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Falsche Sicherheiten
Jack war erst drei Monate bei uns, als es mit der Übelkeit losging. Keine, die mit einem verdorbenen Magen zusammenhing, sondern eine Art ständiger Brechreiz, der frühmorgens am schlimmsten war. Da ich es kaum zu hoffen wagte, kaufte ich mir, ohne John einzuweihen, einen Schwangerschaftstest und erzählte es meinem Mann erst, als ich das Ergebnis hatte.
»Ist ja irre! Wahnsinn! Juhu!«, rief John. Normalerweise drückte er sich gewählter aus, besitzt sogar einen Uniabschluss. »Lass uns feiern! Heute Abend! Hol Jack, und wir gehen essen. Nein, wenn ich es mir recht überlege: Mach es dir gemütlich und leg die Beine hoch, und ich hole Jack.«
Ich lachte, als John die Treppe hinaufstürmte, um Jack von seiner ihn gänzlich vereinnahmenden Rapmusik loszueisen, die lief, sobald er in seinem Zimmer war. Eine Stunde später saßen wir zu dritt an einem Ecktisch unseres Lieblingsitalieners, und John brachte einen Toast aus: »Auf Cathy: Bravo, Glückwunsch. Und auf Jack, weil er so gut in der Schule war.«
Während wir unsere Sektgläser erhoben, warf ich Jack ein Lächeln zu. Sein Glas war nur zu einem Viertel gefüllt, was uns für sein Alter angemessen erschien – ein paar Schlucke würden ihn nicht umbringen, und es war wichtig, dass er sich einbezogen fühlte.
»Ich erwarte ein Baby«, sagte ich leise zu Jack, der nicht ahnen konnte, warum John an seine Zimmertür gehämmert und ihm – unfähig, seine Begeisterung zu zügeln – befohlen hatte, sich in sein bestes Outfit zu werfen, da wir ausgehen und feiern wollten.
Jack lächelte etwas verlegen und nahm einen Schluck. »Woraus wird Sekt eigentlich gemacht?«, fragte er, das Gesicht verziehend.
»Aus Trauben, genau wie Wein«, erwiderte John. »Aber es ist eine besondere Rebsorte, und der Gärungsprozess ist ein anderer.«
»Haut mich nicht vom Hocker«, meinte Jack. »Kann ich ein Bier haben?«
»Nein«, riefen John und ich im Chor. »Dazu bist du zu jung«, fügte ich hinzu. »Du kannst eine Cola haben, wenn dir der Sekt nicht schmeckt.«
Sich um Jack zu kümmern hieß vor allem, Zugeständnisse zu machen, und John und ich mussten Entscheidungen treffen, was Jack gemäß gesundem Menschenverstand tun durfte oder auch nicht. Da wir keine Übung im Umgang mit Teenagern hatten und uns die Erfahrung mit eigenen halbwüchsigen Kindern fehlte, verließen wir uns auf das, was wir für einen fünfzehnjährigen Burschen für angemessen hielten. Wollte Jack daher abends mit seinen Kumpels ausgehen, musste er an Schultagen um neun, am Wochenende um zehn zu Hause sein. Jack war es gewohnt, recht viel mit seinen Freunden abzuhängen, was John auf zweimal die Woche reduzierte, da am Schuljahresende wichtige Prüfungen anstanden. Wir wollten wissen, wohin er ging, und verlangten, dass er uns, wenn er einen Freund besuchte, eine Telefonnummer hinterließ. Jack hatte sich unseren »Regeln« nie widersetzt, ja schien sogar positiv auf die von uns gezogenen Grenzen zu reagieren; er begriff, dass sie seinem Wohl dien