KAPITEL 1
MITTWOCH, 1. OKTOBER 1997
Die Schule lief bereits seit über zwei Wochen und die Sommerferien waren nur noch eine Erinnerung, die wie das Grün der Bäume langsam verblasste. Ich versuchte immer noch, mir einzureden, dass ich mich daran gewöhnen würde. Dass bald alles besser würde. Es fiel mir allerdings von Tag zu Tag schwerer. Mein Leben hatte einen Zustand der Ödnis erreicht, der kaum noch zu übertreffen war. Meine beste Freundin war nach Texas gezogen, Tausende Meilen von hier entfernt. Mein Vater, mit dem es jedenfalls hin und wieder was zu lachen gab, arbeitete, seit die Filiale von Stocklen Industries in Crowsville geschlossen worden war, in der Zentrale in Chicago und fuhr nur am Wochenende die 382 Meilen runter zu uns nach Wickwood.
Ich war also unter der Woche allein mit meiner Mutter, und ich musste feststellen, dass das Zusammenleben mit einer Person, die einem fremd war, noch viel einsamer machte als das Alleinsein. Vor allem, wenn sie einem ständig auf die Pelle rückte, mit ihrem Putzlappen wedelte und Belehrungen und Zurechtweisungen wie Staubflocken aufwirbelte, die sich in meinem Kopf zu dem einen Gedanken zusammenfügten: Du kannst es ihr sowieso nicht recht machen.
Alles an meiner Mutter war pragmatisch: die kurzen braunen Haare, die floral gemusterten Blusen mit den umgekrempelten Ärmeln, die kurzen Fingernägel, das automatische Lächeln. In der Küche trug sie natürlich eine Schürze, als ob Flecken auf ihren aschgrauen Tweedröcken auffallen würden. Wobei es überhaupt fraglic