: Helena Most
: Sustainability als Innovationstreiber Roadmap zur Gestaltung nachhaltiger und zirkulärer Geschäftsmodellinnovationen
: Haufe Verlag
: 9783648174104
: Haufe Fachbuch
: 1
: CHF 46.00
:
: Betriebswirtschaft
: German
: 267
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nachhalti keit ist eine Verantwortung, der sich weltweit alle Unternehmen stellen müssen. Der zunehmend steigende Druck eröffnet jedoch auch Spielräume für Innovationen. Doch wie müssen Innovationen der Zukunft gestaltet werden, um langfristigen Geschäftserfolg und gleichzeitig Nachhaltigkeit zu fördern? Helena Most zeigt, wie Organisationen diese Herausforderungen meistern können. Anhand einer Roadmap zur Entwicklung nachhaltiger und zirkulärer Geschäftsmodellinnovationen erläutert sie, wie dies gelingt. Dabei spannt sie einen Bogen von der notwendigen Innovationskultur über Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft bis hin zum Impact Management, mit dem Unternehmen ihre ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele definieren und deren Wirkung und Erfolg messbar machen können. Inhalte: - Warum wir jetzt nachhaltige Innovationen brauchen - Circular Economy für Dekarbonisierung - Verantwortungsbewusste Geschäftsmodellinnovation - ein holistischer Ansatz - Mit den richtigen Menschen an Bord zu neuen Geschäftsmodellen - Von Produktinnovationen hin zum kollaborativen Ökosystem - Transformation linearer Geschäftsprozesse zu durchgängig stabilen Kreisläufen - Die Dos and Don'ts nachhaltiger KommunikationDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.

Helena Most studierte Wirtschaftsinformatik in Karlsruhe und absolvierte ihren MBA an der Mannheim Business School. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von Resourcly, einem B2B Industrial ClimateTech Startup und gründete bereits zuvor Holocene - Responsible Business Model  Innovation, mit dem sie mit Kund:innen des Mittelstands sowie Großkonzerne nachhaltige und zirkuläre Geschäftsmodelle ko-kreierte. Davor war sie jahrelang international tätig im Bereich digitaler, nachhaltiger und serviceorientierter Geschäftsprozess- und Geschäftsmodellinnovation bei einem Weltmarktführer des Maschinen- und Anlagenbaus.

1.1 Warum wir jetzt nachhaltige Innovationen brauchen


Es gibt keinen PLANeten B.

55 und 100 Milliarden Tonnen – diese beiden Zahlen müssen wir heute kennen. 55 ­Milliarden Tonnen ist die Zahl der Treibhausgasemissionen, inklusive Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas, die jährlich in die Atmosphäre gelangen. Tendenz steigend. Ziel sollte es sein, dass keine Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen (vgl. Ritchie et al., 2020). 100 Milliarden Tonnen ist die Zahl der Rohstoffe, die von unserer globalen, linearen Wirtschaft jährlich genutzt werden. Gerade einmal 8,6 Prozent werden laut dem Circularity Gap Report 2022 zurückgewonnen. Tendenz sinkend(vgl. What is the circular economy?, o. D.).

Über einen Zeitraum von über 10.000 Jahren schwankte die globale Durchschnittstemperatur der Erde gerade einmal zwischen +/- 1 Grad Celsius. Während dieser Epoche, die als Holozän und Zeitalter der Stabilität benannt wurde, entstand die moderne Welt, wie wir sie kennen. Die stabilen Temperaturen bescherten uns einen ausgewogenen Planeten, der die menschliche Zivilisation ermöglichte und das Leben vieler Menschen und damit unserer Gesellschaft verbesserte.

Spätestens seit der industriellen Revolution wird die Welt von Manufacturing- und Massenproduktion dominiert. Weltweit ist die Industrie für circa 32 Prozent der Emissionen verantwortlich (vgl. Pachauri& Meyer, 2015, S. 47), vorwiegend durch die ­Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung (Elektrizität und Wärme) und die industrielle Produktion von Materialien wie Zement (vgl. Ritchie et al., 2020). ­Gewöhnlich werden 11 Prozent der von der Industrie zu verantwortenden Emissionen durch die Energieerzeugung verursacht. Sie werden daher als indirekte Emissionen dem Energiesektor zugeordnet. Abbildung 1 zeigt die Emissionen nach Branchen.

Abb. 1: Emissionen nach Sektoren (Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Ritchie et al., 2020)

Spätestens seit dem Bericht des International Panel on Climate Change (IPCC) wissen wir, dass menschliche Aktivitäten zunehmend das Klima der Erde und die Ökosysteme beeinflussen (vgl. Rockström et al., 2009). Während alle Organismen ihre Umwelt bis zu einem gewissen Grad beeinflussen, haben wir Menschen in gerade einmal 50 Jahren mit unseren Denk- und Verhaltensmustern unseren Planeten ins Ungleichgewicht gebracht und einen Zustand verlassen, in dem sich die Erde seit über 10.000 Jahren befand. Der exponentielle Anstieg des menschlichen Drucks auf die Erde hat ein Niveau erreicht, auf dem wir eine neue geologische Epoche geschaffen haben, das »Anthropozän«, oder auch das »Zeitalter des Menschen«, weil die Menschheit Treiber dieser dramatischen Veränderung im Erdsystem ist (vgl. Rockström et al., 2009). Das exponentielle Wachstum menschlicher Aktivitäten gibt Anlass zur Sorge, dass weiterer Druck auf das Erdsystem wichtige biophysikalische Systeme destabilisieren und abrupte oder sogar irreversible Umweltveränderungen auslösen könnte, die schädlich oder sogar katastrophal für das menschliche Wohlergehen wären (vgl. Rockström et al., 2009).

Die planetaren Grenzen sind die nicht verhandelbaren Voraussetzungen unseres Planeten, welche die Menschheit respektieren muss, um das Risiko schädlicher oder sogar katastrophaler Umweltveränderungen auf kontinentaler bis globaler Ebene zu vermeiden (s. Abbildung 2). Mehrere dieser Grenzen wurden aufgrund menschlicher Verhaltensmuster bereits überschritten (vgl. Rockström et al., 2009).

In der Europäischen Union (EU) leben weniger als 10 Prozent der Weltbevölkerung, doch ihre verbrauchsbedingten Auswirkungen in Bezug auf Klimawandel, Feinstaub, Landnutzung und Bodenschätze liegen nahe an den planetaren Grenzen oder überschreiten diese. Im April 2022 ergab eine Neubewertung der planetaren Grenze für Süßwasser, dass diese inzwischen überschritten wurde. Diese Schlussfolgerung ist auf die erstmalige Einbeziehung von »grünem Wasser« – dem den Pflanzen zur Verfügung stehenden Wasser – in die Grenzbewertung zurückzuführen.

Abb. 2: P