: Gerhard Henkel
: Das Dorf Landleben in Deutschland - gestern und heute
: wbg Theiss
: 9783806240078
: 1
: CHF 33.00
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 365
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwischen Landflucht und Landliebe: Dorfleben in Deutschland Trotz Urbanisierung lebt im 21. Jahrhundert die Hälfte aller Deutschen auf dem Land. Rund 35.000 Dörfer gibt es in Deutschland, doch sie haben sich seit den 50er Jahren rasant verändert. Gerhard Henkel, Geograph und Professor für Humangeographie, zeigt in seinem Buch in über 60 kurzen, vielfältigen Kapiteln die Tragweite des Strukturwandels auf - historisch, soziologisch, ökonomisch, politisch und kulturell: - engagiert und fundiert: spannend zu lesendes Sachbuch mit über 300 Abbildungen - Felder, Wälder und Marktplätze: die Wirtschaftskraft der Dörfer und die Sicherung der lokalen Grundversorgung - Wer lebt auf dem Land? Dörfliches Sozialleben und Bevölkerungsentwicklung - Bürgermeister, Ortsvorsteher, Gemeinderat: Kommunalpolitik zwischen Gebietsreformen, Dorfmodernisierung und Agrarpolitik. - Wie es früher war: die Geschichte des Dorfes vom Mittelalter bis zur Zeit um 1800Strukturwandel ganz konkret: so wird in den Dörfern Zukunft gestaltet Ob in der Landwirtschaft, in der Kirchengemeinde oder im Vereinsleben: In unseren Dörfern stecken viel Dynamik und Leben. Dorfläden und Genossenschaften werden gegründet, aus dem Dorfschmied wurde ein mittelständisches Unternehmen. Bauern pflügen mit Sensortechnik und GPS. In der Forst- und Holzwirtschaft arbeiten mehr Menschen als in der Automobilindustrie. Gerhard Henkel, der selbst von Kindesbeinen an im Dorf lebt, beschreibt anhand vieler konkreter Beispiele alle Aspekte des Lebens auf dem Land anschaulich, differenziert und eindrücklich!

Sein Studium der Geographie und Germanistik absolvierte Gerhard Henkel an den Universitäten in Münster, Würzburg und Köln. 1971 promovierte er und 1976 habilitierte er. Er lehrte seit 1980 als Professor für Geographie am Institut für Geographie der Universität-Gesamthochschule Essen und ist mittlerweile im Ruhestand. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Humangeographie, wobei er sich seit 45 Jahren mit der historischen und aktuellen Entwicklung des ländlichen Raumes befaßt .

Auf früheren Gemälden wird das alte Dorf häufig geschönt dargestellt. Städtische Maler ergötzten sich am Landleben. Das Bild des Dorfes Tempelhof um 1800 stammt von Johann Friedrich Hennig.

Auf dem Sprung in die Moderne


Das Dorf um 1800

Auf den ersten Blick waren die Dörfer vor 200 Jahren einfacher strukturiert als heute. Fast allen Dorfbewohnern gemeinsam war die landwirtschaftliche Tätigkeit. Die benötigten landwirtschaftlichen Geräte wurden von dörflichen Handwerkern wie Schmied und Stellmacher hergestellt. Das Dorf war nicht nur autark, sondern regelte auch das wirtschaftliche und soziale Leben durch eigene Dorfordnungen. Allerdings waren die Bauern und Landarbeiter nicht frei im heutigen Sinne: Sie waren durch vielfache und komplizierte Besitz- und Rechtsverhältnisse an ihre Grundherren, Gutsherren, Gerichtsherren, Landesherren und an die Geistlichkeit gebunden.

Geht es um das Thema »Dorf«, haben wir alle meist auchBilder des »alten Dorfes« im Kopf. Diese sind oft mit der Einschätzung einer »guten alten Zeit« verknüpft – es sind Vorstellungen einer romantischen Grundstimmung: Die Dörfer liegen idyllisch inmitten der Natur mit Bach, Feldern und Wäldern. Die Bauern arbeiten munter und fast frohgelaunt im Stall oder bei der Ernte. Aufwendige und große Hochzeiten, Beerdigungen, Kirchweih- und Schützenfeste belegen eine enge Dorfgemeinschaft, die Kirche bildet den optischen sowie kulturell-sozialen und sinnstiftenden Mittelpunkt für alle Dorfbewohner. Es gibt aber auch andere, deutlich negativere Bilder und Bewertungen zum alten Dorf. Wir haben die Armut der großen Mehrheit der Dorfbewohner vor Augen, die Missernten und Hungersnöte, die häufigen Brände und Krankheiten, die besonders viele Säuglinge und Kinder sterben ließen. Das Dorfleben erscheint uns dann als ein fast täglicher Kampf ums Überleben, ohne Chancen eines wirtschaftlichen oder sozialen Aufstiegs.

Die holzschnittartigen »gefühlten« Bilder vom alten Dorf haben natürlich ihre Wahrheitskerne. Sie speisen sich aus Darstellungen der damaligen Literatur und Malerei sowie aus Chroniken, Reiseberichten und mündlichen Überlieferungen. Sie sind zugleich aber auch der Sichtweise des heutigen Menschen geschuldet mit seinen Vorstellungen von Armut, Sterblichkeit und Freiheit. Über die »gefühlte Wirklichkeit« eines Bauern, seiner Frau, seiner Kinder, Knechte und Mägde um 1800 wissen wir relativ wenig. Vielleicht lebten damals vie