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WAS IST LOS MIT UNSERER WELT?
In was für eine Welt werden unsere Kinder da nur hineingeboren? Diese Frage! Immer und immer wieder wird sie mir gestellt. Von werdenden Müttern, werdenden Vätern. Kinder in diese Welt setzen? Ist das nicht verantwortungslos? Wozu ein Kind, wenn die Welt doch so ein schrecklicher Ort ist?
Klimakrise, Corona, Krieg. Wir leben in schwierigen Zeiten, da kommen solche existenziellen Fragen auf, das ist ganz natürlich. Ebenso wie die Sehnsucht nach Besserung. Manchmal auch nach verklärter Vergangenheit.
Eine Vergangenheit, in der Kinder eine Selbstverständlichkeit waren. Ein sozialer Imperativ. Und heute? Sind sie es mehr denn je! Sie waren, sind und bleiben der Kern der Gesellschaft, auch wenn sich die Familienstruktur über die Jahre verändert hat, soziale Netzwerke weggefallen sind.
Die Debatte zur Ethik des Kinderkriegens ist nicht neu, wir führen sie seit über einem halben Jahrhundert – tragen sie in unserer postmodernen Zeit von Krise zu Krise. Keine Krise hat uns jedoch, zum Glück, zu dem Schluss kommen lassen, dass Kinder nichtZukunft bedeuten, auch wenn die Frage, ob Kind oder nicht, schlussendlich stets eine persönliche, individuelle bleibt.
Eines ist klar: Es sind unsere Kinder, die nächsten Generationen, die in Zukunft etwas bewegen werden, sie haben die Kraft dazu – die Kraft, auch Krisen zu überwinden.
Es ist an uns, ihnen die Wege dafür zu ebnen.
Wir haben oftmals einen verklärten Blick auf das Vergangene, auf dasDamals, das allerdings niemals so war, wie wir es heute manchmal herbeisehnen. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hatte ein Neugeborenes so viele Chancen, ein schönes, erfolgreiches, glückliches, bereicherndes, gutes Leben zu führen, wie heute. Es gab in der Menschheitsgeschichte noch keinen Tag, an dem ein Kind so sicher, so gut betreut und behütet auf die Welt kommen konnte, wie es heutzutage der Fall ist.
Das Heute ist besser als das Gestern. Alleine schon deshalb, weil die Wahrscheinlichkeit, dass Babys und Kinder versterben, auf ein Minimum reduziert wurde. Die Startrampe ist geebnet. Die Voraussetzungen dafür, gesund und voller Energie ins Leben zu gehen, um das Beste daraus zu machen, könnten besser nicht sein. Waren niemals besser.Früher ganz sicher nicht.
Was ist also los mit unserer Welt?
Warum stellen wir Kinder – unsere fortwährende Existenz – infrage? Warum sehnen wir uns nach einem idealisierten Gestern?
Wann wird endlich wieder alles so normal, wie es niemals war? Nie war etwasso wie immer. Wenn, dann nur sowie früher.
Und damit nicht besser als heute.
Doch was war denn früher?
Früher, das sind die Kindheitserinnerungen. Meine liegen im idyllischen Villnößtal, im Bergdorf St. Peter, das damals mehr oder weniger um die tausend Einwohner zählte, gelegen im Herzen Südtirols. Umzingelt von hohen, schönen Bergen: den Geislerspitzen! Wiesen, der Bach, der Wald, Kühe. Eine unbeschwerte Kindheit, ja, aber auch eine harte Kindheit.
Ob man Kinder in die Welt setzen sollte oder nicht, diese Frage stellte sich unseren Eltern damals überhaupt nicht.
Kinder waren Mittel zum Zweck. Vor allem bei den Bergbauernfamilien. Ein Kind war zwar ein Mund mehr, der gefüttert werden wollte, aber es waren gleichzeitig auch zwei Hände mehr, ein Kopf mehr, eine Arbeitskraft mehr. Kinder sicherten die Existenz. Die Bauernfamilien waren Selbstversorger. Sie lebten von ihrem Gemüse, von der Milch ihrer Kühe, vom Fleisch ihrer Schweine, den Eiern ihrer Hühner, vom Garten hinterm Haus.
Die Arbeit der Kinder wurde dringend gebraucht. Bauernfamilien im Villnöß der 1950er-Jahre hatten zahlreichen Nachwuchs. In manchen gab es sieben, in einigen zwölf Kinder. Handwerkerfamilien wie die des Schmieds, des Maurers, des Schneiders, des Bäckers oder des Steinmetzes hatten weniger. Denn in diesen Berufen konnten die Kleinen nicht als Arbeitskraft eingesetzt werden. Dennoch waren es auch hier meist drei, vier Kinder.
Erinnere ich mich daran, wie wir spielten, am Fluss, im Wald, Fußball auf einer Wiese, so habe ich Dutzende Kinder vor Augen. Doch viele starben auch. Das gehörte zum Alltag. Bei Begräbnissen wurden die kleinen weißen Särge zum Friedhof v