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Vanitas oder Der Traum des Sisyphos
Verlieren und wieder verlieren ist der Weg des Tao.
Laotse
Der Weise ist frei von Geschäftigkeit, der Tor ist gebunden durch sich selbst.
Szoszan
Weise erblicken nichts, was zu tun wäre, wie Schlummernde ruhen sie in sich selbst.
Ashtavakragita
Halte an nichts fest, und du wirst frei sein, wo immer du auch bist.
Rinzai
Was ein gutes und sinnerfülltes Leben ist und wie es verwirklicht werden kann, war seit der griechischen Antike bis in die frühe Neuzeit hinein auch im Westen das eigentliche Thema der Philosophie, und in den meisten Überlegungen hierzu zeigt sich, dass die Suche nach dem Sinn unseres Lebens von der Suche nach einem Zustand bleibenden Glücks und innerer Zufriedenheit nicht zu trennen ist.
Für Aristoteles führte ein gutes Leben zum Zustand der »Eudaimonie«, zu einem »glücklichen Geist«, in dem unser Wesen schließlich alle in ihm angelegten Qualitäten des höchsten Guten in sich selbst erkennt und so Ganzheit erlangt. Auch für ihn, den Schüler des Platon, ist tugendhaftes Handeln und Selbsterkenntnis noch der Weg zu wahrer Glückseligkeit, und der Erwerb vortrefflicher Tugenden, Fähigkeiten und Charaktereigenschaften auf dem Weg ist ihm das Zeichen eines geglückten Lebens.
Den Lehren Platons habe ich in diesem Buch viel Raum gewidmet, da sie das wichtigste Bindeglied zwischen der wahren, einer zeitlosen Lebensweisheit verpflichteten Philosophie des Westens und den philosophischen Lehren des Buddhismus und des Hinduismus darstellen.
Der Sisyphos-Mythos ist eine immer wieder berührende lehrhafte Darstellung der Conditio humana, und als solche wurde sie in der Antike auch gern erzählt. In der existenzialistischen und marxistischen Auffassung des Mythos wird Sisyphos als ein treffendes Bild für den modernen Menschen in seiner »Geworfenheit« betrachtet, ein Held des Absurden und der Arbeit, welcher den alten Göttern widersteht und mutig ihrem Gebot entgegenhandelt. Weil er so schlau ist, gelingt es ihm mehrmals, Thanatos, den Tod, zu überlisten. Durch einen Trick entflieht er diesem sogar einmal aus dem Hades, und zur Strafe wird er zwar von den Göttern zu einer sinnlosen, sich immer wiederholenden Tätigkeit verdammt, aber er ist stolz auf seine Kraft und seinen Widerstand und lässt sich nicht entmutigen.
Trotz der »vollkommenen Sinnlosigkeit« seines Tuns führt er seine monotone Arbeit mit munterem Sinn aus, und: »Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen«, so heißt es am Ende des bekannten existenzialistischen Essays von Camus über denMythos des Sisyphos.
Es ist interessant zu beobachten, wie in dieser gewagten Umdeutung aus dem, was den Griechen der Antike noch eine Strafe und Verdammung war – weil Sisyphos ähnlich dem Prometheus, der das Feuer stahl, in seiner Hybris gegen göttliches Gesetz verstoßen hatte –, für moderne Denker nun ein Gleichnis für den Normalzustand des heutigen Menschen und seines angeblich sinnlosen Lebens geworden ist.
Ich erwähne dies hier nur deswegen, weil auch heute noch viele, vor allem junge Menschen, vom deprimierend nihilistischen Denken des Existenzialismus und Absurdismus geprägt und beeinflusst werden, denn im schulischen und im universitären Rahmen sind diese Denkrichtungen immer noch en vogue.
In der zeitgenössischen akademischen Philosophie gelten die Themen »Sinnsuche« und »Lebensk