: Linz Die Professoren Professorinnen der Fakultät für Theologie der Kath. Privat-Universität
: Mission Theologisch-praktische Quartalschrift 3/2020
: Verlag Friedrich Pustet
: 9783791761763
: 1
: CHF 8.00
:
: Religion/Theologie
: German
: 112
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gegenwärtige Diskurse zum Missionsbegriff beruhen nach wie vor oft auf einem Verständnis gewaltsamer Missionierung nicht-christlicher Personen, Gruppen oder Regionen. Jener von Papst Franziskus steht dem jedoch entgegen: Dass sein Missionsverständnis keineswegs neu oder nur für seine Person typisch ist, sondern das Christentum von Beginn an prägte, und dass dieses verschüttet, wiederentdeckt und erweitert wurde, zeigt diese Ausgabe. Wie definiert sich die (pastoral-)theologische Bedeutung von Mission angesichts heutiger Herausforderungen?

Mit Beiträgen von Klara-Antonia Csiszar, Michael Zugmann, Lutz E. v. Padberg, Martin Üffing, Tobias Keßler, Stefan Silber, Steve Bevans, Wolf-Gero Reichert, Ansgar Kreutzer.

Michael Zugmann

„Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8)


Grundlegendes zur Mission im Neuen Testament

 Wie konnte sich nach der grausamen Hinrichtung Jesu bei den Aposteln und bei den Jüngerinnen und Jüngern eine Missionstätigkeit entwickeln? Was war die Botschaft, die sie in ihrer Umgebung und schließlich im ganzen römischen Reich verkündigen wollten? Auf diese Frage gibt Michael Zugmann anhand einer detaillierten Analyse von einschlägigen Stellen in den Evangelien, der Apostelgeschichte und den paulinischen Briefen eine klare Antwort, indem er aufzeigt, dass schon Jesus selbst die Apostel aussandte, den Anbruch des Reiches Gottes zu verkünden. Jesu Tod bedeutete aber nicht das Ende der Verkündigung, sondern die Erfahrung der Auferweckung Jesu drängte die Apostel und Jünger vielmehr dazu, die so beglaubigte Botschaft vom Reich Gottes in die Welt hinauszutragen. (Redaktion)

Christ ist erstanden, / Aus der Verwesung Schoß. / Reißet von Banden / Freudig euch los! / Tätig ihn Preisenden, / Liebe Beweisenden, / Brüderlich Speisenden, / Predigend Reisenden, / Wonne Verheißenden / Euch ist der Meister nah, / Euch ist er da!

(Faust I, 797–807)

 

Der Chor der Engel, den Goethes Faust in der Osternacht vernimmt, bringt auf den Punkt, wo Mission im Neuen Testament ihren Ausgang nimmt: Im Bekenntnis, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt und damit seine Botschaft vom Reich Gottes bestätigt hat.

„Wenn die primäre Gottesaussage der nachösterlichen frühesten Gemeinde die war, daß sie Gott als den pries, der Jesus von den Toten auferweckte, dann identifizierte sie damit den von Jesus her ihr bekannten Gott nunmehr mit dem Gott, der den wegen seines Gottesbildes gekreuzigten Jesus auferweckt hatte. Auferweckung Jesu hieß in diesem Zusammenhang also: Der in Jesu Auferweckung erfahrene Gott sagt zu Jesu Gottesbild ja und läßt die Jünger sich verstehen als solche, die diesen Gott weitertragen sollen.“1

Was Jesus zu verkündigen begonnen hat, will weitergetragen und verkündigt werden. Dementsprechend ist „Mission“, obwohl kein biblischer Begriff,2 doch der Sache nach in vielfältiger Weise in den neutestamentlichen Schriften präsent.

1 Die Aussendung der Jünger vor Ostern


Dass die urchristliche Mission an Jesu Botschaft und Praxis anknüpft, führen zunächst die Überlieferungen von der vorösterlichen Aussendung der Jünger in den Evangelien vor Augen.3 Schon die Einsetzung der Zwölf durch Jesus erfolgt, „damit sie mit ihm seien und damit er sie aussende, zu verkünden und mit Vollmacht Dämonen auszutreiben.“ (Mk 3,14 f.) – Aus dem Mit-Sein mit Jesus und seinen Taten und Worten sollen sie lernen, um dann selbst sein