: Viveca Sten
: Tödlicher Mittsommer Ein Fall für Thomas Andreasson
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462305609
: Thomas Andreasson ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der spannende sommerhelle Krimi aus Schweden Es ist ein heißer Julimorgen auf Sandhamn im Stockholmer Schärengarten. Eine männliche Leiche liegt angespült am Weststrand der Insel. Als eine gute Woche später nicht weit davon entfernt eine brutal ermordete Frau aufgefunden wird, muss sich Thomas Andreasson von der Polizeidienststelle Nacka des Falls annehmen. Anhaltspunkte gibt es kaum. Was verband die Toten mit Sandhamn? Welche Geheimnisse verbergen sich in dem kleinen Ort? Gequält vom Verlust seiner neugeborenen Tochter und von einer zerbrochenen Ehe stürzt Thomas sich in die Ermittlung. Unerwartete Hilfe bekommt er dabei von seiner Jugendfreundin Nora Linde, die mit ihrer Familie die Sommermonate auf der Insel verbringt. Ein Mörder geht um in der Ferienidylle, und der Druck auf die Polizei wächst. Thomas Andreasson muss den Täter finden, bevor noch ein Mensch stirbt ...

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.
Inhaltsverzeichnis

Donnerstag, erste Woche

Kapitel 7


Als Thomas am Donnerstagmorgen in seine Dienststelle kam, war Carina bereits da. Sie übergab ihm den Bericht, der von den Gerichtsmedizinern abgezeichnet gerade eingetroffen war.

»Thomas, der Obduktionsbericht ist eben gekommen. Der Tote von Sandhamn ist tatsächlich Krister Berggren, genau wie du vermutet hattest. Seine Brieftasche steckte in der Jacke, und man konnte noch lesen, was auf dem Führerschein stand, obwohl er so lange im Wasser gelegen hatte.«

Während Thomas den Bericht durchlas, betrachtete Carina ihn verstohlen. Schon seit ihrem ersten Tag auf dem Polizeirevier hatte sie ihn immer wieder heimlich angesehen. Da war etwas an ihm, das sie anzog, ohne dass sie genau sagen konnte, was es war.

Er hatte blondes Haar, dick wie eine Pferdemähne. Es war sehr kurz geschnitten, und sie ahnte, dass es wohl wuchs, wie es wollte, wenn man es nicht bändigte. Er hatte etwas von einem Naturburschen an sich, man konnte sehen, dass er sich gerne draußen aufhielt. Um seine Augen waren Unmengen kleiner Fältchen vom jahrelangen Blinzeln in der Sonne. Er war durchtrainiert und außerdem sehr groß. Sie selbst war ein ganzes Stück kleiner als Thomas.

Ihm wurde nachgesagt, ein fähiger Polizist zu sein, einfühlsam und gerecht. Ein untadeliger Kollege, mit dem man gern zusammenarbeitete. Seine sympathische Art machte ihn beliebt, obwohl er eine gewisse Distanz zu seinem Umfeld wahrte. Niemand kam so richtig an ihn heran.

Nach allem, was Carina zu Ohren gekommen war, hatte er vor gut einem Jahr seine kleine Tochter verloren. Danach war die Ehe zerbrochen und geschieden worden. Man munkelte, das Mädchen sei den plötzlichen Kindstod gestorben, aber niemand wusste etwas Genaues.

Lange Zeit war er sehr deprimiert gewesen, aber seit Kurzem begannen die Lebensgeister wieder zurückzukehren. Zumindest, wenn man dem Klatsch im Büro glauben durfte.

Carina war im vergangenen Jahr mit niemandem enger zusammen gewesen, hatte nur hin und wieder eine lockere Verabredung gehabt. Mit Typen in ihrem Alter, die sie langweilten. Thomas, der auf die vierzig zuging, war da etwas ganz anderes. Er sah nicht nur gut aus, er war auch ein erwachsener Mann, kein unreifer Junge. Außerdem hatte er etwas an sich, das sie im Innersten berührte, ohne dass sie es näher benennen konnte. Vielleicht war es gerade die Traurigkeit, die unter der Oberfläche lag. Oder die Tatsache, dass er sie kaum zu beachten schien, was ihr Interesse nur noch verstärkte.

Sie wusste, dass sie nicht schlecht aussah, sie war klein und zierlich, und beim Lächeln zeigte sich ein Grübchen in ihrer linken Wange, das die Leute immer zu Kommentaren veranlasste. Normalerweise bekam sie jede Menge Bestätigung vonseiten der Männer, aber Thomas behandelte sie genau wie alle anderen, trotz ihrer kleinen Einladungen.

Carina hatte begonnen, sich um Thomas herum nützlich zu machen. Manchmal brachte sie Croissants oder Zimtschnecken zum Vormittagskaffee mit und bot Thomas davon an. Wenn sie Dienstbesprechung hatten, versuchte sie, sich in Thomas’ Nähe zu setzen, und gab sich Mühe, seine Aufmerksamkeit einzufangen. Aber bisher hatte alles nichts genützt.

Jetzt stand sie zögernd in der Türöffnung, während Thomas das Obduktionsprotokoll studierte. Ihr Blick ruhte auf seiner Hand, die den Bericht hielt. Sie fand, dass er sehr sensible Finger hatte, lang und schmal, mit schön gerundetem Nagelbett. Ab und zu fantasierte sie darüber, wie es wohl wäre, wenn diese Finger sie berührten. Vor dem Einschlafen stellte sie sich manchmal vor, wie seine Hände sie am ganzen Körper s