Glück und schlechte Laune (S. 108-109)
Haben Sie schon mal erlebt, dass frisch Verliebte herumnörgeln?
Sogar Teenager, der Inbegriff der Nörgler, hören damit auf, wenn sie einen neuen Freund oder eine neue Freundin haben. Das Verliebtsein steht, so könnte man denken, deswegen in so hohem Ansehen, weil es uns ermöglicht, den ganzen negativen Ballast, der uns ohnehin umgibt, zu ignorieren. Der wirkliche Kick, den uns eine frische Liebe gibt, besteht darin, dass wir uns befreit fühlen, größer und sicherer, mit einem Wort, gelassener. Wir sehen das Leben durch die sogenannte rosarote Brille.
Auf einmal hat keiner mehr Macht über uns, auch nicht, wenn wir noch sehr jung sind, weder die Lehrer noch die Geschwister, die uns den Nachtisch wegessen. Im Gegenteil, wir geben den Nachtisch gerne her und lächeln dazu, wir sind schneller bereit, uns zu entschuldigen, wir bestehen nicht mehr auf unserem Recht … All diese Dinge fallen uns sehr leicht, wenn wir frisch verliebt und glücklich sind. Doch leider hält dieser Zustand nie lange an. Oder zumindest selten.
Diesen Zustand zu erreichen und zu bewahren, auch ohne frisch verliebt zu sein, wäre erstrebenswert! Kein Mensch hat Macht über zwei frisch Verliebte, denken wir an Romeo und Julia und die ganzen anderen Paare, die uns das beweisen. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir Robin und Maid Marian gleichen oder dem Sheriff von Nottingham?
! Kennen Sie einen glücklichen Bösewicht? ____________________________________ ____________________________________
Man kann es sich vornehmen, keine schlechte Laune mehr zu haben. Das ist eine lebenslange und ziemlich anstrengende Arbeit. Aber sie ist mit realistischen Fortschritten verbunden. In dem antiken Epos von Homer, der Odyssee, bereitet der Sohn des Odysseus, Telemach, eine Reise vor, und die Göttin Athene hilft ihm dabei. Einer der Ratschläge, die die Göttin dem jungen Mann gibt, lautet sinngemäß: „Ab jetzt keine schlechte Laune mehr, egal was kommt, kapiert?" Man muss dazu sagen, dass Telemach eine ziemlich schwere Jugend hatte: Der Vater war 20 Jahre lang auf Dienstreise, die Mutter oben eingeschlossen im Schlafzimmer, immer damit beschäftigt, einen Teppich zu weben und nachts wieder aufzutrennen, das Wohnzimmer voller alkoholisierter Verehrer, und ständig kamen Götter vorbei, um nachzusehen, wie die Sache stand. Aber sobald Telemach anfing, selbst die Initiative zu ergreifen, kam ihm das göttliche Prinzip der guten Laune zu Hilfe. Gute Laune ist göttlich! Das bedeutet so viel wie: Man ist den Göttern näher, wenn man gute Laune hat, wobei die wirklich gute Nachricht lautet, dass man das bewusst anstreben und erreichen kann. Helden haben keine schlechte Laune, Könige und Götter, Nymphen und Faune, Satyrn und Bacchantinnen …
Die gesamte Mythologie der Antike macht uns deutlich, dass die Heiterkeit, die ruhige und gelassene gute Laune, ein Zeichen dafür ist, dass das Schicksal es gut mit uns meint. |