»Der wahre Beruf des Menschen ist, zu sich selbst zu kommen«, schrieb Hermann Hesse.
Viele Menschen, die einen helfenden Beruf ergreifen, sind auch auf der Suche nach sich selbst. Inwieweit trifft der Satz von Hermann Hesse auf Sie als angehende Altenpflegerin zu?
Eine ausreichende Selbstwahrnehmung und Suchhaltung sind notwendige Grundhaltungen beim Umgang mit psychisch Alterskranken. Der tägliche routinierte Umgang mit psychisch Alterskranken kann blind machen. Unbegründete Rituale verfestigen sich dann leicht. Hier setzt die Selbstwahrnehmung an. Durch Supervision und Stressbewältigungstechniken (vgl.Seite 26 ff.) können Selbsterfahrung und Suchhaltung herausgebildet und weiterentwickelt werden. Sie sind Ausdruck einer erlernbaren, inneren Einstellung zum psychisch Alterskranken. Wenn ich psychisch Alterskranke wirklich verstehen will, muss ich mich selbst in meinen eigenen psychischen schwachen Anteilen verstehen; umso besser verstehe ich andere Menschen in ihren gesunden, wie auch kranken Anteilen. Altenpflegerinnen sollten lernen, die Selbstanteile an einer Pflegehandlung besser wahrzunehmen.
Von diesem Grundgedanken müssen Altenpflegerinnen ausgehen, wenn sie sich in die geistige und emotionale Landschaft von psychisch Alterskranken hinein versetzen wollen. Erst dann sind sie bereit, sich in die »ver – rückte« Welt des psychisch Alterskranken hineinzuversetzen und können versuchen, ihn in Äußerungen und Verhalten zu verstehen.
Altenpflegerinnen müssen demnach fähig werden, sich selbst zu fragen:
•Welche Gefühle löst der gerontopsychiatrisch veränderte Mensch bei mir aus?
•Was löse ich mit der Pflegehandlung beim Kranken aus?
•Was will der Kranke mit seinem Verhalten/Äußerungen, was bedeuten diese?
•Was für Wünsche und Bedürfnisse stehen hinter seinem Verhalten; in welchem Zusammenhang stehen sie mit seiner Lebenslage und seiner Biografie?
•Ist meine Intervention, d. h. mein Bemühen um eine Verhaltensänderung, in bestimmten Situationen immer angemessen?
Stellen Sie sich folgende fünf Situationen vor:
1.Sie gehen nach einem stressigen Arbeits-/Schultag in den Keller und wissen dort plötzlich nicht mehr, was sie holen wollten.
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