: Claus Petersen
: 21 Entdeckungen Was Jesus wirklich lehrte
: Gütersloher Verlagshaus
: 9783641259525
: 1
: CHF 4.00
:
: Philosophie, Religion
: German
: 224
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für eine andere Kirche und Theologie
Indem er sich ausschließlich jenen 21 Worten des Neuen Testaments zuwendet, die aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich auf Jesus von Nazaret zurückgehen, legt Claus Petersen ein völlig neues und dabei hochaktuelles Bild der ureigenen Botschaft Jesu frei. Zentral für diese Botschaft ist die Rede vom Reich Gottes. Dieses liegt für Jesus nicht fern im Himmel. Es ist vielmehr schon da und wartet darauf, von den Menschen ergriffen zu werden. Wer dies tut, dem ist es möglich, 'richtig' zu leben, und das System der Entfremdung und Gewalt durch die Einübung einer neuen Lebenshaltung zu überwinden. Dies - und dies allein - war das Anliegen Jesu - und es ist heute nicht minder aktuell als vor 2.000 Jahren.
  • Die Wiederentdeckung der Grundbotschaft des Christentums
  • Die Reich Gottes-Botschaft als Provokation für die Gegenwart
  • Für die Leser von Franz Alt, Richard Rohr, Emmanuel Carrère


Claus Petersen, geboren 1952, Dr. theol., Studium der evangelischen Theologie in Erlangen und Heidelberg, danach wissenschaftlicher Assistent am Institut für Altes Testament in Erlangen. 1982 - 2017 Pfarrer der Evang.-Luth. Kirche in Bayern in Bayreuth, Beilngries und Nürnberg. Die mit Hilfe der wissenschaftlichen Bibelexegese wiederentdeckte Botschaft Jesu vom Reich Gottes erlangte für ihn eine immer zentralere Bedeutung. Seine Publikation von Aufsätzen und einer Monografie führte zu Konflikten mit der Kirchenleitung. 2002 gründete er die 'Ökumenische Initiative Reich Gottes - jetzt!'. 2009 - 2017 war Claus Petersen für die Gestaltung von Reich-Gottes-Gottesdiensten in Nürnberger Innenstadtkirchen verantwortlich. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Nürnberg.

1. Die Jesusüberlieferung im Neuen Testament

Was war es denn nun, was Jesuswirklich lehrte? Diese Frage zu stellen setzt Zweierlei voraus. Zum einen: Die Jesusbotschaft ist tatsächlich von Belang. Wie gleich deutlich werden wird, wird diese Einschätzung keineswegs von allen Menschen, die der Bibel und dem Christentum verbunden sind, geteilt. Zum anderen: Trotz aller Probleme ist es möglich, das, was Jesus von Nazaret einmal gelehrt hat, wieder freizulegen. Es gilt dann allerdings, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass dabei etwas zum Vorschein kommen könnte, das das gesamte »Koordinatensystem« des Christentums, wie wir es kennen, ins Wanken bringt beziehungsweise grundlegend verändern müsste.

Zunächst also: Spielt das, was Jesuslehrte, denn überhaupt eine Rolle? Besteht die Bedeutung Jesu, jedenfalls für das Christentum, nicht in etwas völlig anderem? Viele bekannte und einflussreiche Personen vertreten genau diese Position. Drei Beispiele:

  1. Der bedeutende TheologeRudolf Bultmann (1884–1976) beginnt seine »Theologie des Neuen Testaments« mit dem Satz: »Die Verkündigung Jesu gehört zu den Voraussetzungen der Theologie des NT und ist nicht ein Teil dieser selbst.«4 Für die von den Autoren des Neuen Testaments vertretene Theologie sei die Jesusbotschaft ohne Belang, sei »nicht ein Teil dieser selbst«. Entscheidend sei vielmehr die christliche Predigt (das »Kerygma«) von der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. – In der Tat: Die Botschaft Jesu ist im Neuen Testament von untergeordneter Bedeutung. In den Briefen des Paulus und anderer spielt sie gar keine Rolle, und sogar in den Evangelien geht es nicht in erster Linie darum zu erzählen, was Jesus lehrte, sondern vor allem darum, die Bedeutung seiner Person für seine Anhänger zu klären und zu erhellen.
  2. Als eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde im Jahr 2003 in einer Eingabe an die bayerische Landessynode vorschlug, in das apostolische Glaubensbekenntnis zwischen die Worte »geboren von der Jungfrau Maria« und »gelitten unter Pontius Pilatus« den Passus »gelebt als menschgewordene Liebe des Vaters« einzufügen, wiesWolfgang Stegemann, seinerzeit Professor für Neues Testament an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau und Vorsitzender des Grundfragen-Ausschusses der Synode, dieses Ansinnen mit der Erklärung zurück, die Kirche gründe sich nicht auf den irdischen Jesus, sondern auf den auferstandenen Christus. Stegemann zufolge bleibt uns der »›wirkliche‹ Jesus, jener Mann aus Nazareth, der vor nunmehr 2000 Jahren auf den Hügeln Galiläas gewandert ist, auf immer entzogen«, er sei lediglich »eine Chimäre der Wissenschaft«5. – Tatsächlich übergeht jenes Glaubensbekenntnis das Leben Jesu praktisch völlig beziehungsweise reduziert es ganz auf sein Leiden. Das Wort »gelitten« ist nämlich, entgegen der üblichen Sprechweise, nicht mit dem folgenden »unter Pontius Pilatus« zu verbinden, sondern steht für sich allein: »Geboren von der Jungfrau Maria. Gelitten. Unter Pontius Pilatus gekreuzigt, gestorben und begraben.« Einzig bedeutsam am Leben Jesu zwischen Geburt und Tod wäre demnach allein die Tatsache, dass er »gelitten« hat, also seine Passion.6 Und von der Botschaft Jesu ist in diesem Grundbekenntnis der Kirche gleich gar nicht die Rede (und wäre es auch durch den gewünschten Einschub nicht).
  3. Anlässlich der Feiern zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 veröffentlichte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter dem Titel »Für uns gestorben« einen sogenannten Grundlagentext.Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, eröffnet sein Geleitwort dazu mit den Sätzen: »Das Kreuz steht für das Christentum. Es ist Symbol für alles, was christlicher Glaube und christliche Kirche bedeuten.« Für ihn handelt es sich bei