: Ernst Bromeis
: rüffer&rub visionär / Jeder Tropfen zählt Schwimmen für das Recht auf Wasser
: Rüffer& Rub Sachbuchverlag
: 9783906304137
: &rub visionär
: 1
: CHF 12.70
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wasser ist die Grundlage des Lebens - für Mensch, Tier, Natur. Doch der Zugang zu sauberem Wasser ist weltweit immer mehr gefährdet - durch Verschmutzung, die globale Erwärmung oder verschwenderischen Verbrauch. Bereits heute verlassen pro Jahr mehrere Millionen Menschen als 'Klimaflüchtlinge' ihr Zuhause; gleichzeitig kaufen Weltkonzerne Wasserrechte, weil Wasser immer knapper und wertvoller wird. Das Ziel von Ernst Bromeis ist es, den Menschen bewusst zu machen, dass sauberes Wasser nicht unendlich vorhanden ist. Es darf nicht sein, dass rund 880 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Der Wasserbotschafter setzt sich mit spektakulären Aktionen dafür ein, dies zu ändern: Unter anderem durchquerte er 2008 zweihundert Seen im Kanton Graubünden, 2014 schwamm er rund 1200 Kilometer vom Lago di Dentro bis zur Mündung des Rheins in den Niederlanden. Ernst Bromeis will mit seinen Aktionen und dem Buch nicht nur für das Thema Wasser sensibilisieren, sondern auch allen Mut machen, sich gesellschaftlich zu engagieren und sich für Mensch und Umwelt einzusetzen.

Ernst Bromeis, 1968 geboren, ist in Ardez im Schweizerischen Unterengadin aufgewachsen. Nach dem Lehrerseminar unterrichtete er an der Primarschule in Zuoz. Anschließend folgten das Sportstudium an der Universität Basel und die Spezialisierung zum Trainer Spitzensport von Swiss Olympic. Nach der Spitzensportzeit folgten berufliche Jahre in der Kommunikation als Sport- und Eventmanager der Destination Lenzerheide und als Redaktor bei SRG/Radio Rumantsch. Ende 2007 gründete Bromeis 'Das Blaue Wunder' und ist seither hauptberuflich Wasserbotschafter und Expeditionsschwimmer. Parallel engagiert er sich in Schulen, Universitäten und in der Wirtschaft als Referent. Er war Mitinitiant der UNO-Weltwasserwochen in Scuol/CH und setzt sich für das Thema Wasser im Tourismus oder als Botschafter für das Wassersolidaritätsprojekt 'Solidarit'eau Suisse' der DEZA ein. Ernst Bromeis ist verheiratet mit der Theologin Cornelia Camichel Bromeis und Vater von drei Kindern. Er lebt mit seiner Familie in Davos Platz.

Kein blaues Blut,
aber ein »Blaues Wunder«

Was mir – trotz den Worten meines Vaters – lange fehlte, war der Mut loszulassen, um endlich meinen Weg zu gehen. Es ist nicht einfach, einen eigenen Weg zu gehen, wenn man in kleinen gesellschaftlichen Strukturen aufgewachsen ist. Das Unterengadin ist schön, aber auch schön eng. Die Menschen helfen sich gegenseitig und kontrollieren sich gegenseitig. Der Lebensfluss ist oft vorbestimmt. Vielleicht ist dies inzwischen anders geworden. Ich habe vor dreißig Jahren Ardez verlassen. Doch in meiner Erinnerung kommt auch ein Gefühl von Enge auf, wenn ich an die Zeit am Fluss Inn denke. Gerade meine romanische Muttersprache, deren Klang ich liebe, kennzeichnet die damalige Situation. Romanisch ist für mich auch ein Synonym für Bewahren oder Beschützen. Dieses für mich teils rückwärtsgerichtete Denken einer Minderheit, die sich immer wieder um das Verwalten der Kultur und Traditionen kümmert, lässt kaum Raum für neue Lebensentwürfe und deren Umsetzung. Es kam mir vor wie ein Leben im Einmachglas.

