: Gaby Guzek
: Patient in Deutschland Verraten und verkauft
: Humboldt
: 9783869108377
: 2
: CHF 11.60
:
: Allgemeines
: German
: 225
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

- Gesundheit nach Kassenlage: der Patient als Spielball der Politik 
- Alles für jeden - das geht nicht mehr - Von Reformen und Reförmchen 
- Im Griff der Lobbyisten und Konzerne 
- Wo versickert das Geld der Krankenkassen? 
- Sparwahn, Absurdistan und Co. -Ärzte 
- Jammern auf hohem Niveau? 
- Startschuss für das große Kliniksterben 
- Die chaotische Gesundheitskarte 
- Der Pflegeskandal - und was wirklich dahintersteckt 
- Arzthelferinnen: Prellbock der Gesundheitspolitik 
- Beispiele:Ärztliche Leistungen und deren Vergütung 


Was tun? Die Krankenkassenbeiträge steigen und steigen: Ein durchschnittlicher Angestellter arbeitet jedes Jahr ganze zweieinhalb Monate nur für seine Krankenkassenbeiträge - gleichzeitig wird die medizinische Versorgung ständig schlechter. Lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt oder in der Klinik sind an der Tagesordnung, bei Medikamenten gibt es nur noch Billigpillen."Allen PR-Nebelbomben von Politikern zum Trotz: Wir haben schon lange eine klammheimliche Rationierung im deutschen Gesundheitswesen. Nur spricht keiner darüber. 

Das könnte ja Wählerstimmen kosten. Letztlich ist es aber kein anderer als Dr. med. Vater Staat selbst, der hinter den Kulissen die Strippen zieht und der - so scheint es mir - mehr die eigenen Finanzen als die Gesundheit seiner Bürger im Sinne hat", schreibt die Autorin Gaby Guzek in ihrem neuem Buch. Sie eröffnet einen Blick hinter die Kulissen des deutschen Gesundheitswesens, wie er bislang nicht da war: Wussten Sie, dass die gesetzlichen Krankenkassen mehr Geld für ihre eigene Verwaltung ausgeben als für die zahnärztliche Versorgung ihrer Versicherten insgesamt? Oder dass das Bundessozialgericht erst kürzlich einen 64-jährigen Pathologen dazu verurteilte, auch als Notarzt bereit zu stehen - obwohl der Facharzt seit mehr als 30 Jahren keinen lebenden Patienten mehr zu Gesicht bekommen hat und kurz vor der Rente steht?

Der Pflegeskandal – und was wirklich dahintersteckt (S. 184-185)

Schlagzeilen wie „die Pflege-Schande" sollten unlängst die Deutschen an die Kioske treiben. Angeblich hatten Experten skandalöse Zustände in deutschen Altenheimen und bei ambulanten Pflegediensten aufgedeckt. Natürlich ist die Vorstellung ein Horror, als Senior krank, alt und wehrlos zu sein. Die perfekte Reißer-Schlagzeile also. Bei Licht betrachtet wird hingegen klar: Die Pflege ist viel besser ist als ihr Ruf – und kämpft ihrerseits mit heftigen Problemen.

„Wie die Presse da über uns herfällt, finde ich einfach nur schlimm. Das ist alles weit überzogen", flucht Jörg Schomaker. „Sie malt ein Horrorbild, das mit der Realität einfach nichts zu tun hat. Klar müssen sich einige Dinge verbessern, aber so eine Generalschelte, das haben die vielen engagierten Pflegekräfte, die Heime und auch die ambulanten Pflegedienste nun wirklich nicht verdient." Schomaker weiß, wovon er spricht:

Er selbst hat den Pflegeberuf von der Pike auf gelernt. Seit 1976 ist er schon selbstständiger Pfleger, heute leitet er in Wiesbaden einen ambulanten Pflegedienst mit 50 Mitarbeitern. Auch er weiß, dass es in der Branche schwarze Schafe gibt. „Aber glauben Sie ernsthaft, dass jemand, der den Pflegeberuf gewählt hat und mit Menschen arbeiten will, einfach wegguckt, wenn ein Patient Hilfe braucht?", fragt er.

Vielmehr sei es die Politik, die es immer schwerer mache, Alten und Kranken die Fürsorge und Aufmerksamkeit entgegenzubringen, die sie benötigen. Auslöser des Presserummels war ein Bericht des „Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung" (MDK) – einer Institution, die selbst nicht unumstritten ist. Zwischen 2004 und 2006 hat er jeden dritten Pflegedienst und fast jedes zweite Pflegeheim unter die Lupe genommen. Sein Fazit ist kein Grund zum Jubeln, aber wer genau liest, erkennt sogar Fortschritte: „Die Pflegeeinrichtungen haben erkennbare Anstrengungen unternommen, um die Pflegequalität in den Pflegeeinrichtungen weiterzuentwickeln", bescheinigt der MDK einen positiven Trend.

Auf den ersten Blick sind die Zahlen trotzdem schockierend: Bei 34 Prozent der Pflegeheimbewohner und 30 Prozent der zu Hause Betreuten stellten die Gutachter des MDK Mängel bei der Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit fest. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass jeder dritte Pflegebedürftige hungert und dürstet – hier spielt die Bürokratie der Wirklichkeit einen heftigen Streich.

Zwar untersucht der MDK bei seinen Qualitätskontrollen stichprobenartig einzelne Patienten. Er sieht aber auch die Dokumentationsbögen der Krankenpfleger durch. Dort notieren sie zum Beispiel, wie viel ein Patient wiegt, um rechtzeitig zu erkennen, wenn er nicht genügend isst. Hat ein Pfleger in der Eile schlicht vergessen, das Gewicht eines Patienten aufzuschreiben, gilt das schon als Mangel bei der Ernährung – selbst wenn der Gepflegte satt, normalgewichtig und auch sonst rundum gut versorgt ist. Auf wirklich inakzeptable Zustände stießen die Prüfer bei der Versorgung von zehn Prozent der Heimbewohner und 5,7 Prozent der Kunden ambulanter Pflegedienste. Ohne Frage ist jeder Fall einer zu viel – aber auch hier gibt es Besserung: 2003 waren es noch 17,4 beziehungsweise 8,8 Prozent. Und nicht jeder Mangel entsteht durch Nachlässigkeit eines Heimes oder Pflegedienstes.
Copyright4
Table of Contents5
Front Matter8
Body10