Eindrücke des Weltkrieges.
Von General-Feldmarschall August v. Mackensen.1
Von vielen Seiten bin ich gefragt worden, was im Weltkriege auf mich den größten Eindruck gemacht habe.
Ein weltgeschichtlicher Vorgang von der Dauer und der Bedeutung und mit den Überraschungen des seit August 1914 die Welt bewegenden und trotz des sogenannten Friedens von Versailles heute von Deutschlands Feinden noch keineswegs beendeten Krieges hat eine solche Fülle von Tatsachen eindrucksvollster Größe und verschiedenster Art gezeitigt, dass es schwer fällt, eine einzelne derselben als die eindrucksvollste hervorzuheben. Den Umschwung, der, alles in der Kriegsgeschichte bisher Dagewesene überbietend, im Herbst 1918 dem Ausgang des Waffenganges das Mal aufdrückte, stelle ich dabei außer Wettbewerb. Sein Eindruck ist unerreicht. Er hat die ganze Welt in Erstaunen versetzt und seine Folgen sind noch nicht abzusehen. Die mir gestellte Frage bezog sich auch wohl nur auf Vorgänge im Kriege selbst, auf Tatsachen, die von unmittelbarem Einfluss auf dessen operativen Verlauf gewesen sind.
Da muss ich zunächst gestehen, dass nach erfolgter Kriegserklärung die Erkenntnis auf mich tiefen Eindruck machte, dass wir nicht nur mit Franzosen und Russen, sondern mit der Feindschaft der halben Welt zu kämpfen hatten, dass König Eduards VII. Geist noch umging, und dessen von Northcliffes Zeitungshetze unterstützte Machenschaften tatsächlich den Erfolg hatten, der Welt eine Meinung über Deutschland einzuhämmern, die in ihrer lügenhaften Gehässigkeit uns kaum einen Freund übrig ließ. Dass man unserem jeder Grenzerweiterung abgekehrten Volke, unserem nur auf Frieden und Volkswohlfahrt bedachten Kaiser die Schuld am Kriege zusprechen, dass gebildete Ausländer ihr Besserwissen von Deutschlands Kultur und Wesen einer bezahlten Presse opfern, Worte wie „Barbaren“ und „Hunnen“ den rachsüchtigen, eitlen Franzosen nachbeten konnten, — dieses und all die anderen Begleiterscheinungen der sich offenbarenden Weltpsychose, riefen in mir einen Eindruck hervor, der mich an dem gesunden Menschenverstand und vielem anderen zweifeln ließ.
Als dann das Kämpfen wirklich begonnen hatte, und das deutsche Heer in Ost und West des Vaterlandes Grenzen geschützt und in Feindesland eingedrungen war, und ich die Ereignisse bei Tannenberg, an den masurischen Seen und bei dem wirksamen Stoß in die Flanken der „russischen Dampfwalze“ über Wloclawek und Kutno nach Lodz und Lowicz erlebt hatte, da war es das Heldentum des deutschen Soldaten vom General herunter bis zum vordersten Streifreiter und Musketier, Kanonier und Pionier, dessen erhebender Eindruck alle anderen beherrschte. Felix Dahns Mahnruf „Der Sieg ruht in der Zukunft dunklem Schoß, doch in uns selbst das Heldentum!“ war nicht verhallt. Ein durch Vaterlandsliebe und Erziehung tief gewurzeltes Heldentum war es, welches der russischen Übermacht nicht nur Stand hielt, sondern sie siegreich überwältigte. In meinem Herzen stellte ich schon damals auf das Siegesmal, dass ich in Gedanken auf dem Tempelhofer Felde erstehen sah, die Gestalt eines schlichten, deutschen Soldaten, dem, stürmend, das Gewehr in der Hand, der unerschütterliche Wille zum Siege aus dem Gesichte sprach.
Und dieser Eindruck vom Heldentum des deutschen Soldaten in der Front hat im Laufe des Krieges sich immer wieder erneut. In der Glut der Sonne und unter dem Druck des Staubes hielt dieses H