: Jutta Hammer
: Zebus sind doch schwanzgesteuert Neue Geschichten aus Madagaskar
: Books on Demand
: 9783757833831
: 2
: CHF 7.30
:
: Afrika
: German
: 290
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Knapp 400 Kilometer vor der Küste Afrikas hat sich eine ganz eigene Kultur und eine unvergleichbare Flora und Fauna entwickelt. Eigentlich wollte Jutta dort nur nach Schildkröten suchen; gefunden hat sie eine Welt voller fantastischer und skurriler Geschichten, Menschen und Tiere. Ohne Handy oder Internet, eine halbe Tagesreise von der nächsten Stadt entfernt, erlebt sie den rauen Alltag als Forscherin mitten im dornigen Trockenwald. Und als Gast in einer madagassischen Familie lernt sie deren Leben aus erster Hand kennen. Bereits zum zweiten Mal berichtet sie von ihren Erlebnissen im Land des mora mora und beschreibt dabei, wie es sich anfühlt, einen Sack Flöhe zu hüten, dem faulen Zauber eines Medizinmannes zu entgehen oder ein Zeburind auf Trab zu bringen.

Jutta Hammer lebte, fotografierte und schrieb drei Jahre lang auf Madagaskar und einigen der benachbarten Inseln im Indischen Ozean. Neben der Datenaufnahme für ihre Dissertation zur Brutbiologie der madagassischen Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata) blieb ihr noch genug Zeit, das Land und seine Bewohner kennenzulernen. In diesem Buch berichtet Sie bereits zum zweiten Mal von ihren Erlebnissen auf der Insel im Indischen Ozean.

Tonga soa – Ankommen in Tana


Wie immer komme ich per Flugzeug in Madagaskar an. Wie immer durchlaufe ich eine abgestimmte Reihe von ewig langen Pass- und Zollkontrollen, die mich schlagartig in das madagassischemora mora, eine Art Laissez-faire-Haltung, zurückholen. Wie immer muss ich mich nach den offiziellen Kontrollen durch ein Spalier an Taxifahrern kämpfen, die mich alle gegen Höchstpreis ins Stadtzentrum fahren möchten. Heute bin ich allerdings nicht allein: mein madagassischer Kollege, Léon, holt mich am Flughafen ab.

Die Menge der Taxifahrer teilt sich vor uns, niemand versucht mir ein ach so günstiges Angebot zu machen oder mit mir zu feilschen. Keine ausgestreckten Hände, die mir über den Unterarm streichen, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen oder nach meinem Gepäck greifen. Die kleine Vorhalle des Flughafens ist voller eifriger Taxifahrer, deren klapprige Kisten draußen warten und alle lassen sie mich in Ruhe. Die meisten von ihnen fahren einen R4 in Taxi-Beige. Ein früherer madagassischer Präsident hatte in Deutschland die einheitlich beigen Taxen gesehen und fand diese Farbgebung offensichtlich so passend, dass er dieses Konzept in Tana etabliert hat.

Ich folge Léon durch die Menge der Fahrer und wundere mich, dass ich heute komplett in Ruhe gelassen werde. Er lacht nur, als ich ihn danach frage und bedeutet mir ihm zu folgen. Sobald wir die Menschentraube hinter uns haben erklärt er mir, dass er allen gesagt habe ich sei seine Kundin. Die anderen haben ihn wohl für einen Taxifahrer gehalten. Léon grinst mir freudig zu. Ganz entspannt fahren wir dann ins Zentrum von Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars.

Antananarivo, liebevoll Tana abgekürzt