1. KAPITEL
An manchen Tagen wünschte Evie Cooper, sie könnte sich klonen, und heute war definitiv so ein Tag.
Und als reichte es nicht, dass sie sich für den Erfolg der Gala, mit der das Hope-Kinderkrankenhaus an diesem Abend eröffnet werden sollte, verantwortlich fühlte, wurde sie von zu Hause mit scheinbar dringenden Textnachrichten bombardiert.
Hast du die neuen Teststreifen für mein Blutzuckermessgerät besorgt?
Sie schrieb ihrem Vater zurück:
Ja. Aber ich werde heute erst spät zurück sein. Hast du noch welche?
Ich glaube, einen habe ich noch.
Kurz überlegte Evie, ihm zu schreiben, dass es das nächste Mal vielleicht eine gute Idee wäre, ihr eher Bescheid zu geben, aber sie wurde von ihrer Kollegin Michelle abgelenkt.
„Die Caterer sind da und fragen nach dir.“
„Sag ihnen, sie sollen im Konferenzraum aufbauen. Ich komme, wenn ich Zeit habe.“
Ihr Telefon piepte erneut.
Wo ist meine Skinny-Jeans?
Sie antwortete:
Keine Ahnung.
Ich hab sie VOR TAGEN zur Wäsche gelegt! Ich brauche sie heute Abend für die Schuldisco!!
Darauf antwortete Evie nicht. Denn ängstlich aussehende Leute näherten sich ihrem Empfangstisch.
„Willkommen auf der Intensivstation.“ Sie lächelte. „Sie sind bestimmt Mr. und Mrs. Taylor? Die Großeltern von Baby Cameron?“ Sie war gewarnt worden, dass sie auftauchen könnten.
Der Mann nickte. „Wir machen uns solche Sorgen und haben gehofft, den Kleinen sehen zu können.“
„Ich verstehe.“ Evie nickte mitfühlend. „Ihre Tochter ist natürlich gerade bei ihm, aber es hängt davon ab, wie gut es ihm geht, ob noch weitere Besucher dazukommen dürfen.“
„Aber wir sind seine Großeltern.“ Die Frau presste ein Taschentuch an ihre Nase. „Wirmüssen ihn sehen.“
„Ich weiß.“ Evie lächelte weiter. „Aber wir haben viele kranke Babys auf unserer Neugeborenen-Intensivstation, und wir müssen dafür sorgen, dass unser Pflegepersonal nicht von seiner Arbeit abgelenkt wird. Bitte nehmen Sie im Wartebereich Platz. Ich spreche mit dem zuständigen Arzt.“
Als es erneut in ihrer Tasche piepte, stellte Evie ihr Telefon lautlos. Ihre Schwester war vierzehn, nicht mehr fünf … wie zu dem Zeitpunkt, als ihre Mutter gestorben war. Und damit war Stella alt genug, um ihre Wäsche selbst zu sortieren.
Es brauchte etwas Diplomatie, um die Taylors zu beschwichtigen. Dann hatte Evie die Idee, dass Camerons Mutter ein Foto ihres Frühchens machen und in den Wartebereich kommen könnte, um ein paar Minuten mit ihren Eltern zu sprechen.
Bestimmt blieb es jetzt zumindest so lange ruhig, dass Evie in den anderen Krankenhausflügel flitzen konnte? Als Vorsitzende des Komitees, das die Gala heute Abend organisierte, wollte sie sichergehen, dass die Dekorationen im Konferenzraum vollständig waren und alles funktionierte.
Aber ihre Kollegin Michelle sah sie mit großen Augen an, und ihr war sofort klar, dass irgendetwas Ungewöhnliches los war.
„Es sind Leute vonChat Zone hier“, flüsterte Michelle.
Evie runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
„Das ist dieses Gesellschaftsmagazin, das im Privatleben aller berühmten Leute rumschnüffelt. Sie berichten über die Gala heute Abend. Jemand hat sie zu dir geschickt.“
„Warum das denn?“
„Keine Ahnung.“ Michelle grins