Viele Optionen haben wir da nicht.«

Wir? Er lehnt sich entspannt zurück. Für ein neues Sprunggelenk sei es jetzt zu spät. Es gäbe nichts mehr, woran er das neue Sprunggelenk befestigen könne. »Im Prinzip sind gelenkerhaltende Operationen kein Problem. Hüfte ist das Einfachste, das macht inzwischen meistens der Pförtner.« Er lacht fröhlich. »Das war natürlich nicht ernst gemeint«, fügt er hinzu, als er merkt, dass sein Witz bei mir nicht wirklich ankommt. »Knie ist schon ein bisschen heikler, vor allem bei älteren Leuten.« So wie Sie, sagt sein Blick. »Aber meistens funktioniert es«, beeilt er sich hinterherzuschicken, als er mein entsetztes Gesicht sieht. »Danach ein bisschen Reha, intensiv üben und bewegen, dann wird das in den meisten Fällen wieder.«

»Sie haben eben gesagt, beim Knie sei es mit ein bisschen Reha nach ein paar Wochen wieder in Ordnung?«, frage ich besorgt. »Und was ist nun mit meinem Fußgelenk? Es gibt doch die Möglichkeit, ein künstliches Fußgelenk einzusetzen, oder?«

Er runzelt die Stirn. »Ja, aber ein Fußgelenk ist schon eine ganz andere Geschichte. Ein neues Fußgelenk geht bei Ihnen nicht mehr, das sagte ich bereits. Das obere Fußgelenk ist kaputt, das untere auch. Bei Ihnen könnten wir nur versteifen«, fährt er fort.

Versteifen klingt furchtbar, aber ich hatte mich schon im Internet intensiv über diese Prozedur schlaugemacht. Das scheint kein so ganz großes Problem zu sein. Auch junge Leute lassen das machen, erzählt ein vergnügter junger Mann in Sportkleidung im Fußversteifungs-Video. »Ich kann auch wieder jeden Sport treiben. Ich jogge jeden Tag zehn Kilometer und mache auch andere Sportarten.« Das klingt gut. »Nur mit dem Skateboarden geht es nicht mehr so richtig«, sagt der junge Mann im Video mit leichtem Bedauern. Ich könnte auf das Skateboarden nach der Versteifung gut verzichten, zumal ich nie damit angefangen habe.

Das mit dem Versteifen könne er natürlich machen, fährt der Orthopäde fort, »aber«, er macht eine Pause, »wenn ich das mal so sagen darf, Sie sind ja auch nicht mehr die Jüngste, das ist eine ziemlich aufwendige Prozedur. Hinterher müssen Sie mehrere Monate im Rollstuhl sitzen. Danach erst mal Reha und dann langsam, langsam wieder das Gehen üben. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, die meisten in Ihrem Alter werden mit so einer Fußgelenkversteifung nicht richtig froh.«

Der Fußspezialist greift nach dem Fußskelett auf seinem Schreibtisch und hebt an zu längeren Ausführungen über die Feinheiten der Fußgelenkchirurgie. Das hat er schon oft erzählt, merkt man, und ich habe den Eindruck, dass er wirklich gern über Fußgelenke spricht. Sie liegen ihm am Herzen. Er holt tief Luft und beginnt, mir minutiös zu erklären, wie diese Operation vor sich geht. Ich unterbreche ihn schnell. Vielen Dank, aber ich habe mir bereits Videos über Fußgelenkversteifungen im Internet angesehen, lasse ich ihn wissen. Entsetzlich, wenn man sieht, welchen riesigen Bohrer der Orthopäde benutzt und wie er sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Patienten stützt, um die Schrauben fest anzuziehen. Mit dem angewiderten Gesicht, das Ärzte immer dann bekommen, wenn unmündige, alte Patienten sich im Internet Informationen geholt haben, wehrt er das ab. »Ach Gott, das Internet, da bekommen Sie doch nie fundierte Informationen. Das macht Sie nur verrückt, das lass