: Carl August Sckell
: Das königliche Lustschloss Nymphenburg und seinen Gartenanlagen
: epubli
: 9783756529537
: 2
: CHF 1.20
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: Architektur
: German
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Endlich nach acht, in zarter Bekümmernis durchlebten Jahren, schenkte Adelheide ihrem geliebten Ferdinand das erste Kind, eine Prinzessin, und bald darauf einen Nachfolger Max Emanuel, dem später mehrere Kinder folgten. Wer war nun glücklicher als Ferdinand Maria! Sein frommer, häuslicher Sinn, seine angeborene Gemütlichkeit machten ihn ja so überaus empfänglich für die reinen Vaterfreuden. Unbegrenzt war seine Liebe und sein Dankgefühl gegen seine Gemahlin, die ihn nunmehr zum glücklichsten Vater gemacht hatte. Er überhäufte sie mit Liebes- und Dankes-Bezeugungen; und es war eben dieses Erkenntlichkeits-Gefühl, was den Kurfürsten bewog, seiner lieben Gemahlin ein Geschenk zu machen, für dessen Besitz sie vielleicht schon früher eine Neigung gezeigt hatte, und welches Geschenk Veranlassung gab zu Nymphenburgs Entstehung. Inhaltsverzeichnis I. Nymphenburgs Entstehungs-Geschichte II. - Das Schloss Die Schlossgebäude III. Der Garten Die große Tour Die kleine Tour Die Parterre Die Gewächshäuser Die St. Magdalena Kapelle, oder die Eremitage Pagodenburg Marmorkaskade Pan Badhaus, auch die Badenburg genannt Die Wasserfahrt auf dem See der Wasserschlitten Die Wassermaschinen Die Biber Amalienburg Prinzengärtchen Kabinett-Gärtchen IV. Der Ort Nymphenburg und dessen nächste Umgebung Königliche Porzellan-Manufaktur Gasthäuser Hartmannshof Der Hirschgarten Anmerkungen

Carl August Sckell (* 14. November 1793 in Karlsberg; ? 10. Juli 1840 in München), Schreibung auch Karl Sckell oder Skell, war ein deutscher Gartenarchitekt und Lithograf aus der Maler- und Gärtnerfamilie Sckell. Er bekleidete das Amt eines bayerischen Hofgarten-Intendanten.

 

 

Nymphenburgs Entstehungs-Geschichte


§1.

Es war im Sommer des Jahres 1652, als die liebenswürdige Prinzessin Henriette Adelheide, Tochter Victor Amadeus, Herzogs von Savoyen und Enkelin Heinrichs IV. Königs von Frankreich, die geliebte Vaterstadt Turin und das schöne Geburtsland verließ, um hinzuziehen über die schneebedeckten Alpen nach dem fruchtbaren Bayerland, wo ihrer der Bräutigam sehnsuchtsvoll entgegenharrte. Es war ein glänzender Zug aus 360 Personen bestehend, und angeführt von dem Ober-Hofmarschall Grafen Kurz, der die schöne Braut dem künftigen Herrscher über Bayerns glücklichen Gauen — dem Kurfürsten Ferdinand Maria zuführte.

 

§ 2.

Ferdinands Vater, Maximilian I., der große Heerführer und würdige Gegner Gustav Adolphs, während des 30jahrigen Krieges, der Held des katholischen Glaubens, hatte noch kurz vor seinem Tod für seinen geliebten Sohn und Nachfolger die schöne und geistreiche Henriette von Savoyen als Gattin ausersehen; die Freude aber, seinen väterlichen Seegen über das Haupt der geliebten Kinder auszusprechen, war ihm nicht mehr geworden; denn er starb gegen das Ende des 1651sten Jahres, noch ehe sein Sohn Ferdinand die Volljährigkeit erreicht hatte. Des Kurfürsten Witwe, Maria Anna, und der Bruder des Verstorbenen, nämlich Herzog Albrecht führten nun die Verwaltung der Kur und des Herzogtums Bayern bis zum Jahre 1654, in welchem Ferdinand Maria die Regierung des Landes selbst antrat.

 

§ 3.

Nach dem Willen des weisen Vaters geschah nun die Vermählung seines Sohnes, und mit liebender Sehnsucht sah der junge Fürst der Ankunft seiner schönen Braut entgegen, die auch am 17ten Tage des Brachmonats im oben bezeichneten Jahr bei Kufstein ihr neues Vaterland betrat.

Der bayerische Hofmarschall Freiherr von Metternich harrte daselbst der fürstlichen Braut, um sie im Namen der Kurfürstin Mutter zu begrüßen; und als der Gesandte mit Ehrfurcht sich seines Auftrags entledigt hatte, sieh da trat aus der Mitte des glänzenden Gefolges ein junger Page hervor, nahte sich mit festem Schritte, aber ehrerbietiger Miene der jungen Prinzessin, und überreichte ihr einen Brief mit dem Bildnis des künftigen Gemahls. Braune Locken umwallten seinen jugendlichen Nacken, Freundlichkeit und Offenheit strahlten im Antlitz des schönen Jünglings und Sanftmut und Liebe verkündete das warme dunkle Auge. Mit jungfräulicher Schüchternheit empfing Adelheide aus der Hand des schönen Pagen das willkommene Geschenk; wie aber bebte die zarte Hand, wie färbten sich die holden Wangen mit keuschem Erröten, als sie in dem vermeintlichen Boten den jugendlichen Bräutigam selbst erkannte. Blicke innigster Liebe und der freudigsten Rührung lohnte diesem die schöne Überraschung.

 

§ 4.

Adelheide war damals erst 16 Jahre alt, ihre körperlichen Reize, die Vorzüge eines sehr gebildeten Geistes, und eine bezaubernde Anmut und Liebenswürdigkeit in geselliger Unterhaltung machten sie zu einer der vollkommensten ihres Geschlechtes. Sie liebte die schönen Künste und war selbst des Gesanges mächtig, den sie mit der Laute zu begleiten pflegte. Sanft waren ihre Züge, zart ihr Körper, doch reizbar ihr Gemüt. Ferdinand, ihr an Alter gleich, war ein schöner, braunlockiger Jüngling, sanft und gütig gegen jedermann, zur Frömmigkeit erzogen, doch in des Wissens Fächern wohl bewundert. Der weise Vater selbst hatte ihn in den Geschäften der Staatsführung unterrichtet, ja einen Schatz von Weisheit und Erfahrung ihm noch schriftlich hinterlassen.

 

§ 5.

So waren Ferdinand Maria und Henriette Adelheide mit Tugenden ausgestattet, die eine sichere Grundlage ihres künftigen ehelichen Glückes bildeten. Was mit Liebe begann, wurde auch mit Liebe fortgesetzt, ihr ganzes Leben hindurch. Das Eine lebte nur für das Andere, und Ferdinandens und Adelheidens Glück würde das vollkommenste gewesen sein, wenn nicht ein Umstand den heiteren Himmel