1. KAPITEL
Sechs Monate später
Kaleb wachte in einem leeren Bett auf. Helles Sonnenlicht strömte durch die Fenster des mondänen Hotelzimmers.
Wo war er? Und warum war er …?
Abrupt richtete er sich auf.Whoa. Er war die ganze Nacht hier gewesen?Teufel auch!
Das war ihm seit Langem nicht mehr passiert. Er hatte eins seiner Tabus gebrochen. Es gab nur eine sinnvolle Erklärung: Er war gestern Abend erschöpfter gewesen als gedacht. Nach dem furchtbaren Tag allerdings kein Wunder.
Erinnerungsfetzen an den gestrigen Abend verfolgten ihn. Sanfte, verlangende Küsse auf seinem Körper. Hände, die erogene Zonen fanden, von denen er nicht wusste, dass er sie hatte. Und eine Explosion, die ihn erschütterte wie nichts zuvor. Sein Körper reagierte nur bei dem Gedanken daran.
Aber bei der Frau die Nacht verbringen?
Verdammt. Zum Glück hatte sie nicht gewartet, bis er aufwachte. Das hätte unbehaglich werden können, ganz gleich, wie wundervoll sie sich angefühlt hatte. Wie verführerisch ihr Duft war. Nein, er hätte sie auf den Mund geküsst und sich verabschiedet. Kaleb verlor sich in Bildern. Nun, vielleicht hätte er den Abschied etwas hinausgezögert, um sie noch einmal zu genießen.
Nicola.
In Gedanken murmelte er ihren Namen. Schmeckte ihn auf der Zunge. Ihren Nachnamen kannte er nicht. Es war nicht wichtig gewesen. Wichtiger waren ihre Augen, die Blicke, die sie ihm in der Bar immer wieder zugeworfen hatte. Mit einem Hauch Unsicherheit, der ihn anzog. Also ging er zu ihr und lud sie zu einem Drink ein. Sie sagte nicht Nein. Eine halbe Stunde später verließen sie die Bar und nahmen sich ein Hotelzimmer. Was dann passierte, war …
Der Himmel auf Erden.
Nein. Nicht der Himmel. Nur eine weitere Nacht. Mit einer weiteren Frau.
Abgesehen davon, dass er eingeschlafen war, im Arm ihren nackten Körper – statt wie sonst aufzustehen, sich anzuziehen und zu gehen. Warum? War es der besondere Reiz, mit einer völlig Fremden zusammen zu sein?
Vielleicht. Andererseits war es nicht sein erster One-Night-Stand dieser Art. Aber dass er seine Gründe genau sezierte, konnte doch nur bedeuten, dass es diesmal anders gewesen war.
Blödsinn. Gut, dass er sie nicht nach ihrem vollen Namen gefragt hatte.
Von Bindungen die Finger zu lassen, war die beste Entscheidung, die er je getroffen hatte. Warum auch immer er hiergeblieben war, änderte nichts daran.
Kaleb streckte sich lang aus und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. Diese Nicola würde er wahrscheinlich nie wiedersehen, es sei denn, sie besuchte die Bar öfter. Allerdings hätte er schwören können, dass er sie dort zum ersten Mal gesehen hatte. Allein. Und was er in ihrem Blick las, weckte Regungen, die er längst für tot gehalten hatte.
Okay, vielleicht nicht tot, aber untergetaucht in einem Meer der Ernüchterung.
Verflucht, er wollte dem nicht nachspüren.
Er trieb sich aus dem Bett und unter die Dusche, drehte sie voll auf. Ihm blieb eine Stunde, bevor er zur Arbeit musste. Umziehen würde er sich in seinem Büro und schon bald sämtliche Gedanken an die letzte Nacht und die geheimnisvolle Frau aus seinem Kopf vertreiben. Zurückkehren in das Leben, das er kannte und wollte. Ohne die Candices, Melanies oder Nicolas dieser Welt, die es auf den Kopf stellten, bis er sich fragte, ob seine Entscheidung, Junggeselle zu bleiben, richtig war. Oder die, nie Vater zu werden.
Es war und blieb der beste Entschluss