1. KAPITEL
Warum? Warum musste jemand es ausgerechnet heute, wo sie ohnehin spät dran war, noch schlimmer machen?
Wütend betrachtete Ellie den Wagen, der gerade auf den einzigen freien Ärzteparkplatz fuhr und den sie genauso wenig kannte wie den Fahrer. Er gehörte jedenfalls nicht zum Team und durfte deshalb auch nicht hier parken.
Es schien ihn nicht zu stören. Entweder wusste er es nicht, oder es störte ihn nicht, doch er schenkte ihr ein Lächeln, als er ausstieg. Dann verriegelte er den Wagen und ging zur Praxis, ohne sich noch einmal umzublicken.
Für wen hielt dieser dreiste, arrogante Kerl sich eigentlich? Ihr fehlten die Worte. Das teure Auto, der glatte Charme, die selbstbewusste Haltung – ganz zu schweigen von seinem geradezu unverschämt guten Aussehen. Offenbar war er ein Mann, bei dem immer alles glattgelaufen war. Aber jetzt nicht. Ganz gleich, wer er war – wahrscheinlich ein Pharmavertreter –, er würde gleich die Quittung bekommen.
Immer noch aufgebracht, fuhr sie rückwärts auf den letzten freien Parkplatz, der eigentlich etwas zu schmal war, und hörte hinten prompt ein Knirschen. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Nachdem sie ein Stück von der Wand weggefahren war, zwängte sie sich aus der Tür, knallte sie zu und ging über den Parkplatz.
Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Seiner schon. Falls er sich noch im Empfangsbereich aufhielt …
Und das tat der Fremde. Die Hände lässig in die Hosentaschen geschoben, plauderte er gerade mit der Empfangsdame Katie, bei der sein Charme offenbar wirkte.
Ellie betrachtete seine breiten Schultern, die perfekten Hüften, den ebensolchen Po und die muskulösen Beine. Wahrscheinlich trainierte er irgendwo in einem schicken Fitnessstudio. So einen Po bekam man nicht durch Zufall.
Widerstrebend ließ sie den Blick höher schweifen.
„Sie stehen auf einem für Ärzte reservierten Parkplatz“, informierte sie ihn mühsam beherrscht, woraufhin er sich lächelnd zu ihr umwandte.
„Ja, ich …“
„Ich weiß, es gibt nicht viele Parkplätze, aber warum haben Sie sich nicht einfach woanders hingestellt? Oder war das der einzige Platz, der für Ihr Ego groß genug war? Dank Ihnen habe ich jetzt eine Schramme am Wagen und komme zehn Minuten zu spät. Meine Patienten warten schon auf mich.“
Unmerklich zog er die Brauen hoch. Hinter ihm sah sie Katie wild gestikulieren, doch sie ignorierte sie.
Langsam schüttelte er den Kopf. „Vielleicht müssen Sie früher aufstehen“, erwiderte er leise.
„Und vielleicht sollten Sie lesen lernen!“
„Ellie! Dr. Kendal!“ Katie, die noch verlegener wirkte, stand auf, während der Fremde lässig lächelte.
„Ich glaube, wir fangen noch einmal von vorn an.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Kendal. Ich bin Nick Cooper.Dr. Nick Cooper.“
Der neue – und sehnlich erwartete – Kollege.
Brillant.
Warum tat sich der Boden nicht unter ihr auf und verschluckte sie?
Nick musste ein Lachen unterdrücken.
Offenbar sprachlos, schüttelte Dr. Kendal den Kopf, murmelte dann so etwas wie eine Entschuldigung und flüchtete durch den Personaleingang. Er ließ die Hand sinken, zuckte die Schultern und lächelte die Empfangsdame an, die entsetzt und fasziniert zugleich wirkte.
„Das ist also Dr. Kendal“, bemerkte er leise.
„Ja. Ellie. Es tut mir so leid, normalerweise ist sie sehr nett. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.“
Nick ver