: Steve Cavanagh
: Liar Thriller
: Goldmann
: 9783641304164
: Eddie-Flynn-Reihe
: 1
: CHF 12.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer ist gefährlicher - der Mann, der die Wahrheit kennt? Oder der, der die Lüge glaubt?
Leonard Howells durchlebt einen Albtraum: Seine Tochter Caroline wurde entführt und dabei lebensgefährlich verletzt. Nur einem Mann traut Howell zu, sie zu retten: Eddie Flynn. Eddie weiß, wie es ist, eine Tochter zu verlieren. Und als ehemaliger Betrüger und jetziger Spitzenanwalt kennt er alle Tricks, um seine Gegner hinters Licht zu führen. Doch als die Lösegeldübergabe scheitert und Leonard Howells selbst unter Verdacht gerät, sind plötzlich zwei Leben in Gefahr. Irgendjemand zieht im Hintergrund die Fäden in einem Spiel, das vor vielen Jahren begann. Und in dem Eddie bald nicht mehr weiß, wer die Wahrheit sagt, und wer lügt ...

Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und studierte in Dublin Jura. Er arbeitete in diversen Jobs, bevor er eine Stelle bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte und als Bürgerrechtsanwalt bekannt wurde. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor. Seine Thrillerserie um Eddie Flynn machte ihn zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren in Großbritannien und den USA.

KAPITEL EINS


Um kurz nach Mitternacht stand ich einigermaßen nüchtern draußen vor dem Haus, in meinem besten schwarzen Anzug, mit weißem Hemd und grüner Krawatte, die Schuhe poliert und die Haare gebürstet, während ich auf einen Wagen wartete, der mich mitten in einen wahren Albtraum bringen sollte.

Auf der West 46th Street war alles ruhig. Die Bar an der Ecke hatte schon Feierabend gemacht. Die letzten Restaurantbesucher mieden die Außentische. Sie blieben lieber drinnen und dankten Gott für die Erfindung der Klimaanlage. Ich stand erst fünf Minuten draußen auf der Straße, aber schon war mein frisches Hemd am Rücken durchgeschwitzt. Der Juli in New York ist in jeder Hinsicht heiß und feucht.

Im Sommer nahmen die Verbrechen zu, weil die Menschen verrücktspielten. Üblicherweise Menschen, die den Rest des Jahres kein bisschen verrückt waren. Den Kriminellen war es oft zu heiß, um sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, aber diesen Rückgang der Verbrechensrate glichen die ganz normalen Leute aus, die in der grausamen Hitze durchdrehten – die Hände feucht von Blut und Schweiß. In einem Augenblick der Raserei tun Menschen anderen Unvorstellbares an. Im Juli spielten sie alle verrückt.

Seit zwei Wochen litten wir unter einer rekordverdächtigen Hitzewelle, und auch das Dunkel der Nacht brachte keine Erleichterung.

Im Gegensatz zu den meisten Anwälten hatte ich keinen Aktenkoffer dabei. Und auch keinen Notizblock. Tatsächlich war ich nicht mal sicher, ob ich einen Stift bei mir hatte. In meiner Jackentasche befand sich ein einzelnes Dokument. Vier Seiten lang. Einzeilig beschrieben. Der Anwaltsvertrag zur Unterschrift meines neuen Mandanten. Was anderes brauchte ich nicht. Der Vorteil einer Ein-Mann-Kanzlei besteht darin, dass man nicht haufenweise Notizen machen muss, falls jemand anderes einen Fall weiterführen muss. Zeugenaussagen, Polizeiverhöre, Gerichtstermine, Geschworenenauswahl – abgesehen von der einen oder anderen irgendwo hingekritzelten Notiz hatte ich alles im Kopf. Ausnahmen waren Fälle, die wir alle am liebsten vergessen.

Während ich meinen Anzug vollschwitzte, fragte ich mich, ob der Fall, den ich übernehmen sollte, einer von denen sein würde, dieich in späteren Jahren am liebsten vergessen würde.

Der Anruf war vor gut zwanzig Minuten eingegangen, direkt übers Bürotelefon, nicht übers Handy. Entsprechend wollte ich erst gar nicht rangehen. Ein paar Auserwählte hatten meine Handynummer. Meine besten Mandanten, ein paar Freunde und die jeweiligen Innendienstler auf einem halben Dutzend Reviere, die mir Bescheid gaben, wenn irgendwelche interessanten Verhaftungen reinkamen.

Es war nach Mitternacht, also wusste ich, dass es weder meine Frau noch meine Tochter sein konnte. Was der Anrufer auch wollen mochte, es konnte warten.

Ich ließ den Anrufbeantworter anspringen.

»Das Büro der Anwaltskanzlei Eddie Flynn ist momentan geschlossen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht …«

»Eddie, ich weiß, dass du mich hörst. Bitte geh ran.« Eine männliche Stimme. Nicht mehr ga