: K. Höfer, Dr. Peter Hesse
: Das große Tipp-Kick Buch Geschichte& Regeln, Technik& Zubehör, Prominente& Anekdoten
: Humboldt
: 9783869108711
: 1
: CHF 11.60
:
: Spielen, Raten
: German
: 209
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Erstmals wird die Welt des Tipp-Kick in einem Buch vorgestellt, angereichert um zahlreiche Anekdoten mit vielen Prominenten, die von dem Journalisten Peter Hesse zusammengetragen wurden.

1 Anpfiff – von Apothekenmöbeln bis hin zum Tischflutlicht (S. 100-101)

Karl Mayer war ein Hersteller von Apothekenmöbeln. Er scheiterte wie so viele Tüftler vor und nach ihm am Spielermaterial, so richtig brachte der vorhandene Werkstoff nicht das gewünschte Endergebnis. Wenn im Fußball Spieler nicht funktionieren, werden sie verkauft. So auch hier. Mayer verkauft sein Patent an Edwin Mieg, der sich als Interessent meldet. Ir gendetwas fas ziniert Mieg an diesem Patent: Ein Spiel, welches Miniaturfußball in die hei mische Stube bringt. Karl Mayer hatte ur sprünglich 1924 die zündende Idee für das Spiel, die sich Groß- vater Edwin Mieg, ein Uhren exportkauf mann aus dem Schwarzwald, per Patent sichern ließ. Am 12. April 1924 wurde das Patent auf das Spielzeug beurkundet. Der Patent-An spruch lautet: „Fußballbrettspiel – dadurch ge kennzeichnet, dass Aufstellfigu ren mit de ren Füßen in bekannter Weise Stoß be we gun gen aus - führen. Ein mit mehreren Abflachungen, und von verschiedener Farbe, versehener Ball kommt hinzu. Dieser Ball kann von seiner Gestalt her dem bekannten Würfel zugeordnet werden."

Mieg baute mit Spezialmaschinen funktionierende Spieler und präsentierte das Spiel 1924 auf der Leipziger Messe. Mangels eines angemieteten Standplatzes, dafür fehlten notwendige finanzielle Mittel, wird das Rohpatent auf einem Treppenabsatz vorgeführt. Der erste Großauftrag folgt umgehend. Ein Sporthaus aus Chemnitz bestellt direkt 144 Spiele. Damit ist die Erfolgsstory angeschoben. Der Pionier Edwin Mieg. Der Mathematiker John von Neumann schreibt 1928 einen Aufsatz über die Theorie von Gesellschaftsspielen. Strategische Spie le sind solche, bei denen Entscheidun gen der Spieler im Vordergrund stehen. Optimale Strategien berechnen sich daraus. Wenn die eine Seite einen Verlust hinnehmen muss, bedeutet das einen Gewinn für die andere Seite. Ein System, das langfristig auch auf Wirtschaftsabläufe oder auf Machenschaften des Krieges übertragbar ist.

Der Mathematiker John Forbes Nash jr. erweitert diese Spieltheorie 1950 um menschliche, irrationale Dimensionen und wird dafür im Jahr 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Kein Akteur, so heißt es verkürzt bei Nash, kann demnach davon profitieren, dass er seine Strategie verändert. Seine Konkurrenten aber auch nicht. Bei Mieg läuft alles quasi ohne Konkurrenz ab. Im Jahr 1931 konnten schon über 16 000 Spiele verkauft werden. Insgesamt sind bis heute über sechs Millionen Spiele an die Fans gebracht worden. Und die sind rührig. Es gibt eine Mannschafts- Bundesliga, eine 2. Bundesliga, Oberligen und Verbandsligen mit insgesamt etwa 80 Vereinen. TKC Blau-Schwarz Harlaching, Celtic Berlin, Vitesse Mayence e. V., SK Schangel und die TFG Hildesheim ’38 sind neben vielen an - deren die Mannschaften die am laufenden Band für Fu rore sorgen.

In Österreich und in der Schweiz gibt es auch ein paar Vereine, und langsam wird Australien infizieret. Fußballbesessene Länder wie Brasilien oder Italien sind noch fahle TIPPKICK- Einöden, die es zu kul ti vieren gilt. Aber wie kommt Edwin Mieg ausgerechnet von Uhren zu Tischfußball? Das könnte man auch die Firma Nokia aus Finnland fragen. Heute ist sie Weltmarktführer in der Handy- Herstellung, früher handelte sie mit Gummistiefeln.
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