: Nura Habib Omer
: Weißt du, was ich meine? Vom Asylheim in die Charts | Ein inspirierendes Memoir und ein bewegendes Coming of Age von einer der erfolgreichsten Rapperinnen Deutschlands
: Ullstein
: 9783843724296
: 1
: CHF 8.70
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nura ist eine der erfolgreichsten deutschen Rapperinnen, doch über ihren außergewöhnlichen Lebensweg ist wenig bekannt. In ihrem Buch erzählt sie erstmals ihre ganze Geschichte: von der Flucht als dreijähriges Mädchen aus Kuwait nach Deutschland und dem Leben mit der fünfköpfigen Familie im Flüchtlingsheim. Von ihrer muslimischen Erziehung, dem Bruch mit der Mutter und dem Aufwachsen in einem Kinderheim. Von ihrem Engagement für LGBT - und schließlich von ihren ersten Schritten als Sängerin in einem Chor und ihrer steilen Karriere als Rapperin. Nuras Weg ist gekennzeichnet von Rückschlägen, Depressionen und Rassismuserfahrungen. Immer wieder hat sie zu hören bekommen, dass sie etwas nicht darf - schon gar nicht als muslimisches Mädchen. Aber sie hat sich durchgekämpft und ist heute vielen jungen Menschen ein Vorbild.

Nura Habib Omer, geboren 1988 in Kuwait, aufgewachsen in Wuppertal, ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen. Mit 18 zog sie nach Berlin, schloss sich dem Berliner Kneipenchor und den Toten Crackhuren im Kofferraum an, einer Berliner Fun-Punk-Band. Sie war Teil des Hip-Hop-Duos SXTN und macht heute als Solo-Künstlerin Musik.

Die Flucht nach Deutschland


Als Hannan sechs Jahre alt wurde, kam sie ins schulpflichtige Alter. Also zog Mama auf der Suche nach einem Schulplatz mit ihr durch die ganze Stadt. Zur selben Zeit brach der Zweite Golfkrieg aus. Am 2. August 1990 überfiel der Irak Kuwait. Weil Eritrea sich auf die Seite des Irak stellte, war es für unsere eritreische Mama in Kuwait unmöglich, einen Schulplatz für Hannan zu bekommen. Schlimmer noch: Wir sollten das Land so schnell wie möglich verlassen. Mit vier Kindern, die nach und nach alle eine Schule besuchen sollten, aber praktisch nicht durften, sah Mama für uns keine Perspektive mehr. Das war der Moment, in dem Mama beschloss, mit uns nach Deutschland zu kommen und dieses Mal auch zu bleiben. Für dieses Vorhaben konnte Jidetti natürlich nicht erneut eine Einladung schicken. Also flog Mama mit uns in die Türkei und organisierte von dort über Connections eine Möglichkeit, mit dem Bus illegal nach Deutschland einzureisen.

Um den Flug bezahlen zu können, verkauften wir alles, was wir hatten: Schmuck genauso wie Möbel. Habib beschloss derweil, nachzukommen. Also trat Mama, die zu dem Zeitpunkt gerade einmal vierundzwanzig Jahre alt war, die Reise mit uns vier Kindern an. Ramadan und Hannan erzählen mir oft, dass für sie in dem Moment gar nicht klar war, was eigentlich genau passierte. Mama sagte ihnen nur, dass wir unsere Großeltern in Deutschland besuchen würden. Dass wir dort nicht nur für ein paar Wochen, sondern ein ganzes Leben lang bleiben wollten, verriet sie nicht.

Mit dem Flugzeug ging es in die Türkei, von dort aus fuhren wir mit einem Minibus weiter. Alles, was wir dabeihatten, waren ein paar Koffer mit Klamotten und ein Zettel, auf dem die Adresse von Jidetti und Jedu notiert war. Moderne Kommunikationsmittel gab es damals ja noch nicht. Mama erzählt heute noch davon, wie anstrengend und schrecklich die Fahrt für sie, aber auch für uns war. Eingepfercht in einen kleinen Bus, der auf seiner Fahrt ein fremdes Land nach dem anderen passierte, auf ihrem Schoß und dicht an sie gedrängt ihre vier ängstlichen Kinder.

Nach zwei oder drei Tagen endloser Busfahrt durch halb Europa erreichten wir schließlich Wuppertal. Gleich nach unserer Ankunft fing es dort an zu schneien. Für uns war das ein Schock. Vor ein paar Tagen waren es in Kuwait noch gut fünfzig Grad gewesen. Hier in Deutschland hatten wir plötzlich Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, und aus dem Himmel fielen weiße Flocken auf die Erde, die den Boden bedeckten. So etwas hatten wir noch nie gesehen, geschweige denn berührt.

Die ersten Wochen verbrachten wir bei Jidetti und Jedu, die mit Mamas Brüdern in einer kleinen Dreizimmer