Auf früheren Gemälden wird das alte Dorf häufig geschönt dargestellt. Städtische Maler ergötzten sich am Landleben. Das Bild des Dorfes Tempelhof um 1800 stammt von Johann Friedrich Hennig.
Das Dorf um 1800
Auf den ersten Blick waren die Dörfer vor 200 Jahren einfacher strukturiert als heute. Fast allen Dorfbewohnern gemeinsam war die landwirtschaftliche Tätigkeit. Die benötigten landwirtschaftlichen Geräte wurden von dörflichen Handwerkern wie Schmied und Stellmacher hergestellt. Das Dorf war nicht nur autark, sondern regelte auch das wirtschaftliche und soziale Leben durch eigene Dorfordnungen. Allerdings waren die Bauern und Landarbeiter nicht frei im heutigen Sinne: Sie waren durch vielfache und komplizierte Besitz- und Rechtsverhältnisse an ihre Grundherren, Gutsherren, Gerichtsherren, Landesherren und an die Geistlichkeit gebunden.
Geht es um das Thema »Dorf«, haben wir alle meist auchBilder des »alten Dorfes« im Kopf. Diese sind oft mit der Einschätzung einer »guten alten Zeit« verknüpft – es sind Vorstellungen einer romantischen Grundstimmung: Die Dörfer liegen idyllisch inmitten der Natur mit Bach, Feldern und Wäldern. Die Bauern arbeiten munter und fast frohgelaunt im Stall oder bei der Ernte. Aufwendige und große Hochzeiten, Beerdigungen, Kirchweih- und Schützenfeste belegen eine enge Dorfgemeinschaft, die Kirche bildet den optischen sowie kulturell-sozialen und sinnstiftenden Mittelpunkt für alle Dorfbewohner. Es gibt aber auch andere, deutlich negativere Bilder und Bewertungen zum alten Dorf. Wir haben die Armut der großen Mehrheit der Dorfbewohner vor Augen, die Missernten und Hungersnöte, die häufigen Brände und Krankheiten, die besonders viele Säuglinge und Kinder sterben ließen. Das Dorfleben erscheint uns dann als ein fast täglicher Kampf ums Überleben, ohne Chancen eines wirtschaftlichen oder sozialen Aufstiegs.
Die holzschnittartigen »gefühlten« Bilder vom alten Dorf haben natürlich ihre Wahrheitskerne. Sie speisen sich aus Darstellungen der damaligen Literatur und Malerei sowie aus Chroniken, Reiseberichten und mündlichen Überlieferungen. Sie sind zugleich aber auch der Sichtweise des heutigen Menschen geschuldet mit seinen Vorstellungen von Armut, Sterblichkeit und Freiheit. Über die »gefühlte Wirklichkeit« eines Bauern, seiner Frau, seiner Kinder, Knechte und Mägde um 1800 wissen wir relativ wenig. Vielleicht lebten damals vie