: Petra Urban
: Der Duft von Glück Selbstbegegnung im Spiegel der Jahreszeiten
: Vier-Türme-Verlag
: 9783736503199
: 1
: CHF 11.50
:
: Christliche Religionen
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses Buch ist ein leichtfüßiger Spaziergang durch die Schönheit der Natur in den verschiedenen Jahreszeiten. Man kann geradezu die Erde im Frühling riechen, das Blau des Sommerhimmels sehen und das Kaminfeuer an den Handflächen spüren, so poetisch und sinnlich nimmt Petra Urban die LeserInnen mit auf ihre Streifzüge. Dabei vergleicht sie die Natur in ihrem Werden und Vergehen auch mit dem menschlichen Leben und findet immer wieder einen Anknüpfungspunkt, um im Spiegel der Jahreszeiten der eigenen Selbstwerdung auf die Spur zu kommen.

Dr. phil. Petra Urban, geb. 1957 in Dohna/Pirna, aufgewachsen in Düsseldorf. Sie studierte Germanistik und Philosophie, lebt als Schriftstellerin in Bingen am Rhein. Zu ihren Veröffentlichungen gehören erfolgreiche Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen und arbeitet auch als Dozentin für Literatur.

Frühling I. – Das blaue Band

Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte.

Eduard Mörike

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!

Joseph von Eichendorff

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Kunstschaffende mit den vier Jahreszeiten beschäftigt, ihre Schönheit in Tönen, Farben und Worten eingefangen. Antonio Vivaldi und Joseph Haydn zum Beispiel haben sie auf ewig in Musik verwandelt. Giuseppe Arcimboldo dagegen, der »Zaubermaler«, hat sie in aberwitzigen Portraits festgehalten, in skurrilen Köpfen, bestehend aus den Früchten und Pflanzen der jeweiligen Jahreszeit. Gleichnishaft erscheint hier der Frühling als heiterer Blumenbote, als farbfroher Herzschlag zwischen winterlicher Erstarrung und neu erwachender Lebendigkeit. »In jeder Blüte schlägt mein Herz«, scheint er zu flüstern, »ich bin Sonne und Wonne.« Für uns ist dieser Freudenbringer mit »holdem, belebendem Blick« (Goethe), dieser Befreier von Eis und Schnee eine vorzügliche Zeit, um den Reigen der Jahreszeiten zu eröffnen. Wie ein riesengroßes Lächeln liegt er auf der Welt, weckt mit ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Natur aus ihrem Tiefschlaf und küsst dabei auch unsere müden Lebensgeister wach. Aufbruchsstimmung all überall. Ein jedes drängt ans Licht. Neben Frühblühern und dem kühnen Lied der Amsel melden sich Frühlingsgefühle zu Wort. Ja, der Frühling hat das Zeug, – das Grün-Zeug, hätte ich beinah gesagt –, ungeahnte Gefühle in uns zu wecken. Es ist diese überschäumende Lebensfreude, die er versprüht, diese veilchenblaue, himmelhochjauchzende Lust. Als hätte die Natur plötzlich nichts anderes als Flausen im Kopf, als sei sie trunken vor Glück und ihr Puls ein wenig schneller als gewöhnlich.

So »kribbelt« sie uns, wie es bei Thomas Mann heißt, »auf eine unanständige Weise im Blute«. Der Lenz, ohne Frage, besitzt den Charme der Jugend. Diesen ungezähmten, mitreißenden Schwung, dieses fröhliche Herzflattern, diesen ganz speziellen Jubel. Dennoch ist er keine Sache der Jugend allein. Schließlich grünen auch die alten, selbst die uralten Bäume. Natürlich hat sich in unserem Leben, wenn wir bereits ein wenig in die Jahre gekommen sind, so einiges verändert. Das Alter hat seine Launen. Vielleicht sind wir nicht mehr so temperamentvoll und begeisterungsfähig wie einst, sind im Lauf der Zeit ruhiger, gesetzter und auch ein wenig antriebsloser geworden. Das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Und doch – Hand aufs junge, alte Herz! –, der Frühling ist und bleibt eine Herrlichkeit, ein Fest für die Sinne. Das fröhliche Tirilieren der Vögel, das erste zarte Grün, die täglich höher steigende Sonne, der Duft des Neuanfangs, das alles ist süß wie eh und je. Wir müssen uns nur anhauchen, berühren lassen. Kaum ist das geschehen, spüren wir auch schon unser ureigenes Frühlingserwachen. Wir sind erfüllt von Freude, fragen uns, wo auch in