Symptomatisch war für mich eine Begegnung mit einem Unterengadiner Künstler. Weltbekannt, weltweit gereist, Immobilien auf verschiedenen Kontinenten, ein Kosmopolit. Im Gespräch fragte er mich vor ein paar Jahren: »Nu mancan a Tai ils larschs jelgs? Il tschêl blau da l’Engiadina Bassa?« Nein, antwortete ich, mir fehlen die gelben Engadiner Lärchen und ihr Kontrast mit dem blauen Himmel nicht. »Perche, am vess quai da mancar?« – »Warum sollte ich es vermissen?« Der Künstler konnte nicht verstehen, dass ich im Unterengadin aufgewachsen war und mir die Farben und Düfte nicht fehlen würden. Ich erwiderte, dass für mich die Lärchen in Davos oder der blaue Himmel in Lenzerheide die gleichen seien. Dieses Lokalkolorit, dieses Kategorisieren, dieses sich über andere Stellen gefällt mir nicht. Vielmehr liebe ich alle gelben Lärchen, den ganzen blauen Himmel und dies auch im Engadin, wie anderswo. Der Künstler verstand mich nicht.

Vielleicht bin ich kein »echter« Engadiner, denn durch meine Adern fließt nicht Blut mit dem »Gelb« und dem »Blau«, das man nur spürt, wenn man seit Jahrhunderten am Inn lebt. In mir fließt das Blut der Bromeis seitens meines Vaters und der Hateckes seitens meiner Mutter. Es waren deutsche Familien, die im Laufe ihrer Geschichte auswanderten, die unterwegs waren und sich niederlassen konnten, ohne immer wehmütig an das zu denken, was sie zurückgelassen hatten. Aus diesem patriotischen und selbstverliebten Universum wollte ich fliehen. Aus dieser Enge musste ich raus. Und dieses »Raus« zeigte sich mit großer Energie und mit Aggression. Die Aggressionen waren aber nie gegen außen, gegen die Einheimischen gerichtet. Ich respektiere das Dorfleben und die Gemeinschaften in Ardez, Bos-cha oder Guarda. Die Aggressionen waren gegen mich gerichtet, gegen innen. Die Gefühle waren nicht zu ertragen, und so versuchte und versuche ich die aufgestauten Aggressionen in positive Schaffensenergie umzuwandeln.

Vom »Blauen Wunder« war ich aber noch seemeilenweit entfernt. Nach dem Sportstudium und der Trainerausbildung und Trainertätigkeit konnte ich als Quereinsteiger im Tourismus beginnen. Mit der Arbeit als Sport- und Eventmanager der Destination Lenzerheide kehrte ich dem Rheinlauf folgend wieder nach Graubünden zurück. Die Zeit im Tourismus war geprägt von neuen Berufserfahrungen mit der Privatwirtschaft, und vor allem entdeckte ich die Welt der Kommunikation. Als Tourismusdestination gehört es zum Kerngeschäft, zu kommunizieren und sich im Markt zu positionieren. In dieser Zeit durfte ich bei der Kommunikation und Positionierung der Bike- und Langlaufdestination, aber auch bei der Führung von Sportveranstaltungen mitgestalten und vieles lernen und entdecken. Als Quintessenz dieser Jahre habe ich für mich notiert: »Die Welt dreht sich alleine, alles weitere ist Kommunikation!«

Nach einigen Jahren suchte ich eine neue Herausforderung, und fand sie in den Medien. Ich hätte auch auf Mandatsbasis für Swiss Olympic einen Job auf national tätiger Ebene annehmen können, doch entschied ich mich weiterhin für die Umgebung von Chur, weil Cornelia und ich geheiratet hatten und die Kinder unser Leben mitprägten.

Es folgte die kurze berufliche Zwischenetappe bei Radio e Televisiun Rumantscha RTR. Die Zeit als Radioredaktor sollte einschneidend sein. Einerseits bemerkte ich, dass ich lieber selbst aktiv das Geschehen mitpräge und agiere, anstatt als Journalist darüber zu berichten. Andererseits war ich an der Quelle verschiedenster Nachrichtengefäße: von der Romanischen Nachrichtenagentur ANR über die Schweizerische Depeschenagentur SDA bis zu den internationalen N