: Cilla Börjlind, Rolf Börjlind
: Das Auge der Nacht Kriminalroman
: btb
: 9783641300340
: Die Rönning/Stilton-Serie
: 1
: CHF 12.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
SPIEGEL-Nummer-1-Be tseller-Autoren - Bücher erscheinen in 30 Ländern - Serie verfilmt (ZDF)
Als Olivia Rönning und Lisa Hedqvist ukrainische Flüchtlinge befragen, um Misshandlungen auf dem Fluchtweg zu dokumentieren, erfahren die beiden Polizistinnen von einem internationalen Netzwerk, das Menschenhandel organisiert. Wer steckt dahinter?• Tom Stiltons Partnerin Luna glaubt, dass er in einen Mordfall verwickelt war, aber Stilton scheint sich deswegen nicht schuldig zu fühlen. Als die Polizei ihn verhört, spitzt sich die Situation zu. Kann sie einen solchen Mann überhaupt lieben?• Ein Mann stürzt im Zentrum von Stockholm von einem Dach, nachdem er von zwei Männern gejagt wurde. Der Mann kann nicht identifiziert werden. Wer ist er, und wer hat ihn verfolgt?• Abbas, Toms und Olivias Freund, erhält unerwarteten Besuch von seiner Mutter, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen hat - eine schockierende Begegnung. Warum hat sie ihn aufgesucht? Alles hat mit einer Luxusjacht an der französischen Riviera und einem unbezahlbaren Schatz zu tun - einem verschwundenen Fabergé-Ei namens Auge der Nacht.

Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Ihre Serie um Polizistin Olivia Rönning und Kommissar Tom Stilton wurde sehr erfolgreich für das ZDF verfilmt. Die Kriminalromane sind Bestseller und erscheinen in 30 Ländern.

Er hieß Oleksij und hielt ein totes Katzenjunges auf dem Schoß, das vor einer Weile erfroren war. Seine Mutter ließ ihn das Tier bis auf Weiteres halten. Sie kauerten unter einer nassen Decke, verborgen auf der Ladefläche eines Lastwagens, und waren auf der Flucht aus Butscha. Ihr Ziel war die polnische Grenze.

Eine lange und gefährliche Reise. Nach einer Weile blieb der Fahrer stehen und bot ihnen an, drinnen in der Wärme des Führerhauses zu sitzen. Bedingung war allerdings, dass sie das tote Katzenjunge zurückließen.

»Das will ich hier drinnen nicht haben.«

Alina brachte ihren Sohn dazu, die tote Katze am Straßengraben abzulegen. Sie riss ein paar Grassoden aus und bedeckte das kleine Tier. Oleksij schaute mit leerem Blick zu. Er hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden schon schlimmere Sachen gesehen, so schlimm, dass er nicht mehr schlafen konnte.

»Los, springt rein.«

Der Fahrer winkte, und Alina hob Oleksij in die Fahrerkabine. Er war sieben Jahre alt und hatte an seiner Schulbank gesessen, als eine russische Bombe das Gebäude traf, und jetzt fror er und schob die Hände unter den Pullover. Alina nahm ihn auf die Bank, setzte sich selbst daneben und zog die Tür zu. Die Wärme schloss sich um ihre Körper.

»Glaubst du, wir kommen bis zur Grenze durch?«, fragte Alina.

»Nein. Als ich am Mittwoch hier vorbeigefahren bin, lagen sie da und haben Lwiw beschossen. Wir können versuchen, weiter nach Norden zu fahren, aber sicher ist es dort auch nicht. Wenn ich umkehren muss, lasse ich euch raus, dann müsst ihr zu Fuß weitergehen.«

Alina betrachtete den grobschlächtigen Mann am Steuer, ein unbekannter Landsmann, der sie an einer zerschossenen Bushaltestelle mit den Worten »Versteckt euch auf der Ladefläche« aufgesammelt hatte.

Und jetzt hatte er vor, sie so weit zu fahren, wie er konnte. Um ihretwillen. Sie nahm an, dass er dann wieder nach Butscha zurückkehren und weiteren Flüchtlingen helfen würde.

»Danke, dass du uns fährst«, sagte sie.

Auf dem Weg begegneten ihnen nicht viele Fahrzeuge, denn der Mann wählte kleinere Straßen, um nicht entdeckt zu werden. Mehrere Tage schon hatten russische Panzer auf Lastwagen geschossen. Es herrschte Krieg, und sie waren von einer Großmacht überfallen worden.

Alina nahm ihren Sohn in den Arm. Sie spürte, wie der dünne Körper zitterte, und hoffte, dass es nur die Kälte wäre, die noch in ihm steckte. Doch im Grunde wusste sie, dass es wahrscheinlich andere, quälendere Gründe gab.

Wenn wir es über die Grenze schaffen, dann muss ich ihn dazu bringen zu reden, ehe er alles in sich einschließt, dachte sie und spürte den Druck auf ihrer Brust. Sie durfte nicht anfangen zu weinen. Nicht jetzt, nicht hier, nicht, wenn er wach war. Unter der Decke auf der Ladefläche war er für ein paar kurze Momente auf ihrem Schoß eingedöst, und da hatte sie es laufen lassen. Still, mit geschlossenem Mund, und vorsichtig, damit keine Tränen auf sein Gesicht fielen.

Das Trio im Führerhäuschen saß still, als das Auto aufs Land hinauskam. Die Felder um sie herum lagen öde, in den Dörfern sahen sie nur alte Leute und Kinder. Keine erwachsenen Männer,